Mittelschwaebische Nachrichten
Was bleibt übrig von Söders Besuch?
Politik Ein stimmungsvoller Abend mit dem Ministerpräsidenten liegt hinter der hiesigen CSU. Doch die Partei durchlebt schwere Zeiten. Das bereitet Kopfzerbrechen, auch in Illertissen
Illertissen Am Tag nach dem beschwingten Auftritt von Ministerpräsident Markus Söder ist die Stimmung in der CSU gut: „Es war ein toller Abend“, sagt Ewald Ott, der die Veranstaltung mit organisiert hat. Er kann nun aufatmen: Mancher habe nämlich einen Eklat befürchtet, wenn politische Gegner mit Zwischenrufen stören sollten. Vorsorglich habe man noch Ju-mitglieder im Saal verteilt. Doch Misstöne gab es in Au nicht. Söder habe viel Zustimmung bekommen. Wohl auch, weil er sich in der mit über 400 Besuchern besetzten Weikmannhalle schlagfertig und offen präsentiert habe. Und länger geblieben sei, als vorgesehen. „Das ist gut angekommen“, sagt Ott. Den Fans werde der Besuch von Söder in Au sicher lang in Erinnerung bleiben. Und den anderen? Das wird sich bei der anstehenden Landtagswahl zeigen. Ott ist zurückhaltend: Am Wahlkampfstand bekommen er und seine Mitstreiter in diesen Tagen viel Kritik zu hören. Immer wieder fällt dann ein Wort: Berlin.
Für Bürgermeister Jürgen Eisen war es ein besonderer Abend – und er hofft, dass der in München seinen Nachhall findet. Der Illertisser Rathauschef nannte dem Landesvater einige Punkte, bei denen er sich mehr Unterstützung durch den Freistaat wünscht. Eisen erinnert sich noch an den Besuch von Ministerpräsident Alfons Goppel vor 44 Jahren, „da standen wir als Kinder am Straßenrand und haben mit Fähnchen gewunken“. Damals habe er sich niemals vorstellen können, einmal als Bürgermeister einen Ministerpräsidenten offiziell willkommen zu heißen. Nun kam es doch dazu. Eisen hatte einiges zu sagen. Auf seine Art. Respektvoll, aber deutlich.
Illertissen habe sich seit dem Besuch Goppels gut entwickelt, auch dank der staatlichen Gelder aus der Innenstadtsanierung. Allerdings habe man durch die Fusion der Landkreise Illertissen und Neu-ulm Ämter eingebüßt. „Es wäre schön, wenn wieder etwas käme“, sagte Eisen und spielte auf den Nuxit, den Ausstieg Neu-ulms aus dem Kreisverbund an, über den letztlich der Landtag entscheidet. Wenn die Donaustadt ausscheidet, machen sich andere Kommunen Hoffnungen auf den Kreissitz. Die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge (kurz: Strabs) durch die CSU bringe Ungerechtigkeiten mit sich, sagte Eisen an Söders Adresse. Betroffene Anlieger kritisierten dies immer wieder. „Ich hoffe auf eine gute Lösung gemeinsam mit dem Freistaat, für die Bürger.“Dringend sei der Aus- bau der Illertalbahn angeraten, auf der A 7 ein Tempolimit. Unfälle und Staus beherrschten die Nachrichten. Außerdem müsse für Artenvielfalt auf den Feldern und eine faire Unterstützung der Landwirtschaft gesorgt werden – eine, die sich nicht an der Fläche orientiert.
„Ich hoffe schon, dass er das alles mitnimmt“, sagt Eisen im Gespräch mit unserer Redaktion. Das bewege die Menschen in Illertissen, jetzt habe Söder diese Anliegen mal gehört. Damit sie besser in Erinnerung bleiben, werde er dem Ministerpräsidenten das Gesagte noch schriftlich nachreichen, so Eisen. Was die bevorstehende Wahl angeht, herrsche Unsicherheit: „Was da passiert, weiß niemand.“
Ganz nah an Söder waren am Sonntagabend die Mitglieder des Musikvereins Au: „ Es war ein unterhaltsamer Abend“, sagt Dirigent Bruno Merk, der mit seinen Musikern zuvor noch den bayerischen Defiliermarsch gründlich einstudiert hatte. Der sei Standard bei solchen Anlässen. Auch wenn man nicht oft vor einem Ministerpräsidenten spiele, große Aufregung sei nicht zu spüren gewesen. Wohl aber Freude: „Es ist toll, vor einem so vollen Haus zu spielen“, so Merk.
Das war mit Anhängern und Sympathisanten gefüllt, es gab viel Beifall, keine Buhrufe. „Zum Glück“, sagt Ott. Ob sich die gute Laune aber an den Wahlurnen fortsetzt – da ist man an der Parteibasis skeptisch. Für eine Alleinregierung der CSU wird es nicht reichen, sagen langjährige Parteimitglieder in Illertissen. Daran würden wohl auch bejubelte Wahlkampfauftritte Söders nichts ändern. Man werde sich wohl mit einer Koalition mit Grünen oder Freien Wählern abfinden müssen.
Dass die Menschen mit der Politik hadern, bekommt Ott derzeit im Wahlkampf zu spüren. Häufig kämen die Menschen auf Berlin zu sprechen. Auf die zerstrittene Koalition. Den Fall Maaßen. Die Alleingänge von Horst Seehofer. Ott: „Die Leute nehmen das alles wahr, aber sie wissen auch, dass wir hier nichts dafür können.“
Mit Söders Auftritt in Illertissen ist die CSU zufrieden. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, sagt Ott. Er hält Söder für „den richtigen Mann an der richtigen Stelle“. Das sehe nicht jeder so. „Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn.“In Au war der Fall klar. In der CSU hofft man, dass der Geist des Abends bei den potenziellen Wählern hängen bleibt.
» Markus Söder plaudert über seine Faschingskostüme – ein Video gibt es unter: illertisser-zeitung.de/lokales