Mittelschwaebische Nachrichten

Was bleibt übrig von Söders Besuch?

Politik Ein stimmungsv­oller Abend mit dem Ministerpr­äsidenten liegt hinter der hiesigen CSU. Doch die Partei durchlebt schwere Zeiten. Das bereitet Kopfzerbre­chen, auch in Illertisse­n

- VON JENS CARSTEN

Illertisse­n Am Tag nach dem beschwingt­en Auftritt von Ministerpr­äsident Markus Söder ist die Stimmung in der CSU gut: „Es war ein toller Abend“, sagt Ewald Ott, der die Veranstalt­ung mit organisier­t hat. Er kann nun aufatmen: Mancher habe nämlich einen Eklat befürchtet, wenn politische Gegner mit Zwischenru­fen stören sollten. Vorsorglic­h habe man noch Ju-mitglieder im Saal verteilt. Doch Misstöne gab es in Au nicht. Söder habe viel Zustimmung bekommen. Wohl auch, weil er sich in der mit über 400 Besuchern besetzten Weikmannha­lle schlagfert­ig und offen präsentier­t habe. Und länger geblieben sei, als vorgesehen. „Das ist gut angekommen“, sagt Ott. Den Fans werde der Besuch von Söder in Au sicher lang in Erinnerung bleiben. Und den anderen? Das wird sich bei der anstehende­n Landtagswa­hl zeigen. Ott ist zurückhalt­end: Am Wahlkampfs­tand bekommen er und seine Mitstreite­r in diesen Tagen viel Kritik zu hören. Immer wieder fällt dann ein Wort: Berlin.

Für Bürgermeis­ter Jürgen Eisen war es ein besonderer Abend – und er hofft, dass der in München seinen Nachhall findet. Der Illertisse­r Rathausche­f nannte dem Landesvate­r einige Punkte, bei denen er sich mehr Unterstütz­ung durch den Freistaat wünscht. Eisen erinnert sich noch an den Besuch von Ministerpr­äsident Alfons Goppel vor 44 Jahren, „da standen wir als Kinder am Straßenran­d und haben mit Fähnchen gewunken“. Damals habe er sich niemals vorstellen können, einmal als Bürgermeis­ter einen Ministerpr­äsidenten offiziell willkommen zu heißen. Nun kam es doch dazu. Eisen hatte einiges zu sagen. Auf seine Art. Respektvol­l, aber deutlich.

Illertisse­n habe sich seit dem Besuch Goppels gut entwickelt, auch dank der staatliche­n Gelder aus der Innenstadt­sanierung. Allerdings habe man durch die Fusion der Landkreise Illertisse­n und Neu-ulm Ämter eingebüßt. „Es wäre schön, wenn wieder etwas käme“, sagte Eisen und spielte auf den Nuxit, den Ausstieg Neu-ulms aus dem Kreisverbu­nd an, über den letztlich der Landtag entscheide­t. Wenn die Donaustadt ausscheide­t, machen sich andere Kommunen Hoffnungen auf den Kreissitz. Die Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e (kurz: Strabs) durch die CSU bringe Ungerechti­gkeiten mit sich, sagte Eisen an Söders Adresse. Betroffene Anlieger kritisiert­en dies immer wieder. „Ich hoffe auf eine gute Lösung gemeinsam mit dem Freistaat, für die Bürger.“Dringend sei der Aus- bau der Illertalba­hn angeraten, auf der A 7 ein Tempolimit. Unfälle und Staus beherrscht­en die Nachrichte­n. Außerdem müsse für Artenvielf­alt auf den Feldern und eine faire Unterstütz­ung der Landwirtsc­haft gesorgt werden – eine, die sich nicht an der Fläche orientiert.

„Ich hoffe schon, dass er das alles mitnimmt“, sagt Eisen im Gespräch mit unserer Redaktion. Das bewege die Menschen in Illertisse­n, jetzt habe Söder diese Anliegen mal gehört. Damit sie besser in Erinnerung bleiben, werde er dem Ministerpr­äsidenten das Gesagte noch schriftlic­h nachreiche­n, so Eisen. Was die bevorstehe­nde Wahl angeht, herrsche Unsicherhe­it: „Was da passiert, weiß niemand.“

Ganz nah an Söder waren am Sonntagabe­nd die Mitglieder des Musikverei­ns Au: „ Es war ein unterhalts­amer Abend“, sagt Dirigent Bruno Merk, der mit seinen Musikern zuvor noch den bayerische­n Defilierma­rsch gründlich einstudier­t hatte. Der sei Standard bei solchen Anlässen. Auch wenn man nicht oft vor einem Ministerpr­äsidenten spiele, große Aufregung sei nicht zu spüren gewesen. Wohl aber Freude: „Es ist toll, vor einem so vollen Haus zu spielen“, so Merk.

Das war mit Anhängern und Sympathisa­nten gefüllt, es gab viel Beifall, keine Buhrufe. „Zum Glück“, sagt Ott. Ob sich die gute Laune aber an den Wahlurnen fortsetzt – da ist man an der Parteibasi­s skeptisch. Für eine Alleinregi­erung der CSU wird es nicht reichen, sagen langjährig­e Parteimitg­lieder in Illertisse­n. Daran würden wohl auch bejubelte Wahlkampfa­uftritte Söders nichts ändern. Man werde sich wohl mit einer Koalition mit Grünen oder Freien Wählern abfinden müssen.

Dass die Menschen mit der Politik hadern, bekommt Ott derzeit im Wahlkampf zu spüren. Häufig kämen die Menschen auf Berlin zu sprechen. Auf die zerstritte­ne Koalition. Den Fall Maaßen. Die Alleingäng­e von Horst Seehofer. Ott: „Die Leute nehmen das alles wahr, aber sie wissen auch, dass wir hier nichts dafür können.“

Mit Söders Auftritt in Illertisse­n ist die CSU zufrieden. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, sagt Ott. Er hält Söder für „den richtigen Mann an der richtigen Stelle“. Das sehe nicht jeder so. „Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn.“In Au war der Fall klar. In der CSU hofft man, dass der Geist des Abends bei den potenziell­en Wählern hängen bleibt.

» Markus Söder plaudert über seine Faschingsk­ostüme – ein Video gibt es unter: illertisse­r-zeitung.de/lokales

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Fotos: Alexander Kaya Begeistert ist Ministerpr­äsident Markus Söder in Illertisse­n empfangen worden. Können launige Auftritte wie dieser die CSU aus dem Stimmungst­ief holen? Die Hoffnung ist da. Doch altgedient­e Parteimitg­lieder sind skeptisch.
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Gruppenbil­d mit dem Landesvate­r: Markus Söder hat sich in Au viel Zeit für seine Fans, Unterstütz­er und Parteifreu­nde genommen.
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Hofft, dass die Illertisse­r Wünsche erfüllt werden: Bürgermeis­ter Eisen.

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