Mittelschwaebische Nachrichten

Die Kunst des steuerfrei­en Erbens

Eine Mammut-recherche zerstört Trumps Mythos vom Selfmade-milliardär. Sein Vater zahlte schon dem Dreijährig­en ein Gehalt. Eine Aufzählung dubioser Finanztric­ks

- VON KARL DOEMENS

Washington Seine Tv-show „The Apprentice“(„Der Lehrling“) begann mit einer beeindruck­enden Kamerafahr­t vorbei an Privatjets, Hochhäuser­n und dem Mercedesst­ern an seinem Auto. Das Vermögen habe er durch unternehme­risches Geschick aufgehäuft, brüstete sich Donald Trump in dem Buch „The Art of the Deal“(„Die Kunst des Erfolgs“). „Ich war zunächst ein erfolgreic­her Geschäftsm­ann, dann ein Top-fernsehsta­r und nun Präsident der Vereinigte­n Staaten. Das qualifizie­rt mich nicht nur als schlau, sondern als genial“, twitterte er kürzlich.

Doch nun gerät der Mythos vom Selfmade-milliardär schwer ins Wanken. Offenbar hat Trump einen großen Teil seines Vermögens nämlich nicht selbst verdient, sondern von seinem Vater geschenkt bekommen. Dabei wurden nach Recherchen der hunderte Millionen Dollar Steuern durch legale und illegale Tricks vermieden oder umgangen.

Schon als Achtjährig­er besaß Donald Trump demnach eine Million. Insgesamt übertrug ihm sein Vater, der erfolgreic­he Immobilien­unternehme­r Fred Trump, nach heutiger Kaufkraft Vermögensw­erte von 413 Millionen Dollar aus seinem Immobilien­imperium. Hätte der Sohn das Geld in einem Aktieninde­x angelegt, wäre es nach Expertenbe­rechnungen inzwischen auf rund zwei Milliarden Dollar angewachse­n. Das Magazin schätzt Trumps tatsächlic­hes Vermögen auf etwa drei Milliarden Dollar.

Mit acht vollen Zeitungsse­iten und zahlreiche­n Belegen ist die Steuer-story eine der umfangreic­hsten Investigat­ivrecherch­en, die die

je veröffentl­icht hat. Drei Reporter saßen mehr als ein Jahr an dem Thema und sichteten rund 100000 Dokumente, darunter die Steuererkl­ärungen von Trumps 1999 verstorben­em Vater. In einem Kommentar erhebt das Blatt den Vorwurf der Täuschung: Die Geschichte von harter Arbeit

„Eine Version der Realität, die so aufwendig verschöner­t wurde, dass sie eher Fiktion als Biografie ist.“

Aus einem Kommentar der „New York Times“

New

New York Times

Forbes

York

Times

und Ehrgeiz sei „eine Version der Realität, die so aufwendig verschöner­t wurde, dass sie eher als Fanfiktion denn als Biografie“gelte.

Bei Durchsicht der Akten und zahlreiche­n Interviews stießen die Reporter auf ein Muster von Täuschung und Verschleie­rung. Der Präsident selbst weigert sich, seine Steuerunte­rlagen offenzuleg­en. Ausführlic­h beschreibt die

wie Fred Trump sein Vermögen zu Lebzeiten an seine fünf Kinder übertrug und dabei mit abenteuerl­ichen Konstrukti­onen den Fiskus umging. Insgesamt transferie­rte er angeblich mehr als

York Times,

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eine Milliarde Dollar. Statt der eigentlich fälligen 550 Millionen Dollar Steuern wurden jedoch nur 52 Millionen Dollar abgeführt. Donald Trump soll aktiv an den anrüchigen Steuertric­ks beteiligt gewesen sein. Sein Anwalt weist die Anschuldig­ungen zurück: „Die Vorwürfe wegen Betrugs und Steuerhint­erziehung sind zu 100 Prozent falsch und in höchstem Maße verleumder­isch.“

Schon als Dreijährig­er verdiente Trump dank Daddy schlappe 200 000 Dollar im Jahr. Im Mannesalte­r stieg die Apanage auf mehr als fünf Millionen im Jahr. Auch hat Donald Trump seine Karriere als Geschäftsm­ann keineswegs mit einem Darlehen von einer Million begonnen, wie er im Wahlkampf behauptete. Vielmehr erhielt er nach den Recherchen mindestens 14 Millionen Dollar Kredit von seinem Vater. Als eines seiner Casinos in Atlantic City vor der Pleite stand, kaufte der Vater kurzerhand Chips für 3,5 Millionen Dollar auf. Rechtlich bedenklich ist nach Einschätzu­ng von Experten eine Reihe von dubiosen Steuerspar­modellen. So kaufte Fred Trump dem Bericht zufolge 1987 für 15,5 Millionen Dollar

„Die Vorwürfe sind zu 100 Prozent falsch und in höchstem Maße verleumder­isch.“

Der Anwalt Trumps

einen Anteil an einem Appartemen­tgebäude seines Sohnes. Vier Jahre später verkaufte er seinem Sohn diesen Anteil für 10 000 Dollar und machte die Verluste bei der Steuer geltend. Zudem soll Donald Trump gemeinsam mit seinen Geschwiste­rn eine Scheinfirm­a betrieben haben, die dem Vater fingierte Rechnungen stellte und so steuerfrei­e Transfers ermöglicht­e.

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