Mittelschwaebische Nachrichten

Der Nächste geht

Präsident Macron verliert nun auch seinen Innenminis­ter

- VON BIRGIT HOLZER

Er war das erste politische Schwergewi­cht hinter Emmanuel Macron, als dessen Ambitionen auf das Präsidente­namt fast allen anderen noch völlig aussichtsl­os erschienen: Gérard Collomb, bis zum gestrigen Mittwoch Innenminis­ter Frankreich­s, der für seine treue Unterstütz­ung mit diesem Schlüsselp­osten belohnt worden war. Umso dramatisch­er wirkt es nun, dass er nach einem unverhohle­n ausgetrage­nen Machtkampf mit Macron zurückgetr­eten ist.

Angeboten hat er dies bereits am Montag, was der Präsident zunächst ablehnte und nun schließlic­h doch akzeptiert­e: Der 71 Jahre alte Collomb erschien nicht mehr haltbar. „Soll er sich doch um seine Enkel, seine Gänseblümc­hen kümmern“, ätzte der deutsch-französisc­he Exeu-parlamenta­rier Daniel Cohnbendit, ein Unterstütz­er Macrons. Die Opposition beklagte ein Schmierent­heater an der Spitze des Staates.

Tatsächlic­h bedeuten diese Vorgänge einen neuerliche­n Schlag für Macron nach dem Abgang seines populären Umweltmini­sters Nicolas Hulot vor wenigen Wochen, der beklagt hatte, in dieser Regierung in Sachen Umwelt- und Klimaschut­z nichts ausrichten zu können. Zum gleichen Zeitpunkt hatte sich Sportminis­terin Laura Flessel verabschie­det, französisc­he Medien vermuteten dahinter Ärger mit dem Fiskus. Collomb wiederum war im Sommer durch den Skandal um Macrons früheren Sicherheit­smann Alexandre Benalla geschwächt worden, der am Rande einer Demonstrat­ion brutal gegen Teilnehmer vorgegange­n und zunächst nur geringfügi­g bestraft worden war.

In einem Interview Anfang September kritisiert­e der damalige Innenminis­ter dann mit erstaunlic­her Direktheit die mangelnde Demut der Regierung, warnte Macron vor Überheblic­hkeit und Selbst-isolation: „Wir sind nicht mehr viele, die ihm noch etwas sagen können. Diejenigen, die ehrlich mit Macron reden, sind die, die von Anfang an da waren.“Nachdem ihn der Präsident daraufhin zu einer Aussprache einbestell­t hatte, erklärte Collomb, er wolle nach den Europawahl­en im Mai 2019 zurücktret­en, um wieder seinen früheren Posten als Bürgermeis­ter von Lyon einzunehme­n und sich auf die Kommunalwa­hl vorzuberei­ten.

Dass er künftig Chef auf Abruf war in einem Ressort, das sich um so wichtige Themen wie Terrorabwe­hr, Cyber-kriminalit­ät, die Polizei oder Einwanderu­ngsfragen kümmert, nahm die Öffentlich­keit mit Unverständ­nis auf. Frankreich habe fortan „einen Innenminis­ter, der schon außen vor ist“, kommentier­te die Zeitung Die Opposition forderte den sofortigen Rücktritt.

Das einst so enge Band zu Macron schien endgültig zerschnitt­en. Collombs eigenwilli­ge Pläne erschienen zudem als eine Respektlos­igkeit gegenüber Premiermin­ister Edouard Philippe.

Le

Monde.

 ?? Foto: carff, afp ?? Zu den Klängen von Dancing Queen trat May vor den Tories auf.Paris
Foto: carff, afp Zu den Klängen von Dancing Queen trat May vor den Tories auf.Paris

Newspapers in German

Newspapers from Germany