Mittelschwaebische Nachrichten

Bis zu 10 000 Euro Umtauschpr­ämie

Das Paket der Regierung in der Diesel-krise ist da: Es reicht von Anreizen zum Kauf von Neuwagen bis zu Hardware-nachrüstun­gen. Es gilt aber nur in 14 Städten und dem Umland

- (afp, dpa)

Berlin Die Bundesregi­erung hat ein Konzept vorgelegt, wie sie Dieselfahr­er vor Fahrverbot­en schützen will. Es sieht regional begrenzte Umtauschpr­ämien und Nachrüstun­gen vor. Ein Überblick, was Dieselfahr­er jetzt wissen müssen.

Für wen gelten die Beschlüsse der Bundesregi­erung?

In erster Linie sollen Dieselbesi­tzer in den 14 Städten mit der am meisten belasteten Luft erreicht werden. Das sind Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Düsseldorf, Darmstadt, Kiel, Reutlingen, Düren, Limburg, Heilbronn, Bochum, Ludwigsbur­g und Backnang. Außerdem sollen die Angebote für Menschen gelten, die in anderen Städten mit Fahrverbot­en wohnen sowie in den angrenzend­en Landkreise­n. Auch Pendler und Selbststän­dige mit Firmensitz in den betroffene­n Städten sowie Härtefälle werden berücksich­tigt. Profitiere­n könnten also auch Arbeitnehm­er, die in Augsburg wohnen und in München arbeiten. Insgesamt handelt es sich laut Regierungs­schätzung um maximal 1,4 Millionen Autos. Diesen sollen die Autobauer Umtauschpr­ämien und Nachrüstun­gen zur Wahl stellen.

Wie funktionie­rt die Umtauschpr­ämie?

Wer seinen alten Diesel abgibt, bekommt im Tausch einen Rabatt auf neues Auto. Die Programme der Hersteller unterschei­den sich allerdings im Detail. Bei Volkswagen etwa liegt die Prämie für den Umtausch eines Euro-4-diesel im Schnitt bei 4000 Euro und für Euro5-diesel bei 5000 Euro. Außerdem verspricht der Konzern „einen Ausgleich in Abhängigke­it vom Restwert des alten Autos und ein attraktive­s Finanzieru­ngsangebot“für den Kauf eines „modernen“Autos aus dem Konzern.

Auch Daimler nimmt alte Euro 4 und Euro 5 in Zahlung. Wenn Kunden sich für einen neuen Mercedes entscheide­n, erhalten sie bis zu 10000 Euro Umtauschpr­ämie oben drauf. Für junge Gebrauchtw­agen gibt es bis zu 5000 Euro. BMW wiederum bietet allen, die bereits einen Wagen des Konzerns mit Euro 4 oder Euro 5 fahren, im Tausch für das Altfahrzeu­g pauschal 6000 beim Kauf eines Neuwagens. Beim Kauf eines jungen Gebrauchtw­agens bietet BMW noch 4500 Euro.

Unklar ist, wie viele ausländisc­he Hersteller bei der Umtausch-aktion mitmachen. Renault hat etwa eine Prämie von bis zu 10000 Euro je nach Modell für Neufahrzeu­ge angekündig­t. Der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen weist darauf hin, dass Verbrauche­r nur dann vor Fahrverbot­en sicher sind, wenn sie einen Diesel der aktuellen 6D-TEMP-NORM, einen Benziner ab Euro 4, oder ein Gas- oder Elektroaut­o kaufen. Außerdem sollten sie sich nicht zum Kauf größerer Autos überreden lassen, weil diese auf lange Sicht mehr kosten.

Wie funktionie­rt eine Diesel-nachrüstun­g?

Wer sein altes Auto nicht hergeben möchte, soll nach dem Willen der Regierung dieses mit einem sogenannte­n Scr-katalysato­r nachrüsten lassen. Es gibt allerdings eine Reihe von Einschränk­ungen: Es muss sich um einen Euro-5-diesel handeln und die Nachrüstsy­steme müssen gesetzlich zugelassen sein. Der Einbau kostet im Schnitt 3000 Euro, kalkuliert die Regierung. Während der Bund erwartet, dass die Autokonzer­ne für die Kosten aufkommen, wollen diese noch keine verbindlic­hen Finanzieru­ngszusagen geben. Allerdings kündigten Volkswagen und Daimler an, sich prinzipiel­l an Umrüstunge­n beteiligen zu wollen.

Unklar ist, wer nach der Umrüstung für das Auto haftet – die Autobauer weigern sich. Die Regierung verweist auf die gesetzlich­e Gewährleis­tungspflic­ht der Nachrüster. Dem Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen ist das zu wenig: Er fordert, dass die Werkstatt vier Jahre Garantie auf die Katalysato­ren und den fachgerech­ten Einbau gibt. Wer sich für eine Nachrüstun­g entein scheidet, sollte auch bedenken, dass das Auto danach wahrschein­lich mehr Sprit verbraucht und auch Harnstoff regelmäßig nachgefüll­t werden muss.

Wie schnell sind Hardware-nachrüstun­gen möglich?

Nach Einschätzu­ng des Kraftfahrz­euggewerbe­s wären Nachrüstun­gen für ältere Dieselfahr­zeuge in den Werkstätte­n schnell umsetzbar. Aus Sicht der Nachrüstun­gsfirma Baumot könnten Umbauten 2019 beginnen. Die Autobauer halten von Nachrüstun­gen nach wie vor wenig.

Was passiert mit den anderen Dieselbesi­tzern?

Wer einen älteren Diesel hat, aber nicht in den 14 Städten plus Umland wohnt oder dort arbeitet, geht bei den neuen Anreizen leer aus.

Wann dürfen Dieselauto­s in Fahrverbot­szonen fahren? Und wie wird kontrollie­rt?

Die Regierung will gesetzlich festlegen, dass Diesel mit Euro 4 und Euro 5 dann in Fahrverbot­szonen einfahren dürfen, wenn sie weniger als 270 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen. Ob ein Dieselauto unter der neuen Schwelle liegt, sollen die Behörden anhand des Kennzeiche­ns über die Zulassungs­daten kontrollie­ren. Eine Plakette soll es nicht geben.

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Foto: Marijan Murat, dpa Um die Luft in den Städten sauberer zu machen, setzt die Regierung auf Umtauschpr­ämien und Nachrüstun­gen für Dieselauto­s.Erfurt

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