Mittelschwaebische Nachrichten
Beschwerden im Feriendorf
Bei der Eröffnung der Center-parcs-anlage im Allgäu ging einiges schief. Warum Gäste frustriert wieder abreisten und wie sich die Stadt Isny um gestrandete Urlauber kümmerte
Leutkirch Die Eröffnung der neuen Center-parcs-anlage bei Leutkirch ist für etliche Gäste zu einer riesengroßen Enttäuschung geworden. Auf der Facebook-seite des neuen Allgäuer Feriendorfs, einem der größten Tourismusprojekte Deutschlands, hagelt es empörte Kommentare. Zahlreiche Gäste fanden Ferienhäuser vor, die nicht bezugsfertig waren. Viele von ihnen reisten daraufhin frustriert wieder ab.
Eine Stellungnahme der Ferienpark-leitung zur aktuellen Situation war am gestrigen Feiertag nicht zu bekommen. Anfang der Woche hatte Manager Christoph Muth den Zustand der Häuser unter anderem mit dem Regenwetter erklärt. Dreck sei von den Straßen in die Häuser geschleppt worden. Pressesprecherin Sabine Huber meinte, alle gebuchten Häuser seien eigentlich geprüft und abgenommen worden.
Wer abreisen wollte, bekam laut Huber Buchungs- und Anreisekosten erstattet. Außerdem dürften die Gäste einen künftigen Urlaub bei Center Parcs kostenlos verbringen. blieb, bekam 150 Euro auf sein Aufenthaltsbudget gutgeschrieben. Die Entschädigungen waren für Gäste wie Vanesse Miceli aus dem Saarland allerdings nur ein schwacher Trost. Sie und ihre Familie waren die ersten Gäste, die am Montag mit dem Auto den Eingang des Ferienparks passierten. „Das war ein tolles Erlebnis. Wir wurden mit Blasmusik und Präsentkorb empfangen“, sagt die 37-Jährige bei einem Telefongespräch mit unserer Zeitung. Schon wenige Stunden danach war der Traum vom schönen Urlaub jedoch vorbei. Die Micelis traten die über 300 Kilometer weite Heimreise an. „Es war nichts fertig. Das Ferienhaus war eine reine Baustelle“, berichtet Miceli, die mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern sowie einer befreundeten Familie fünf Tage in dem neuen Ferienpark verbringen wollte. Der Urlaub war ein Kommunionsgeschenk für ihren neunjährigen Sohn. Als sie nachmittags zu ihrem Haus durften, war der Schreck groß: „Es waren noch Arbeiter drin, wir hatten keine Küchenzeile und keine Möbel“, beschreibt Miceli. Die 37-Jährige schätzt, dass es noch über 100 weiteren Gästen so ging wie ihnen.
Die Park-mitarbeiter versicher- ten ihnen jedoch, dass die Häuser noch fertig würden und sie sich die Zeit im Park vertreiben sollten. Das taten die Micelis auch, bis es irgendwann abends war, die Kinder weinten und auch die Erwachsenen verzweifelt waren. Da beschlossen sie, nach Hause zu fahren, sagt Miceli. Ihr sei zwar klar gewesen, dass bei einer neu eröffneten Center-parcsanlage wohl nicht alles hundertprozentig sein würde. Dass es aber so schlimm werde, habe sie sich nicht vorstellen können.
Wie viele Gäste wieder abreisten, wie viele Häuser mangelhaft waren und wie viele Beschwerden vorliegen, konnte die Center-parcs-verwaltung noch nicht bekannt geben. Die Mitarbeiter versuchten, die Lage in den Griff zu bekommen. „Die taten mir eigentlich leid, weil sie den Ärger ausbaden mussten“, sagt Urlauberin Miceli.
Zu den enttäuschten Gästen gehörten auch Simone und Thomas Cyrys, die mit drei Kindern und zwei Verwandten aus Wolfsburg (Niedersachsen) angereist waren. „Das Haus ist nicht bezugsfertig“, schimpfte Simone Cyrys. Es gebe auch keinen Ersatz. „Jetzt können wir wieder nach Hause fahren“, sagt sie. Und es gibt noch viel mehr solwer cher enttäuschter Gäste: „Erst hat der Schlüssel nicht funktioniert. Dann war keine Bettwäsche da. Der Fernseher hat nicht funktioniert“, sagt etwa die Hamburgerin Sabine Steinhagen. Und Patrick Moschitz aus St. Gallen in der Schweiz berichtet, dass es in seinem Haus kein Heißwasser gebe und die Heizung nicht funktioniere.
Während sich zahlreiche unzufriedene Gäste an der Rezeption versammelt hatten, gab es aber auch die andere Seite. Viele Gäste vergnügten sich bereits in den Restaurants und erkundeten die Freizeiteinrichtungen des Parks.
Damit die Menschen, deren Ferienhäuser noch nicht fertig waren, nicht auf der Straße landeten, wurden Unterkünfte in der Umgebung der Ferienanlage organisiert. Die benachbarte Stadt Isny richtete zum Beispiel eine Hotline und eine Internetseite ein, unter der gestrandete Gäste eine Unterkunft finden können. „Uns war wichtig, dass die Urlauber, die oft Kinder dabeihaben, zur Ruhe kommen“, sagt Bianca Keybach, Geschäftsführerin der Isny Marketing Gmbh. Sie geht davon aus, dass das Unternehmen Center Parcs die Mängel nun schnell behebe.