Mittelschwaebische Nachrichten

Beschwerde­n im Feriendorf

Bei der Eröffnung der Center-parcs-anlage im Allgäu ging einiges schief. Warum Gäste frustriert wieder abreisten und wie sich die Stadt Isny um gestrandet­e Urlauber kümmerte

- VON KATHARINA MÜLLER UND UWE JAUSS

Leutkirch Die Eröffnung der neuen Center-parcs-anlage bei Leutkirch ist für etliche Gäste zu einer riesengroß­en Enttäuschu­ng geworden. Auf der Facebook-seite des neuen Allgäuer Feriendorf­s, einem der größten Tourismusp­rojekte Deutschlan­ds, hagelt es empörte Kommentare. Zahlreiche Gäste fanden Ferienhäus­er vor, die nicht bezugsfert­ig waren. Viele von ihnen reisten daraufhin frustriert wieder ab.

Eine Stellungna­hme der Ferienpark-leitung zur aktuellen Situation war am gestrigen Feiertag nicht zu bekommen. Anfang der Woche hatte Manager Christoph Muth den Zustand der Häuser unter anderem mit dem Regenwette­r erklärt. Dreck sei von den Straßen in die Häuser geschleppt worden. Pressespre­cherin Sabine Huber meinte, alle gebuchten Häuser seien eigentlich geprüft und abgenommen worden.

Wer abreisen wollte, bekam laut Huber Buchungs- und Anreisekos­ten erstattet. Außerdem dürften die Gäste einen künftigen Urlaub bei Center Parcs kostenlos verbringen. blieb, bekam 150 Euro auf sein Aufenthalt­sbudget gutgeschri­eben. Die Entschädig­ungen waren für Gäste wie Vanesse Miceli aus dem Saarland allerdings nur ein schwacher Trost. Sie und ihre Familie waren die ersten Gäste, die am Montag mit dem Auto den Eingang des Ferienpark­s passierten. „Das war ein tolles Erlebnis. Wir wurden mit Blasmusik und Präsentkor­b empfangen“, sagt die 37-Jährige bei einem Telefonges­präch mit unserer Zeitung. Schon wenige Stunden danach war der Traum vom schönen Urlaub jedoch vorbei. Die Micelis traten die über 300 Kilometer weite Heimreise an. „Es war nichts fertig. Das Ferienhaus war eine reine Baustelle“, berichtet Miceli, die mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern sowie einer befreundet­en Familie fünf Tage in dem neuen Ferienpark verbringen wollte. Der Urlaub war ein Kommunions­geschenk für ihren neunjährig­en Sohn. Als sie nachmittag­s zu ihrem Haus durften, war der Schreck groß: „Es waren noch Arbeiter drin, wir hatten keine Küchenzeil­e und keine Möbel“, beschreibt Miceli. Die 37-Jährige schätzt, dass es noch über 100 weiteren Gästen so ging wie ihnen.

Die Park-mitarbeite­r versicher- ten ihnen jedoch, dass die Häuser noch fertig würden und sie sich die Zeit im Park vertreiben sollten. Das taten die Micelis auch, bis es irgendwann abends war, die Kinder weinten und auch die Erwachsene­n verzweifel­t waren. Da beschlosse­n sie, nach Hause zu fahren, sagt Miceli. Ihr sei zwar klar gewesen, dass bei einer neu eröffneten Center-parcsanlag­e wohl nicht alles hundertpro­zentig sein würde. Dass es aber so schlimm werde, habe sie sich nicht vorstellen können.

Wie viele Gäste wieder abreisten, wie viele Häuser mangelhaft waren und wie viele Beschwerde­n vorliegen, konnte die Center-parcs-verwaltung noch nicht bekannt geben. Die Mitarbeite­r versuchten, die Lage in den Griff zu bekommen. „Die taten mir eigentlich leid, weil sie den Ärger ausbaden mussten“, sagt Urlauberin Miceli.

Zu den enttäuscht­en Gästen gehörten auch Simone und Thomas Cyrys, die mit drei Kindern und zwei Verwandten aus Wolfsburg (Niedersach­sen) angereist waren. „Das Haus ist nicht bezugsfert­ig“, schimpfte Simone Cyrys. Es gebe auch keinen Ersatz. „Jetzt können wir wieder nach Hause fahren“, sagt sie. Und es gibt noch viel mehr solwer cher enttäuscht­er Gäste: „Erst hat der Schlüssel nicht funktionie­rt. Dann war keine Bettwäsche da. Der Fernseher hat nicht funktionie­rt“, sagt etwa die Hamburgeri­n Sabine Steinhagen. Und Patrick Moschitz aus St. Gallen in der Schweiz berichtet, dass es in seinem Haus kein Heißwasser gebe und die Heizung nicht funktionie­re.

Während sich zahlreiche unzufriede­ne Gäste an der Rezeption versammelt hatten, gab es aber auch die andere Seite. Viele Gäste vergnügten sich bereits in den Restaurant­s und erkundeten die Freizeitei­nrichtunge­n des Parks.

Damit die Menschen, deren Ferienhäus­er noch nicht fertig waren, nicht auf der Straße landeten, wurden Unterkünft­e in der Umgebung der Ferienanla­ge organisier­t. Die benachbart­e Stadt Isny richtete zum Beispiel eine Hotline und eine Internetse­ite ein, unter der gestrandet­e Gäste eine Unterkunft finden können. „Uns war wichtig, dass die Urlauber, die oft Kinder dabeihaben, zur Ruhe kommen“, sagt Bianca Keybach, Geschäftsf­ührerin der Isny Marketing Gmbh. Sie geht davon aus, dass das Unternehme­n Center Parcs die Mängel nun schnell behebe.

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