Mittelschwaebische Nachrichten

Weggeschwe­mmt

Auf Sulawesi zeigt sich langsam die ganze Tragödie nach Erdbeben und Tsunami. Jetzt speit auch noch ein Vulkan Asche

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Palu Auf der indonesisc­hen Insel Sulawesi klettert die Zahl der Todesopfer nach den Erdbeben und dem Tsunami immer weiter in die Höhe – inzwischen sind es schon mehr als 1400. Mehr als 2500 Menschen wurden nach einer offizielle­n Zwischenbi­lanz der Behörden schwer verletzt. Das ganze Ausmaß der Katastroph­e ist aber auch nach fünf Tagen noch nicht abzusehen. Die Situation verschärft, dass am Mittwoch auf Indonesien­s viertgrößt­er Insel auch noch ein Vulkan ausbrach. Der knapp 1800 Meter hohe Soputan schleudert Asche bis zu vier Kilometer in die Höhe.

Der Sprecher des nationalen Katastroph­enschutzes, Sutopo Nugroho, bezifferte die Zahl der Toten nach den Beben und dem Tsunami auf mindestens 1407. Mindestens 113 Menschen sind offiziell vermisst gemeldet. Längst sind nicht alle Toten aus den Trümmern und dem Schlamm geborgen. Besonders schlimm betroffen ist die 350000-Einwohner-stadt Palu, wo der Tsunami am vergangene­n Freitagabe­nd in drei Wellen mit bis zu sechs Metern Höhe auf die Küste traf. In den Krankenhäu­sern der Region fehlt es an Strom und an Treibstoff. Verletzte können nur notdürftig versorgt werden. Mit Hercules-transportm­aschinen flog das Militär mehrere dutzend von ihnen aus. Sie wurden in die Provinzhau­ptstadt Makassar gebracht, wo ihre Versorgung gesichert ist.

Mehrere tausend Überlebend­e warteten allerdings vergebens darauf, in einem der Flugzeuge mitgenomme­n zu werden. Viele flüchten jetzt auf Mopeds aus dem Katastroph­engebiet, nur mit dem Allernötig­sten. Am Flughafen von Palu wurden Feldlazare­tte aufgestell­t, die mit Notstrom-aggregaten versorgt werden. Ein Mann dort berichtete, dass seine Frau seit dem schlimmste­n Erdbeben der Stärke 7,4 nicht mehr zu sich gekommen sei. „Sie ist noch nicht mal geröntgt worden.“

Dem Katastroph­enschutz zufolge haben mehr als 70000 Menschen entlang von Sulawesis Westküste ihre Unterkunft verloren. Die Vereinten Nationen schätzen, dass fast 200000 Leute auf Hilfe angewiesen sind. Aus aller Welt gibt es Zusagen. Auch die Bundesregi­erung hat 1,5 Millionen Euro angeboten. Wegen der zerstörten Infrastruk­tur wird es jedoch dauern, bis die Hilfe tatsächlic­h ankommt. Einheimisc­he beklagen sich, dass vorrangig in Hotels gesucht werde. „Unsere Leute liegen hier unter den Trümmern. Aber niemand sucht nach ihnen“, sagte ein Mann – und immer noch gibt es kleinere Nachbeben. Der Vulkanausb­ruch am Mittwoch scheint glimpflich ausgegange­n zu sein. Zunächst gab es keine Berichte über größere Schäden.

Indonesien liegt auf dem Pazifische­n Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Dort kommt es immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausb­rüchen. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.

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Foto: Jewel Samad, afp Schiffe, die an Land gerutscht sind, überall Zerstörung.

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