Mittelschwaebische Nachrichten
Landkreis Günzburg bekommt digitales Gründerzentrum
Ministerrat attestiert im Kreis optimale Startvoraussetzungen. Was das für die Region bedeutet und was Kommunalpolitiker nun tun werden
Günzburg/leipheim Der Landkreis Günzburg erhält ein digitales Gründerzentrum. Das gab Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Rand der Ministerratssitzung am Dienstag bekannt. „Start-ups sind für die Digitalwirtschaft enorm wichtig“, sagt Ministerpräsident Söder. „Sie rollen mit ihren Innovationen in rasanter Geschwindigkeit die Märkte auf und sind damit entscheidende Treiber bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Produkte.“
Für den Landkreis Günzburg ist die Entscheidung des Ministerrats eine Auszeichnung und Chance zugleich. „Wir sind wirtschaftlich stark und bieten Unternehmen eine sehr gute Infrastruktur“, sagt Landtagsabgeordneter Alfred Sauter. „Mit dem digitalen Gründerzentrum werden die Unternehmen vor Ort einen Innovationsschub erhalten und unsere Region an Attraktivität für junge Gründer weiter gewinnen.“
Dem digitalen Gründerzentrum stellt der Freistaat Fördermittel in Höhe von bis zu 1,25 Millionen Euro zur Verfügung. Die Netzwerkaktivitäten des Gründerzentrums, welche die Wissenschaft mit Unternehmen und Gründern vor Ort verbindet, fördert das Wirtschaftsministerium. Die Unterstützung ist zunächst auf sieben Jahre ausgelegt.
„Die Botschaft in der heutigen Kabinettssitzung war klar“, sagt Finanzstaatssekretär Hans Reichhart. „Wir schaffen die Infrastruktur, um die bayerische Wirtschaft in die Zukunft zu führen. Mit der Förderung von Innovationen, neuen Ideen und Know-how-vernetzung sichern wir den Wohlstand des Landkreises Günzburg langfristig.“
Die Staatsregierung bezuschusst bisher zwölf digitale Gründerzentren an 22 Standorten in Bayern mit insgesamt 80 Millionen Euro.
Im Juni 2018 hat die Staatsregierung beschlossen, das Konzept der Gründerzentren weiter auszubauen in allen sieben Regierungsbezirken jeweils ein weiteres digitales Gründerzentrum außerhalb der Ballungsräume einzurichten. Eine derartige Aufstellung in er Fläche „gibt es nur in Bayern“, sagt Ministerpräsident Söder.
Im Regierungsbezirk Schwaben gliedert sich das Gründerzentrum Günzburg zukünftig in die Clusterstruktur der bereits bestehenden Zentren in Augsburg und Kempten ein.
„Das Konzept flächendeckender digitaler Gründerzentren funktioniert. Im gesamten Freistaat erhält die Gründertätigkeit kräftigen Schwung“, sagt der bayerische Wirtschafts- und Technologieminister Franz Josef Pschierer. „Die digitalen Gründerzentren in den Regionen erhöhen die Innovationsfähigkeit des Freistaats insgesamt und fördern gerade im ländlichen Raum Unternehmensgründungen.“
Die Entscheidung für den Landkreis Günzburg fiel klar aus, bestätigt Pschierer nach der Kabinettssitzung am Dienstag. „Auf Grundlage der Beurteilung einer Fachjury haben wir uns heute für neue Standorte entschieden, deren Konzepte sich am besten in die bestehende Gründerlandschaft integrieren“, sagt Pschierer.
In Verbindung mit dem zukünftigen Technologietransferzentrum (TTZ), das wie berichtet im Haus der Bildung in Günzburg seinen Platz finden wird, ist auch die Anbindung an die Wissenschaft gut umzusetzen. Zudem überzeugte der Landkreis als attraktiver Wirtschaftsstandort. „Mit unseren Mittelständlern und Hidden Champions ist viel Know-how in der Region. Seit Jahren haben wir uns um eine hervorragende wirtschaftliche In- frastruktur bemüht“, sagt Sauter. „Der Zuschlag des digitalen Gründerzentrums und des TTZ belohnt uns jetzt dafür.“
Das Gründerzentrum wird nach Informationen unserer Zeitung im Oberzentrum Günzburg–leipheim entstehen. „Ich bin froh, dass das so beschlossen worden ist“, reagierte am Dienstag Leipheims Bürgermeister Christian Konrad (CSU). „Das ist eine Riesenchance. So was kommt nicht jeden Tag um die Ecke.“Mit dem digitalen Gründerzentrum könne man eine „wunderbare Basis schaffen, dass sich das Areal Pro weiterhin so entwickelt“. Damit ist der Standort – das interkommunale Gewerbegebiet – für die Beteiligten (die Städte Leipheim und Günzburg sowie der Landkreis) schon einmal gesetzt.
Geklärt werden muss die Frage, ob für das Gründerzentrum neu gebaut werden soll oder ob ein bestehendes Gebäude genutzt werden kann. An Fläche werden nach Konrads Angaben zwischen 500 und 600 Quadratmeter benötigt – und Erweiterungsmöglichkeiten. Auf Anhieb fällt ihm das Gebäude 114 ein. Zwei der vier Flügel sind an Vereine, hauptsächlich den VFL Leipheim, vergeben. Die beiden anderen Flügel könnten die Heimstätte für das digitale Gründerzentrum werden. Gesprochen ist allerdings noch nichts. „Wir werden uns zeitnah zusammensetzen“, sagt Konrad.
Sein sozialdemokratischer Amtskollege aus Günzburg weiß auch schon, wer sich nun verstärkt Gedanken machen muss: „In den kommenden Monaten wird es darum gehen, mit dem Regionalmarketing, dem Landkreis, der Industrie- und Handelskammer und der Fachhochschule Neu-ulm ausloten, inwieund weit ein echter Bedarf der Wirtschaft nachgewiesen werden kann. Es geht um das Potenzial an Gründern im Bereich der Digitalisierung.“Die Türe habe der Staat jetzt für die Region geöffnet. Für Jauernig ist das Zusammenwirken von Wirtschaft und Wissenschaft, von bestehenden Betrieben und innovativen Unternehmensgründern „eine echte Perspektive und eine wirkliche Chance“.
Mit den Gründerzentren in Augsburg und Kempten sind die beiden schwäbischen Metropolen abgedeckt, sagt am Dientagabend Wirtschaftsminister Pschierer im Telefongespräch mit unserer Zeitung. Für den Landkreis Günzburg habe die verhältnismäßig hohe Industriedichte mit „hochinnovativen Unternehmen“gesprochen. Ein weiterer Punkt, der dem Csu-minister positiv auffiel: Während drei, vier Gründerzentren in anderen Regierungsbezirken allgemein die Digitalisierung als Umsetzungsziel angegeben hätten, sei es hier ganz konkret um „Big Data“im Marketing gegangen. „Diese fachliche Ausrichtung ist gut angekommen“, so Pschierer. Die Verkehrsanbindung und die Nähe zu den Hochschulstandorten Augsburg und Neu-ulm seien „sicher kein Nachteil“.
Von den drei Säulen, auf denen ein Gründerzentrum stehe, beteiligt sich der Freistaat an zweien finanziell. Pschierer sprach davon, dass Bayern die Infrastruktur (Gebäude) sehr stark fördert. Für die kommunalen Träger bleibe ein Eigenanteil von maximal 30 Prozent übrig. Zur Hälfte würden die Netzwerkkosten übernommen – etwa für Workshops oder sogenannte Business Angels, die bei Firmengründern investieren und mit ihren Kontakten helfen. Nur die Betriebskosten für die Infrastruktur (Gas, Wasser, Strom) übernimmt Pschierers Haus nicht.
Der bayerische Wirtschaftsminister ist sich sicher: Durch das Gründerzentrum werde die Region eine höhere Wertigkeit erfahren an der Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft.
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„Mit unseren Mittelständlern ist viel Know-how in der Region.“
Alfred Sauter
„Im gesamten Freistaat erhält die Gründertätigkeit kräftigen Schwung.“
Franz Josef Pschierer