Mittelschwaebische Nachrichten

Was für das kleinste Dorf und für ganz Europa gilt

Der Csu-politiker Markus Ferber betont in Günzburg bei allen Unterschie­den die Wichtigkei­t des Miteinande­rs

- VON WALTER KAISER

Günzburg Es waren Zeiten der Euphorie und der Zuversicht. Den allermeist­en galten die Wiedervere­inigung Deutschlan­ds und der Fall des Eisernen Vorhangs quer durch Europa vor 28 Jahren als Glücksmome­nt der Geschichte.

In vielerlei Hinsicht sind die Dinge inzwischen ins Gegenteil umgeschlag­en. Hass, Gewalt, die Verrohung der Sitten, das Misstrauen gegenüber Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit sowie ultranatio­nalistisch­e Töne beherrsche­n vielfach die Szene. Die CSU in Stadt und Kreis Günzburg nahm dies am Tag der Deutschen Einheit zum Anlass, bei einer Feierstund­e – der fünften ihrer Art – zu mahnen. Und dafür zu werben, die vielen Errungensc­haften in Deutschlan­d und Europa nicht leichtfert­ig aufs Spiel zu setzen. Hauptredne­r der Veranstalt­ung im voll besetzten Rokokosaal des Günzburger Heimatmuse­ums war der Csu-europaabge­ordnete Markus Ferber. In Deutschlan­d, in Europa und in der Welt gebe es fraglos viele Probleme und Umbrüche, die zu Unsicherhe­it führen, erklärte Ferber. Die aber seien nicht im Gegeneinan­der, sondern nur im Miteinande­r zu lösen. Das gelte im kleinen Dorf wie auf der großen europäisch­en Bühne. Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit seien mitunter ein zähes Handwerk, doch sie seien das beste aller verfügbare­n Modelle, das es zu bewahren und zu verteidige­n gelte.

Egoismus, Rechthaber­ei, Nörgelei oder nationalis­tische Alleingäng­e seien nicht die Lösung. Gefragt sei vielmehr der Zusammenha­lt der Gesellscha­ften. Und die Frage: „Was verbindet uns, was ist der gerechte Interessen­sausgleich?“Wie rasch scheinbar Unverbrüch­liches zerbrechen kann, zeige das jetzige Verhältnis zu den USA und zu Russland. Ferber: „1990 waren sie noch Freunde und Partner“.

Wie unvermitte­lt Demokratie und Recht untergrabe­n und abgeschaff­t werden können, zeige sich nicht nur in Polen oder der Türkei. Die negativen Auswirkung­en nationaler Alleingäng­e werden vielen Briten erst jetzt bewusst, da es um eine Lösung für den Brexit gehe. Ferber: „Da fliegen die Fetzen“. Dabei sei es nicht zuletzt die europäisch­e Idee, die es zu wahren und zu stärken gelte.

Denn der Weg in eine gute Zukunft sei nicht „die innere Spaltung“. Die könne letztlich nur dazu führen, dass erkämpfte Errungensc­haften wie Demokratie, Rechtsund Sozialstaa­t oder eine starke Wirtschaft aufs Spiel gesetzt würden.

Ziel müsse es stattdesse­n sein, „die Gemeinsamk­eiten auf allen Ebenen zu suchen“, den Zusammenha­lt zu pflegen und auf dem Wege des demokratis­chen Kompromiss­es den Konsens zu finden. Der Europaabge­ordnete: „Nicht jeder kann zu 100 Prozent recht haben.“

In seinem Schlusswor­t erklärte der Csu-kreisvorsi­tzende und Landtagsab­geordnete Alfred Sauter, vieles gelte heute als Selbstvers­tändlichke­it. Er nannte als ein Beispiel die schlichte Fahrt nach Berlin, ohne von Volkspoliz­isten der DDR kontrollie­rt oder drangsalie­rt zu werden. Sauter erinnerte daran, dass es Deutschlan­d sei, das in wirtschaft­licher Hinsicht von Europa besonders profitiere. Und zwar deutlich mehr, als er als früherer Europastaa­tssekretär jemals zu denken wagte. Deshalb sei auch künftig nicht Pessimismu­s, sondern Optimismus gefragt.

Begrüßt hatte die Gäste im Rokokosaal die Günzburger Ortsvorsit­zende Ruth Niemetz, ihr Mann Hans-christian übernahm den musikalisc­hen Teil der Veranstalt­ung am Saxofon.

Das beste aller verfügbare­n Modelle

 ?? Foto: Greta Kaiser ?? Der Europaabge­ordnete Markus Ferber, der zugleich schwäbisch­er Csu-bezirksvor­sitzender ist, war am Mittwoch Hauptredne­r in Günzburg.
Foto: Greta Kaiser Der Europaabge­ordnete Markus Ferber, der zugleich schwäbisch­er Csu-bezirksvor­sitzender ist, war am Mittwoch Hauptredne­r in Günzburg.

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