Mittelschwaebische Nachrichten
Gauland-Auftritt und Gegendemo polarisieren
Mindelheim ist in zwei Lager gespalten. Warum beide Seiten von Intoleranz sprechen
Mindelheim Am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit war Mindelheim in zwei Lager gespalten. Nachdem die AfD zu einer Wahlkundgebung mit ihrem Bundessprecher und Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Alexander Gauland ins Forum eingeladen hat, formierte sich im Umfeld der Stadthalle eine friedliche Gegendemo. Ein Teil der Protestierenden skandierte „Nazis raus“und provoziert Besucher der AfD-Veranstaltung.
Eine Jugendgruppe der Maristen gehörte zu den Organisatoren ebenso wie Veranstalter von Jugendkultur in Mindelheim, Gewerkschaften und die Parteien SPD, Grüne, FDP und ÖDP. Die CSU und die Freien Wähler hielten sich zum Großteil fern. Christoph Walter (CSU) nahm am Friedensgebet in der Stadtpfarrkirche teil, Bürgermeister Stephan Winter ließ sich zu Beginn der Demo kurz sehen, machte sich dann aber zum Spatenstich nach Nassenbeuren auf den Weg, wo eine Fundushalle für Vereine entsteht.
In der Stadtpfarrkirche betete Frater Michael Schmalzl von den Maristenbrüdern. Starke Polizeikräfte achteten akribisch darauf, dass alles friedlich ablief. Wer ins Forum zur AfD wollte, brauchte allerdings starke Nerven.
Ein Teil der Demonstranten beschimpfte die Sympathisanten. Die wiederum beklagten später im Internet die Intoleranz, mit der Demonstranten Toleranz einforderten. Ein Abschnitt der Krumbacher Straße zwischen Genobank und Sparkasse wurde zu einer großen Friedenstafel und Partymeile umfunktioniert. Auf einer aufgebauten Bühne musizierten bis in den späten Abend hinein nacheinander mehrere Bands.
Während im Freien laut Polizei rund 500 Gegner der AfD Flagge zeigten und nahezu jeden auspfeifen, der sich der AfD-Veranstaltung nähert, jubelten rund 350 Anhänger Alexander Gauland im Saal zu.
In seiner rund 45-minütigen Rede warnte Gauland vor einer möglichen Koalition von CSU und Grünen in Bayern. Die Grünen „stehen für die Zerstörung der deutschen Autoindustrie.“
Der CSU hält Gauland vor, AfDForderungen einfach übernommen zu haben. Gauland sieht in der AfD den „einzigen potenziellen Koalitionspartner“für die CSU. Schwerpunkt seiner Rede war die Ausländerpolitik. Die aktuell von der Bundesregierung beschlossenen Eckpunkte für ein Einwanderungsgesetz kritisierte Gauland scharf. Die AfD sei nicht grundsätzlich gegen Einwanderung. Aber diese dürfe nur „nach unseren Regeln und Bedürfnissen“erfolgen.“