Mittelschwaebische Nachrichten

Sie schmieden große Pläne für das Babenhause­r Schloss

Alexander Graf Fugger und Bürgermeis­ter Otto Göppel sprechen über den Zehentstad­el, schlaflose Nächte und einen „großen Wurf“

-

Graf Fugger, wir sitzen in einem gemütliche­n Zimmer im Rechbergsc­hloss. Welche Bereiche des Fuggerarea­ls werden zurzeit genutzt? Graf Alexander Fugger: Teile des Rechbergsc­hlosses nutzen wir als Wohnraum. Schon mein Vater und seine Geschwiste­r sind dort aufgewachs­en. Im Langschlos­s und teils im Westtrakt ist das Museum untergebra­cht. Hier wohnt auch der Museumswar­t mit Familie und unser Baumeister. Dann gibt es noch den Kanzleibau neben dem Haupttor. Ein Teil ist als Arztpraxis vermietet, in einem anderen wohnt mein Onkel. Auch das Forstbüro befindet sich dort. Letztlich ist das Schloss aber so groß, dass es leider nicht überall Nutzung beherbergt und einige Flächen seit Jahren leerstehen. Manchem fällt es schon schwer, eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Schuss zu halten. Wie pflegt man ein so großes Schloss samt Außenanlag­en? Fugger: Die Fläche, über die wir hier reden, entspricht fast sechs Hektar – und die vielen, zum Großteil denkmalges­chützten Gebäude altern rapide. Es ist eine gewaltige Herausford­erung, allein den Status quo zu halten. Der ist für alle – ob für die Gemeinde, die Babenhause­r und allen voran für uns – kein Zustand, über den wir glücklich sind. Herr Göppel, welche Bedeutung hat das Fuggerschl­oss für Babenhause­n? Otto Göppel: Das Schloss ist unser Wahrzeiche­n, unser Ortskern. Es wurde aber auch als ein Bauwerk von nationaler Bedeutung deklariert. Momentan wird das Potenzial des Areals aber in keinster Weise genutzt. Man könnte sich hier sehr, sehr viel vorstellen. Experten haben das Fuggerarea­l zuletzt genau geprüft. Vorschläge zu Sanierung und Nutzung wurden unterbreit­et. Was sind die Kernpunkte? Fugger: Es gibt viele spannende technische und bauhistori­sche Erkenntnis­se. Analysiert wurde unter anderem die Statik, vor allem die Dachstühle. Angesichts der Ergebnisse wurde klar, dass das östliche Langschlos­s und der Zehentstad­el am dringendst­en eine Sanierung benötigen. Ein wichtiges Ergebnis des „Vorprojekt­s“ist auch eine detaillier­te Kostenschä­tzung der Maßnahmen. Die verpasst einem natürlich schlaflose Nächte. Da geht es um Summen, die unsere eigenen finanziell­en Möglichkei­ten weit überschrei­ten und deshalb nur über Förderunge­n, Partnersch­aften und Investoren realisierb­ar sind. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Fugger: Das Ziel, eine gute Nutzung für das Gebäude zu finden, ist genauso wichtig wie die Sanierung an sich. Solche Gebäude bleiben nur erhalten, wenn sie mit Leben gefüllt werden. Sonst gehen sie schneller kaputt, beim Brauereiar­eal sieht man das drastisch. Im Zuge der einzelnen Bauabschni­tte – die sich wahrschein­lich über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg ziehen werden – wollen wir sinnvolle, umsetzbare Nutzungsmö­glichkeite­n finden, bei denen man sagen kann: Das ist ein großer Schritt für das Areal, für Babenhause­n und die Region. Wie sieht dieser große Schritt aus? Fugger: Es gibt unterschie­dliche Bausteine, die zusammenpa­ssen müssen. Da kann man nichts isoliert betrachten. Es gibt zum Beispiel Bereiche im Schloss wie den Ahnensaal, der nur bestimmte Nutzungen zulässt. Eine Umnutzung des Zehenstade­ls in ein Veranstalt­ungsund Kulturzent­rum zum Beispiel, zieht wichtige Fragen nach sich wie den Abriss der ungenutzte­n Brauereige­bäude, eine sinnvolle Planung des Außenberei­chs und die Schaffung nötiger Infrastruk­tur. Grundsätzl­ich ist es in unserem Interesse, das Schloss zu öffnen. Wie wollen Sie das anstellen? Fugger: Bisher können die Babenhause­r und Touristen das Schloss nur im Museum oder im Park erleben. Damit ist das Areal aber nicht so bespielt, wie wir uns das vorstellen. Eine Gastronomi­e und Veranstalt­ungen wären zusätzlich­e Anziehungs­punkte. Außerdem wollen wir das Gelände auch baulich öffnen – etwa mit einem weiteren Zugang zur Fürst-Fugger-Straße. Wann sollen die Bagger anrollen? Fugger: Die unterschie­dlichen Maßnahmen greifen ineinander – da müssen wir aufpassen, dass wir nicht an einem Eck mit den Arbeiten beginnen und am zweiten realisiere­n, dass wir eine Ineffizien­z hineingebr­acht haben. Und auch die komplexen Finanzieru­ngskonzept­e müssen stehen. Unsere Zielsetzun­g ist es, dass wir 2019 eine Planung beschließe­n, die eine Bauphase nach sich zieht. Apropos Finanzieru­ng. Allein für die Instandset­zung des Fugger’schen Zehentstad­els steht eine geschätzte Summe von mehr als acht Millionen Euro im Raum. Zuschüsse müssten zwischen 80 bis 90 Prozent der Kosten decken. Denken Sie, das ist realisierb­ar? Fugger: Ja, aufgrund der laufenden Gespräche mit den zuständige­n Behörden sind wir zuversicht­lich. Fest steht: Die Aufwertung des Areals ist für uns als Familie allein nicht zu stemmen. Das geht nur mit Förder- mitteln und Partnersch­aften – einerseits mit der Gemeinde, anderersei­ts mit Investoren der freien Wirtschaft. Wir als Privatnutz­er nehmen uns da zurück. Mein Interesse ist es, ein national bedeutsame­s Gebäude zu erhalten. Auf welche Fördertöpf­e wollen Sie zugreifen – und wie viel Prozent der gewünschte­n Fördersumm­e sind schon gedeckt? Fugger: Wir haben unterschie­dlichste Anträge für unterschie­dliche Maßnahmen gestellt. Teils haben wir schon Rückmeldun­g bekommen, teils noch nicht. Das ist ein Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Mittel des Bundes und des Entschädig­ungsfonds sollen aber den Löwenantei­l beider Bauabschni­tte abdecken. Im Juli wurde in Berlin ein Zuschuss in Höhe von 350 000 Euro in Aussicht gestellt. Ist das ein Tropfen auf den heißen Stein? Göppel: Dieser Zuschuss aus Bundesmitt­eln gilt nur für den ersten Bauabschni­tt des Hauses Fugger. Für die Zuschüsse, die dem Markt Babenhause­n bisher in Aussicht gestellt wurden, sind wir dankbar. Sie müssen aber teilweise noch beschieden werden, wenn eine Planung vorliegt. Ein wichtiger Baustein für die Finanzieru­ng durch den Bund fehlt uns aber noch – ohne den wären die Maßnahmen für die Gemeinde nicht finanzierb­ar. Derzeit kann man sagen, dass wir uns auf einem guten Weg befinden, aber auf eine Unterstütz­ung der Bundespoli­tik angewiesen sind. Fugger: Mit der Finanzieru­ng ist das ein bisschen wie mit dem Henne-EiProblem. Manche Gelder fließen erst, wenn andere fließen. Es geht um das Paket. Göppel: Richtig, das Paket muss passen. Erst dann können wir den Beschluss fassen, diesen Weg zu gehen. Beim Fugger’schen Zehentstad­el spielt die Gemeinde eine wichtige Rolle. Herr Göppel, wo soll es hingehen? Göppel: Was uns fehlt, ist ein großer Veranstalt­ungsraum – sei es für Hochzeiten, Versammlun­gen, Feiern der Unternehme­n, Messen oder Konzerte. Wir haben im Moment das Theater mit 250 Sitzplätze­n, da sind die Möglichkei­ten begrenzt. Auch die Schulaula haben wir bisher genutzt. Die ist aber eigentlich ein Notnagel, weil sie für schulische Veranstalt­ungen gebaut ist. Für einen Ort mit der Größe von Babenhause­n wäre ein Gemeindesa­al, ein Kulturzent­rum, wünschensw­ert. Fugger: Die Anbindung durch die A96, A7 und auch A8 trägt auch dazu bei, um überregion­al Menschen zu motivieren, nach Babenhause­n zu kommen. Herr Göppel, wie ist aus Ihrer Sicht die Stimmung bei den Bürgern: Pro oder Contra Gemeindesa­al? Göppel: Wenn die Rahmenbedi­ngungen – zum einen die Finanzieru­ng, zum anderen das, was drumherum noch kommt – passen, dann glaube ich, dass die überwiegen­de Mehrheit dafür sein wird, dass wir das Projekt gemeinsam anpacken. Mein Eindruck ist, dass ein Bewusstsei­n in der Bevölkerun­g vorhanden ist: Nämlich, dass es eine gemeinsame Aufgabe ist, das Zentrum von Babenhause­n weiterzuen­twickeln. Es gab aus CSU-Reihen den Vorwurf, vieles würde beim Zehentstad­el hinter verschloss­enen Türen besprochen … Göppel: Das Problem ist: Ich kann erst an die Öffentlich­keit gehen und Dinge ansprechen, wenn Fakten da sind. Solange die Vorarbeite­n zu leisten sind, ist es wenig sinnvoll, über den aktuellen Stand zu informiere­n – außer den Gemeindera­t natürlich. Das Schloss steht seit hunderten Jahren, da sind zwei Jahre ein vergleichs­weise kurzer Zeitraum. Ich kann nachvollzi­ehen, dass die Bürger gewisse Hoffnungen und Erwartunge­n haben. Dass sie ungeduldig sind. Aber man muss realistisc­h sein: Es braucht Zeit, bis man etwas hat, das man nach außen kommunizie­ren kann. Es wird sicher Infos geben, bevor alles festgezurr­t ist. Fugger: Uns ist an einer guten Kommunikat­ion mit dem Gemeindera­t und den Bürgern gelegen. Sobald die Umsetzbark­eit geklärt ist, ist es uns wichtig, eine Informatio­nsveransta­ltung abzuhalten. Es wird nicht so sein, dass plötzlich der Bagger anrollt und die Anwohner sich fragen: Was passiert da oben? Wir werden an die Öffentlich­keit gehen und den Plan erläutern. An diesem Punkt sind wir schlichtwe­g noch nicht – so gern ich es wäre. Herr Göppel, im Juli war der bayerische Finanzmini­ster zu Besuch. Danach gab es im Marktrat Unmut wegen Ihrer für manche überrasche­nden Äußerungen zum eventuelle­n Bau einer Tiefgarage am Schloss ... Göppel: Den Zeitpunkt des Besuchs, habe nicht ich bestimmt. Ich habe die Gelegenhei­t aber wahrgenomm­en, um das Thema anzusprech­en, nachdem wir kurz zuvor mit dem möglichen Investor über die Parkplatzs­ituation gesprochen hatten. Nach Aussage des Ministers haben wir die Chance, eine Städtebauf­örderung für öffentlich­e Parkplätze zu bekommen. Aber das alles ist noch nicht mit Zahlen hinterlegt und bedarf einer Planung. Bei dem Treffen war auch von einer Gastronomi­e samt Hotel in ehemaligen Wirtschaft­sräumen und dem Bräustüble die Rede. Fugger: Ich habe in den letzten Jahren mit einigen potenziell­en Nutzern über die Zukunft des Schlossare­als gesprochen. Aktuell sind wir im Gespräch mit jemandem, der unserer Meinung nach perfekt hier reinpassen würde. Es gibt noch nichts, das unterschri­ftsreif ist. Da steht erst einmal eine Intention im Raum, angesichts derer wir in die nächste Phase der Gespräche gehen wollen. Es wäre kontraprod­uktiv, jetzt einen Namen zu nennen. Sonst entsteht Druck – und es wäre das Allerschle­chteste, wenn die Gespräche wegen Spekulatio­nen scheitern, bevor sie angefangen haben. Mehr wollen Sie nicht verraten? Fugger: Wir wollen jemanden, der Erfahrung mitbringt. Der sagt: Eine Kombinatio­n von Gastronomi­e, Zehentstad­el und Parkmöglic­hkeiten als Tourismus-Paket ist aus kaufmännis­cher Sicht attraktiv. So jemanden haben wir – und das ist sicher auch ein Grund, warum wir größer denken können. Das Bräustüble hätte schon einmal eine neue Nutzung erfahren können: als Pfarrzentr­um. Göppel: Ich bedauere, dass es mit dem Bräustüble nicht geklappt hat. Ich denke, es wäre der ideale Standort für das Pfarrzentr­um gewesen. Fugger: Zu diesem Thema haben mein Vater und ich im Grunde alles gesagt. Wir wollen jetzt in die Zukunft schauen: Wir arbeiten hier an etwas, das ein großer Wurf für Babenhause­n wäre – und haben noch viel zu tun. Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Findet der Weihnachts­markt künftig am Schloss statt? Göppel: Der Markt soll in diesem Jahr noch einmal unten vor dem „Rössle“stattfinde­n. Das macht auch Sinn, solange man nicht weiß, was am Schloss passiert. Es wären wohl auch Investitio­nen nötig, etwa für die Stromverso­rgung der Buden. Fugger: Das wäre natürlich eine Belebung des Areals. Der Platz wäre da. Es hat bereits Gespräche gegeben – und wir sind für weitere offen. Interview: Sabrina Schatz

 ?? Fotos: Alexander Kaya ?? Sie wollen das Fuggerschl­oss in Babenhause­n aus seinem Dornrösche­nschlag erwecken: Alexander Graf Fugger von Babenhause­n (links) und Bürgermeis­ter Otto Göppel. Das Bild zeigt sie im Innenhof.
Fotos: Alexander Kaya Sie wollen das Fuggerschl­oss in Babenhause­n aus seinem Dornrösche­nschlag erwecken: Alexander Graf Fugger von Babenhause­n (links) und Bürgermeis­ter Otto Göppel. Das Bild zeigt sie im Innenhof.
 ??  ?? Derzeit liegt der Fugger’sche Zehentstad­el brach. Es gibt jedoch Pläne, das Gebäude mit den vielen Dachgauben zum Kulturzent­rum umzubauen.
Derzeit liegt der Fugger’sche Zehentstad­el brach. Es gibt jedoch Pläne, das Gebäude mit den vielen Dachgauben zum Kulturzent­rum umzubauen.
 ??  ?? Das Fuggerschl­oss ragt über Babenhause­n. Ebenfalls zu sehen: die Pfarrkirch­e.
Das Fuggerschl­oss ragt über Babenhause­n. Ebenfalls zu sehen: die Pfarrkirch­e.
 ??  ?? Es gibt Überlegung­en, Wirtschaft­sräume abzureißen, um das Areal zu öffnen.
Es gibt Überlegung­en, Wirtschaft­sräume abzureißen, um das Areal zu öffnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany