Mittelschwaebische Nachrichten
Die Zuhörerin Rachel Cusk
Dritter Band, gleiche Protagonistin, gleicher schlicht eleganter Ton. In „Kudos“, Abschlussband der Romantrilogie von Rachel Cusk, reist die Schriftstellerin Faye auf Leseund Werbetour für ihr neues Buch durch Europa, sammelt auch diesmal Geschichten, die ihr erzählt werden, vom Sitznachbarn im Flugzeug, von Journalisten, von Kollegen…Geschichten, um die sie nicht bittet, sondern die ihr geradezu aufgedrängt werden. Alle wollen reden, möglichst ohne dabei unterbrochen zu werden, als hätte Faye eine imaginäre Klappcouch dabei, auf die sich mal jeder legen darf. Genutzt übrigens dann auch von Journalisten, die wertvolle Interviewzeit zu Seelenstriptease oder Imponiergeblöke nutzen – und von der zu befragenden Schriftstellerin eigentlich so gut wie nichts wissen möchten. Und doch nimmt Faye, das Alter Ego der Autorin, natürlich Konturen an, entsteht in der Spiegelung das Bild einer passiven Beobachterin, die nicht im Laut-, sondern im Leisewerden Präsenz gewinnt. Und die in diesem Stimmen-Wirrwarr dann eben doch zur ordnenden Instanz wird, durch die Erzählweise der indirekten Rede den Geschichten alles Ablenkende nimmt, das Wesentliche entblößt. Wie Kristalle blitzen im Sammelsurium die Themen dieser so klugen Schriftstellerin auf: die Machtverhältnisse der Geschlechter, wie unterschiedlich Frauen und Männer von der Welt erzählen und sich darin wahrgenommen fühlen. Scheitern. Einsamkeit. Leid.