Mittelschwaebische Nachrichten

Erdgas Schwaben bringt schnelles Internet aufs Dorf

Netze Wie der neue Chef des Energie-Versorgers künftig auch noch mehr Gaskunden gewinnen will

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Vor ziemlich genau 35 Jahren schrieb Deutschlan­d Windkraft-Geschichte. Im Oktober 1983 wurde im schleswig-holsteinis­chen Kaiser-Wilhelm-Koog ein Windrad mit damals gigantisch­en Ausmaßen eingeweiht. 100 Meter Nabenhöhe, die zwei Rotorblätt­er jeweils 23 Tonnen schwer, eine elektrisch­e Leistung von 3000 Kilowattst­unden. Die Große Windenergi­eanlage, kurz Growian, blieb nur fünf Jahre in Betrieb, bei Markus Last hinterließ sie aber nachhaltig Eindruck. Last, damals 14 Jahre alt, begann, sich für das Thema Energie zu interessie­ren, studierte später Energieund Verfahrens­technik. Drei Jahrzehnte später hat ihn seine Leidenscha­ft nach Augsburg gebracht. Last, 49, ist seit dem Mai diesen Jahres Chef des Energiever­sorgers Erdgas Schwaben. Er übernahm die Leitung zunächst kommissari­sch, nachdem der langjährig­e Geschäftsf­ührer Klaus-Peter Dietmayer das Unternehme­n überrasche­nd verlassen hatte. Mittlerwei­le läuft sein Vertrag für die nächsten fünf Jahre. Der zweifache Familienva­ter lebt in München, wo er zuvor für die Thüga-Gruppe gearbeitet hat, den Mehrheitsg­esellschaf­ter von Erdgas Schwaben. Bei seiner ersten Pressekonf­erenz in neuer Funktion muss Last sich gleich mit einer Frage beschäftig­en, die das EnergieUnt­ernehmen schon lange begleitet: Ob der Name Erdgas Schwaben denn überhaupt noch zeitgemäß sei? Schließlic­h verkauft der Anbie- ter längst nicht mehr nur Gas, über 10 000 Menschen beziehen auch ihren Strom von dem Versorger. Für Last ist ein Wechsel momentan dennoch keine Option. Er verweist auf die Geschichte des Namens „Erdgas Schwaben“, der schon lange eine eigene Marke sei. Über einen mangelnden Zulauf an Kunden kann sich das Unternehme­n nach Auskunft von Last ohnehin nicht beschweren. Die Nachfrage nach Gasanschlü­ssen sei zuletzt so hoch gewesen, dass gar nicht alle sofort gelegt werden konnten. Viele Häuser wurden im Rahmen des Projekts „Gas und Glas“an das Netz angeschlos­sen. In Zusammenar­beit mit den Kommunen verlegt Erdgas Schwaben dabei in über 20 Gemeinden in der Region sowohl Erdgasleit­ungen als auch Breitbanda­nschlüsse. Insgesamt sind 200 Städte und Gemeinden an das 6500 Kilometer lange Erdgasnetz des Energiever­sorgers angeschlos­sen. Erdgas kommt aber nicht nur als Energieträ­ger in Privathaus­halten oder Unternehme­n zum Einsatz, sondern auch bei Fahrzeugen. Allerdings lag der Anteil der Erdgasauto­s an den Neuzulassu­ngen zuletzt bei etwa 0,3 Prozent. Bisher sei Erdgas „nicht im Lösungsspe­ktrum der Automobili­ndustrie“, sagt Last. Er wünsche sich, dass Erdgas als „echte Alternativ­e“wahrgenomm­en werde und die Politik nicht „bestimmte Technologi­en fördert und andere behindert“.

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Markus Last

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