Mittelschwaebische Nachrichten
Weit mehr als Hokuspokus
Magischer Zirkel Magie und Nervenkitzel im Kellertheater in Ursberg
Ursberg Mystisch, komisch, illusionär: Jeder Zauberer hat seinen eigenen Stil, denn Magie – wird sie mit Leidenschaft betrieben – ist weit mehr als Hokuspokus. Das stellten die sieben Teilnehmer des Zauberwettbewerbs, die der Magische Zirkel Mindelheim im Gedenken an sein verstorbenes Mitglied Walter Dittrich veranstaltete, am laufenden Band unter Beweis. Beim freundschaftlichen Wettbewerb fesselten sie ihr Publikum mit bewundernswerten Tricks. Dazwischen strapazierten Bauchredner Perry Paul und sein frecher Kater Amadeus die Lachmuskeln der Besucher gewaltig.
Das historische Gemäuer im Kellertheater des Ringeisen-Gymnasiums bot den idealen Rahmen für Magie und Nervenkitzel. „Fantasie ist der entscheidende Punkt“, verriet der junge Zauberer Phil Rice alias Philipp Reisner. Je nach Tastgefühl kann aus einer kleinen Zahnbürste eine WC-Bürste werden, erfuhren zwei Gäste. Auch im Dialog der Computerstimmen Siri und Alexa zeigte sich der junge Magier voll in seinem Element. Wie das I-Phone eines jungen Besuchers unversehrt in die verschlossene Chips-Packung kam, blieb letztendlich ein Rätsel.
„Magie ist für Herz und Auge“, verdeutlichte Bonnie Sue. Im geschickten Umgang mit bunten Kunststoffblättchen zeigte sie sich ebenso geschickt wie beim Reimen von melancholischen Gedanken. Am meisten faszinierte die Künstlerin mit einem einfachen weißen Faden, den sie mit magischen Händen immer wieder aus kleinen Stücken zum Ganzen fügte.
„Als sparsamer Schwabe schmeißt man nichts weg“, sagte Willi Breitwieser. Der über 80-jährige „Senior der Zauberkunst“hatte einen alten Schnürsenkel mitge- bracht. Während er Anekdoten über seinen alten Freund Walter Dittrich zum Besten gab, verwandelte sich das Band wieder zum brauchbaren Schnürsenkel.
Ganz ohne Worte, aber mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik, brachte Elisabeth Thuy eine zauberhafte Show auf die Bühne. Begleitet wurde ihre geschickte Jonglage mit bunten Tüchern und Metallringen von ihrem Ehemann Ben mit träumerischen Klavierklängen. Lukas Birkenmeier stellte seinem Publikum drei Perspektiven der Magie vor. Damit auch die kleinsten Zuschauer nicht zu kurz kamen, durfte ein Mädchen den Zauberstab halten, auch wenn dieser immer wieder zerbrach.
Nicht nur bei den Kindern löste der Zauberer mit einem Schneegestöber aus kleinen Papierschnipseln pure Begeisterung aus. Mit Situationskomik und spontanem Redewitz nahm der eigentlich als „Kartenhai“ bekannte Manfred Haber Kontaktanzeigen unter die Lupe. Entsprechend eines Bildes, das Bärbel aus dem Publikum gemalt hatte, präsentierte er sich im spannenden Striptease in rotem Hemd, schwarzer Hose, blauen Hosenträgern, grünen Socken und gelber Brille. Martin Kaufmann stellte seine eigene Methode des Zeitunglesens in den Mittelpunkt seiner Zaubershow. Kaum zu glauben, wie fantasievoll er manche Überschrift aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung interpretierte. Vor allem mit der Vorführung einer „Entschlackungskur aus Amerika“hatte er die Lacher auf seiner Seite.
Während die Besucher jeden Künstler als einmalig empfanden, stand die Jury vor einer schwierigen Entscheidung. Letztendlich verlieh sie Manfred Haber den Walter-Dittrich-Pokal. Platz zwei und drei erzielten Martin Kaufmann und Elisabeth Thuy.