Mittelschwaebische Nachrichten

Sind wir eigentlich noch zu retten?

Podiumsdis­kussion Schauspiel­er Hannes Jaenicke, Grünen-Politiker und Biologe Anton Hofreiter und Naturschüt­zer Helmut Huber sprechen in Leipheim über das, was im Umgang des Menschen mit dem Planeten Erde schief läuft

- VON REBEKKA JAKOB

Leipheim Die spannendst­e Frage an diesem Abend im Leipheimer Waldvogel kam ganz zum Schluss aus dem Publikum. Angesichts all der Zerstörung auf dem Planeten, dem Aussterben von Tieren, den Schwierigk­eiten, sich gegen die drohende Katastroph­e des Planeten Erde zu stemmen, was hält da Menschen aufrecht, die sich für den Schutz von Tieren und Natur einsetzen? Was bringt sie dazu, weiter zu machen? Die Antworten, die Politiker und Biologe Anton Hofreiter, Schauspiel­er und Filmemache­r Hannes Jaenicke und Naturschüt­zer Helmut Huber darauf zum Finale der Podiumsdis­kussion „Quo vadis, Leben?“gaben, fielen unterschie­dlich aus. Einig waren sich aber alle drei: Sie werden dennoch weiter machen mit ihrer Arbeit.

Bernhard Lohr, der Vorsitzend­e des Günzburger Vereins Faszinatio­n Regenwald, setzte dieses Mal auf eine Diskussion­srunde anstelle einer Regenwald-Nacht mit Musik und Film, wie sie in den vergangene­n Jahren unter anderem mit Schauspiel­er Michael Mendl, der Günzburger Starsopran­istin Diana Damrau oder der Popmusiker­in Cassandra Steen stattgefun­den haben. Die drei, die diesmal auf der Bühne saßen und sich den Fragen von Lohr und Maximilian Deisenhofe­r stellten, konnten eindringli­ch von der berichten, die sich auf der Welt breitmacht. Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r Anton Hofreiter hat wie Lohr seine Doktorarbe­it über den tropischen Regenwald verfasst und war dazu in Peru vor Ort. Jaenicke befasst sich in seinen Dokumentat­ionsfilmen seit Jahren mit aussterben­den und bedrohten Tierarten, am morgigen Dienstag läuft seine neueste Doku „Im Einsatz für Geparden“um 22.15 Uhr im ZDF. Und Helmut Huber kämpft als Vorsitzend­er der Organisati­on „Fans for seit Jahren auf Borneo für das Überleben des Regenwalds als Lebensraum der Orang-Utans – gegen große Hinderniss­e.

Was die drei aus ihrer Arbeit erzählen, ist ernüchtern­d. Hannes Jaenicke berichtet von Wildtieren, die – mangels jeglicher gesetzlich­er Regelung in Deutschlan­d – in nicht artgerecht­er Weise gehalten werden: beispielsw­eise der Gepard, der in einem Baden-Württember­gischen Privatgart­en lebt. „Wir drehen jetzt seit sechs Monaten über das AusZerstör­ung sterben der heimischen Sing- und Zugvögel. 60 Prozent der Vögel und 80 Prozent der Insekten haben wir hier in Deutschlan­d schon verloren.“Anton Hofreiter ärgert sich über den gezielten Betrug am Konsumente­n, hinter dem Furchtbare­s stecke. „Wieso erlauben wir es, dass Produkte importiert werden, in denen de facto tote Kleinbauer­n stecken?“Helmut Huber erzählt, wie er und seine Mitstreite­r auf Borneo mit ansehen müssen, wie in unvorstell­barem Ausmaß Regenwald zerNature“ stört wird, um dort Palmöl anzubauen. Und wie das geschlagen­e Tropenholz mittels trickreich­er Verschiffu­ng Gütesiegel erhält, die den europäisch­en Kunden falsche Nachhaltig­keit vorgaukeln.

Sind wir also eigentlich noch zu retten? Die Diskutante­n sagen: Ja. Denn es gebe durchaus Möglichkei­ten, es besser zu machen. Durch mehr Aufklärung, schon in der Schule, sagt Hofreiter. Durch „Besteuerun­g von Leuten, die rumsauen, und Belohnung für die, die nicht rumsauen“(Jaenicke). Durch faire, nachvollzi­ehbare Siegel und Transparen­z bei der Herstellun­g, findet Huber.

Und wie motivieren sich die drei Podiumsred­ner dafür, genau das weiter zu tun, was sie machen? „Aufgeben gilt nicht“, sagt Hannes Jaenicke. Woran er sich hochzieht, sind Hoffnungs-Beispiele: „Als ich Kind war, durften wir keinesfall­s in den Rhein, das war eine gefährlich­e Giftkloake. Heute ist der Fluss zwar immer noch nicht sauber, aber Baden kann man wieder.“Helmut Huber setzt seine Hoffnung auf die jungen Leute, wie auf Borneo. „Die 16, 17, 18-Jährigen sind ein Lichtblick. Sie verstehen, was passiert.“Und Politiker Anton Hofreiter glaubt daran, dass das Wissen der Menschheit noch nie so groß war wie heute. Dieses Wissen müsse nur richtig eingesetzt werden. „Wir haben doch alle Chancen, das hinzukrieg­en.“

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Politiker und Biologe Anton Hofreiter, Schauspiel­er Hannes Jaenicke und Naturschüt­zer Helmut Huber diskutiert­en in Leipheim mit Maximilian Deisenhofe­r und Bernhard Lohr (von links) zum Thema „Quo vadis, Leben?“.
Foto: Rebekka Jakob Politiker und Biologe Anton Hofreiter, Schauspiel­er Hannes Jaenicke und Naturschüt­zer Helmut Huber diskutiert­en in Leipheim mit Maximilian Deisenhofe­r und Bernhard Lohr (von links) zum Thema „Quo vadis, Leben?“.

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