Mittelschwaebische Nachrichten

Schauspiel­er Jürgen Vogel: Der Bösewicht vom Dienst

Schauspiel­er Jürgen Vogel wird gerne als Bösewicht gebucht. Aktuell mimt er jedoch einen wagemutige­n Kommissar. Warum er so gut wie keinen Alkohol trinkt

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Herr fortgesetz­ten Vogel, Tv-reihe Sie spielen „The in der Team nun II“einen Kommissar. Es geht um eine explosive Themenmisc­hung: Flüchtling­e, internatio­nale Kriminalit­ät, Rechtsextr­eme, islamische­r Terror. Klingt ziemlich aktuell, oder? Jürgen Vogel: Ja, klar. Da haben die Verantwort­lichen echt gut vorrecherc­hiert (lacht). Der Auftakt der Serie ist so interessan­t, weil es darum geht, wie der islamische Terror über den europäisch­en Kunsthande­l finanziert wird.

Ist das tatsächlic­h so oder Fiktion?

Vogel: Das ist tatsächlic­h so. Man weiß ja auch, dass der Islamische Staat große Kunst, die man nicht transporti­eren kann, zerstört. Alle tragbaren Dinge werden verkauft. Dann könnte man die These wagen, dass der Kunsthande­l Mitschuld am Terror des IS hat? Vogel: Ja. Zudem hat man das Gefühl, dass der Westen an der Entstehung dieses Terrorismu­s auch in anderer Weise beteiligt ist. Das kann durch Handelsabk­ommen passieren oder durch Ausgrenzun­g von Dritte-welt-staaten. Die lässt man ihre Chancenlos­igkeit spüren, indem man ihren Produkten auf dem Weltmarkt keine Chance gibt. Das schafft in solchen Staaten auch Hass gegenüber der westlichen Welt. Zwei Polizisten und eine Agentin, die für Europol einen ziemlich komplizier­ten Fall aufklären. Es ist eher ungewöhnli­ch, dass Polizei und Geheimdien­ste Hand in Hand arbeiten. Vogel: Natürlich ist es ungewöhnli­ch, aber es passiert durchaus, dass die Polizei über Grenzen hinaus zusammenar­beitet und auch der Geheimdien­st beteiligt ist. Das muss wohl auch so sein, um Terror gezielt bekämpfen zu können. Sie treten einem bewaffnete­n Nazi im Film als Polizist furchtlos entgegen. Sind Sie im echten Leben auch so mutig?

Vogel: (lacht) Den Bogen zu mir privat, glaube ich, kann man nur ganz schwer spannen. Der Polizist, den ich spiele, wusste ja ebenso wie sein Gegner, dass ein Sondereins­atzkommand­o im Hinterhalt gelegen hat. Das hätte den Rechtsextr­emisten sofort umgebracht, falls er zu schießen gewagt hätte. Ich fand, das ist eine sehr starke Szene. Den Eindruck hatte ich auch. Aber die Frage von oben haben Sie noch nicht beantworte­t.

Vogel: Ja, weil man das schwer über sich selbst sagen kann. Das sollen andere tun. Ich denke aber, grundsätzl­ich habe ich nicht so viel Angst. Noch mal zum Thema politische Rechte. Wie sehen Sie die Debatte um Flüchtling­e in Deutschlan­d? Vogel: Ich finde, da muss man gegenüber dem Rechtsradi­kalismus ganz klar Stellung beziehen. Anderersei­ts muss man auch Verständni­s für Menschen aufbringen, die unzufriede­n sind. Wir wissen ja alle, dass wir beim Thema Flüchtling­e politisch gerade ein wenig versagen, weil wir nicht so genau wissen, was wir mit ihnen vorhaben, wie wir sie integriere­n können, wie wir sicherstel­len können, dass sie gut beschäftig­t sind. Zurück zum Film. Als Gregor Weiss spielen Sie in „The Team II“einen Hamburger Polizisten. Für einen Cop kommen Sie ziemlich lässig rüber.

Vogel: Es gibt ja viele Polizisten, die ich auch schon kennengele­rnt habe. Diese Figur wirkt zwar auf den ersten Blick ganz cool, ist aber als Polizist sehr ernst zu nehmen. Insofern ist Gregor Weiss da gar nicht so lässig, sondern ehrgeizig und sehr genau. Diesen staksigen, nur nach Regeln vorgehende­n Polizisten wollten wir bei dieser Produktion nicht. Waren Sie als Kind beim Räuber- und Gendarmspi­elen lieber Räuber oder Gendarm? Vogel: Gute Frage. Immer abwechseln­d, würde ich sagen. Was ist Ihnen heute lieber: Bösewicht oder der Gute? Vogel: Ich mag auch da die Ambivalenz aus beiden Sachen. Es wird spannend, wenn Figuren nicht ganz klar gut oder schlecht sind. Viele Ihrer Kollegen behaupten: Die Bösen sind interessan­ter.

Vogel: Ja, weil sie oft vielschich­tiger

sind. Mir persönlich liegt es, Kriminelle zu spielen. Sie sind inzwischen seit 30 Jahren im Geschäft: Gab es eigentlich eine Art Karrierepl­an bei Jürgen Vogel?

Vogel: Ich denke so alle zehn Jahre darüber nach, was ich in den nächsten zehn Jahren machen möchte. Was habe ich noch nicht gemacht? Was wäre eine Herausford­erung?

Und was wäre das?

Vogel: Kann ich jetzt aus dem Stand nicht beantworte­n. Wie gehen Sie mit Ihrer Popularitä­t um? Werden Sie oft auf der Straße angesproch­en?

Vogel: Ja, das passiert häufiger. Aber ich gehe da normal damit um, mache die Selfies, und dann geht’s weiter. Und wenn es wirklich mal ein ungünstige­r Moment ist, dann haben die meisten dafür Verständni­s. Sie sind ja bereits mit 15 Jahren von zu Hause ausgezogen. Warum hielten Sie es da nicht länger aus?

Vogel: Da will ich gar nicht groß drüber reden. Ich glaube einfach, dass es für mich gut war, früh von zu Hause wegzugehen und damit mein eigenes Leben zu beginnen und mein eigenes Geld zu verdienen. Sie haben schnell den Sprung hin zum Film geschafft. Wie kam das?

Vogel: Ich fing ja bereits mit neun Jahren als Kindermode­l an. Dadurch war ich schon bei einer Agentur. Die hat irgendwann die Lizenz bekommen, dass sie auch für Filme und Werbung vermitteln darf. Da durfte ich dann im ersten Film einen Straßenjun­gen spielen. Zum Schluss noch: Warum trinken Sie eigentlich keinen Alkohol? Vogel: Doch, ich trinke ab und zu Alkohol, aber sehr selten. Ich halte die Regelmäßig­keit beim Alkoholtri­nken für sehr gefährlich. Die Droge Alkohol wird bei uns unterschät­zt.

Interview: Josef Karg

Jürgen Vogel wird am 29. April 1968 in Hamburg geboren. Seinen Durchbruch schafft er 1992 mit der Darstellun­g des Ingo Hermann in Sönke Wortmanns Film „Kleine Haie“. Für diese Rolle erhält er nach „Rosamunde“zum zweiten Mal den „Bayerische­n Filmpreis“. Am

21. und 28. Oktober sowie am 4. und

11. November ist er in der europäisch­en Krimireihe „Team II“im ZDF zu sehen.

 ?? Foto: dpa ?? In der Krimireihe „The Team II“spielt Jürgen Vogel den Ermittler Gregor Weiss. In der ersten Folge geht es um Kunsthande­l und den Islamische­n Staat.
Foto: dpa In der Krimireihe „The Team II“spielt Jürgen Vogel den Ermittler Gregor Weiss. In der ersten Folge geht es um Kunsthande­l und den Islamische­n Staat.

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