Mittelschwaebische Nachrichten

Auch Berlin sperrt Straßen für ältere Diesel

Gericht ordnet Fahrverbot ab April an. Und die EU plant noch strengere Abgaswerte

- (AZ)

Berlin/brüssel Der Diesel-skandal hat jetzt auch die deutsche Hauptstadt erreicht. Nach einem Urteil des örtlichen Verwaltung­sgerichtes muss Berlin für mehrere Straßen im nächsten Jahr ein Diesel-fahrverbot verhängen. Die Richter verpflicht­eten die Senatsverw­altung, bis zum 31. März 2019 einen verschärft­en Luftreinha­lteplan mit den entspreche­nden Vorschrift­en zu erlassen. Die Fahrverbot­e für mindestens elf Straßenabs­chnitte müssen dann spätestens Ende Juni 2019 verwirklic­ht werden. Darunter sind Teile der wichtigen Leipziger Straße und der Friedrichs­traße im Zentrum der Stadt. Für weitere Abschnitte mit einer Gesamtläng­e von weiteren 15 Kilometern muss das Land Berlin außerdem Fahrverbot­e prüfen.

Mit der Sperrung soll erreicht werden, dass der Grenzwert für Stickstoff­dioxid eingehalte­n wird. Dieselauto­s sind ein Hauptverur­sacher für schlechte Luft in Städten. Die in Berlin jetzt verfügten Fahrverbot­e betreffen Pkw und Lkw der Schadstoff­klassen Euro 1 bis einschließ­lich Euro 5. „Zwingend notwendige Maßnahmen“dürften nicht mit der Begründung hinausgezö­gert werden, dass die Ergebnisse weiterer Untersuchu­ngen abgewartet werden sollen, betonte der Vorsitzend­e Richter Ulrich Marticke. Der Berliner Senat hatte bereits Maßnahmen für bessere Luft auf den Weg gebracht, zum Beispiel neue Tempo30-zonen. Geklagt hatte wie in vielen anderen deutschen Städten die Deutsche Umwelthilf­e, die ursprüngli­ch ein Diesel-fahrverbot in der kompletten Berliner Innenstadt durchsetze­n wollte.

Auch in der Großen Koalition bahnt sich damit neuer Streit an. „Es ist nicht akzeptabel, dass die Automanage­r immer noch die technische Nachrüstun­g von Diesel-pkw und deren Finanzieru­ng verweigern“, kritisiert­e der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Spd-fraktion, Sören Bartol. „Ich erwarte von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer, dass sie den Druck auf die Autobosse erhöhen und die Vereinbaru­ngen in der Koalition durchsetze­n.“Union und SPD hatten sich nach langem Ringen auf neue Maßnahmen geeinigt, um Fahrverbot­e zu verhindern. Kaufanreiz­e und Nachrüstun­gen zielen auf besonders belastete Städte wie München und Stuttgart. Vor allem bei den Nachrüstun­gen sind aber viele Fragen offen.

Gleichzeit­ig erhöhen andere Eustaaten den Druck auf Deutschlan­d, strengere Kohlendiox­id-grenzwerte zu akzeptiere­n. Auch Länder mit einer wichtigen Autoindust­rie wie Frankreich, Spanien oder Italien plädierten bei einem Treffen der Umweltmini­ster für einen schnellen Umstieg auf weniger schädliche Fahrzeuge. Am späten Dienstagab­end einigten sich die Eu-umweltmini­ster in Luxemburg vor den anstehende­n Verhandlun­gen mit dem Europaparl­ament, den Kohlendiox­id-ausstoß von Neuwagen von 2020 bis 2030 um 35 Prozent zu senken. Viele andere Länder wollen jedoch eine Senkung um 40 Prozent oder mehr.

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