Früher war alles besser

Kennen Sie das schale Gefühl, das in dem mehr oder minder traurigen Gedanken mündet: Ach Gott, früher, ja da war alles besser! Ob „Brexiteers“, Trump-unterstützer oder Afd-mitglieder, sie alle erzählen das immer und immer wieder, bis sie es ganz tief drin glauben. In den letzten Tagen nun haben wir uns selbst dabei ertappt, in dieser emotionalen Sackgasse gelandet zu sein. Warum eigentlich?

Am Wetter kann es ja nicht liegen, denn so einen sonnigen Frühling/sommer hatten wir schon lange nicht mehr, sodass die turnusmäßige Herbstdepression im Grunde ausfallen müsste. Andererseits – war das ja heuer schon eine unerträgliche Hitze. Und jetzt wollen sie in der EU sogar die Winterzeit abschaffen. Meine Güte! Wo soll das enden?

Nicht nur die Zeit war früher besser, auch die Politiker. Da hatten wir in Bayern noch echte Ministerpräsidenten, heute haben wir Markus Söder. Damals wusste man: Bayern und die CSU sind ein Monolith, heute reklamiert jede Splitterpartei den weißblauen Himmel für sich. Geht’s noch?

Im Verkehrsbereich ist es nicht besser. Früher hatten wir Umweltplaketten – heute haben wir Fahrverbote in Innenstädten, irgendwann hatten wir sogar mal freie Fahrt. Oder beim Sport: Der FC Bayern feierte um die Wiesn-zeit sonst immer schon den nicht mehr zu nehmenden x-ten deutschen Meistertitel, inzwischen müssen sie froh sein, wenn sie nicht absteigen, so schlecht wie die drauf sind. Ja, wir verklären die Vergangenheit gerne und meckern noch lieber über das, was gerade geschieht. Und selbst wenn Statistiken klar zeigen, dass es der Menschheit heute besser geht als je zuvor, haben wir Nostalgiker die passende Antwort: „Wart Ihr denn dabei?!“