Mittelschwaebische Nachrichten
Wer zahlt im Puff die Steuern?
Verfahren gegen Allgäuer „Bordellbetreiber“wird eingestellt
Augsburg/kempten Das Geschäft mit der käuflichen Liebe floriert – doch damit etwas zu tun haben wollen die wenigsten. Offiziell jedenfalls. Erst recht in der Idylle der Allgäuer Alpen. Das bekam nun auch ein Geschäftsmann aus dem Kleinwalsertal zu spüren. Seit Jahren vermietet er in Kempten Zimmer, in denen Prostituierte ihrer Profession nachgehen können. Nun musste er sich vor dem Augsburger Amtsgericht wegen Steuerhinterziehung in, laut Staatsanwaltschaft, „bordellähnlichen Betrieben“verantworten – was im Kleinwalsertal hohe Wellen schlug. „Da gab es Menschen, die mit mir plötzlich nichts mehr zu tun haben wollten“, erzählt der 63-Jährige und spricht von Rufmord sowie einer Vorverurteilung. Dabei habe sich lediglich ein „Steuerfahnder vergaloppiert“.
So weit wollten die Richter in Augsburg nicht gehen. Dennoch sahen sie schlussendlich von einer Verurteilung des Österreichers ab. Gegen die Zahlung von 90 000 Euro wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. Ihm sei nur eine geringe Schuld an den nicht bezahlten Steuern in Höhe von knapp einer Million Euro anzulasten, lautete die Erklärung. Der Prozess drehte sich im Wesentlichen um die Frage, ob der 63-Jährige als Vermieter der Räumlichkeiten oder die Prostituierten als Anbieter der sexuellen Dienste die fällige Umsatzsteuer bezahlen müssen. Die Staatsanwaltschaft hatte anfangs den Hauptangeklagten, seine Ehefrau und seinen Sohn – beide waren als Geschäftsführer der Etablissements eingetragen – in der Pflicht gesehen. Im Laufe des Prozesses ließen sich aber auch die Ankläger darauf ein, alle drei Verfahren einzustellen.