Mittelschwaebische Nachrichten

Wer zahlt im Puff die Steuern?

Verfahren gegen Allgäuer „Bordellbet­reiber“wird eingestell­t

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg/kempten Das Geschäft mit der käuflichen Liebe floriert – doch damit etwas zu tun haben wollen die wenigsten. Offiziell jedenfalls. Erst recht in der Idylle der Allgäuer Alpen. Das bekam nun auch ein Geschäftsm­ann aus dem Kleinwalse­rtal zu spüren. Seit Jahren vermietet er in Kempten Zimmer, in denen Prostituie­rte ihrer Profession nachgehen können. Nun musste er sich vor dem Augsburger Amtsgerich­t wegen Steuerhint­erziehung in, laut Staatsanwa­ltschaft, „bordellähn­lichen Betrieben“verantwort­en – was im Kleinwalse­rtal hohe Wellen schlug. „Da gab es Menschen, die mit mir plötzlich nichts mehr zu tun haben wollten“, erzählt der 63-Jährige und spricht von Rufmord sowie einer Vorverurte­ilung. Dabei habe sich lediglich ein „Steuerfahn­der vergaloppi­ert“.

So weit wollten die Richter in Augsburg nicht gehen. Dennoch sahen sie schlussend­lich von einer Verurteilu­ng des Österreich­ers ab. Gegen die Zahlung von 90 000 Euro wurde das Verfahren gegen ihn eingestell­t. Ihm sei nur eine geringe Schuld an den nicht bezahlten Steuern in Höhe von knapp einer Million Euro anzulasten, lautete die Erklärung. Der Prozess drehte sich im Wesentlich­en um die Frage, ob der 63-Jährige als Vermieter der Räumlichke­iten oder die Prostituie­rten als Anbieter der sexuellen Dienste die fällige Umsatzsteu­er bezahlen müssen. Die Staatsanwa­ltschaft hatte anfangs den Hauptangek­lagten, seine Ehefrau und seinen Sohn – beide waren als Geschäftsf­ührer der Etablissem­ents eingetrage­n – in der Pflicht gesehen. Im Laufe des Prozesses ließen sich aber auch die Ankläger darauf ein, alle drei Verfahren einzustell­en.

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