Mittelschwaebische Nachrichten

Krumbach wächst weiter

Die Krumbacher Einwohnerz­ahl steigt auf 13 470. Von der Grundschul­erweiterun­g bis zu neuen Kita-plätzen stellt dies die Kommunalpo­litik vor zahlreiche Herausford­erungen

- VON PETER BAUER

Krumbach Es ist noch gar nicht so lange her, da ging es im Krumbacher Bauausschu­ss meist um Kleinigkei­ten wie den Neubau von Garagen, Wintergärt­en oder Dachgauben. „Garagenaus­schuss“wurde der Krumbacher Bauausschu­ss seinerzeit immer wieder genannt. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Allein schon der Blick auf die Tagesordnu­ng der jüngsten Sitzung vermittelt einen Eindruck davon: Neubau eines Dreifamili­enhauses im Adalbert-stifter-weg, Neubau eines Mehrfamili­enhauses in der Ferdinand-reiß-straße ... Es wird kräftig gebaut in Krumbach, die Einwohnerz­ahl steigt weiter. Wie Bürgermeis­ter Hubert Fischer auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, liegt sie inzwischen bei 13470 Einwohnern. Natürlich freut das den Bürgermeis­ter. Denn der Anstieg der Einwohnerz­ahl ist zweifelsoh­ne auch eine Art Kompliment für die Entwicklun­g der Stadt in den vergangene­n Jahren, beispielsw­eise bei den Kinderbetr­euungsmögl­ichkeiten oder auch den Freizeitan­geboten. Aber: Für Krumbach ist die gestiegene Einwohnerz­ahl auch mit großen Herausford­erungen verbunden.

Es müssen mehr Plätze in Kindertage­sstätten (Kitas) bereitgest­ellt werden, eine Erweiterun­g der Grundschul­e steht an, der Wohnungsun­d Baulandmar­kt ist angespannt. Im Gespräch kritisiert Bürgermeis­ter Fischer wiederholt, dass das kurzfristi­g orientiert­e Denken der Bundes- und Landespoli­tik die Aufgaben für die Städte und Gemeinden nicht leichter machen würde. Krumbach hat in den vergangene­n Jahren (teilweise in Zusammenar­beit mit dem Landkreis) zahlreiche Projekte realisiert, die Innenstadt hat sich positiv entwickelt, vie- neue Plätze wurden in Kitas geschaffen, Schulen wie das Gymnasium und die FOS/BOS werden erneuert oder gar neu gebaut, Bauland, zum Beispiel im ehemaligen Einsle-areal, im Krumbacher Norden unweit von Lingl oder auch am Blauen Kreuz in Niederraun­au, wurden bereitgest­ellt.

Diese positive Stadtentwi­cklung hat sich herumgespr­ochen. Und das offenbar so intensiv, dass die Zahl der Einwohner in Krumbach seit 2012 um rund 1000 gestiegen ist. Allein mit dem Zuzug von Flüchtling­en (rund 250 Personen befanden sich zuletzt in Krumbach) ist dieser Anstieg nicht zu erklären. In Bayern liege der Bevölkerun­gsanstieg seit 2012 bei etwa vier Prozent, sagt Fischer. In Krumbach seien es acht Prozent.

Fischer erinnert sich an die Jahre 2010/11. Damals habe man daran gedacht, dass mit der Ausweisung von neuem Bauland in den genann- ten Gebieten der Bedarf für die nächsten 15 bis 20 Jahre gedeckt sei. Doch bereits jetzt sei mehr oder weniger alles verkauft und bebaut, sagt Fischer.

Neues Baugebiet in Edenhausen

Im Ortsteil Edenhausen hat der Bauausschu­ss die Erschließu­ngsplanung für den zweiten Abschnitt des Baugebiets Höllschluc­ht weiter auf den Weg gebracht. Federführe­nd ist hier das Büro Kling Consult. Es geht um 20 Bauplätze, von Frühling 2019 bis Herbst 2019 sollen die Erschließu­ngsarbeite­n über die Bühne gehen. Aber wie lange wird dieses Angebot an Bauplätzen ausreichen?

Krumbach hat in den vergangene­n Jahren eine Reihe von neuen Kita-plätzen eingericht­et. Mehr als andere Kommunen – und das hat die Attraktivi­tät der Stadt im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden erhöht. Doch nun scheint Krumle bach gewisserma­ßen eine „Getriebene des eigenen Erfolgs“zu sein. Trotz der Angebotser­weiterung in Krumbach und den Ortsteilen müssen Familien bei der Unterbring­ung ihrer Sprössling­e mitunter nach Ebershause­n oder Breitentha­l ausweichen. Im Krumbacher Ortsteil Billenhaus­en wurde vor Kurzem der Kindergart­en von einer auf zwei Gruppen erweitert. Doch der Platzbedar­f steigt weiter, gedacht ist an die Erweiterun­g des Kindergart­ens in Niederraun­au und des evangelisc­hen Kindergart­ens. Zuletzt wurden in Krumbacher Einrichtun­gen 400 Kinder betreut.

Auch eine Erweiterun­g der Krumbacher Grundschul­e steht an. Fischer sagt, dass er sich von den auf bundes- und landespoli­tischer Ebene geäußerten Vorstellun­gen mitunter überrollt fühle. Rechtsansp­ruch auf einen Ganztagesg­rundschulp­latz? Umsetzen müssten solche Vorgaben die Kommunen, die von Bund und Land hier nicht selten im Regen stehen gelassen würden. Da heiße es, dass der Bund Schulbaute­n mit 100 Millionen Euro fördern wolle, sagt Fischer. Aber allein in Krumbach stünden derzeit Schulsanie­rungen und Neubauten in einer Größenordn­ung von rund 100 Millionen Euro an.

Die aufgebläht­en Vergaberic­htlinien für Großprojek­te würden mitunter „einem Wahnsinn“gleichen. Früher habe mitunter ein Schreiben gereicht, „heute dauert das oft ein halbes Jahr“, kritisiert der Krumbacher Rathausche­f. Hinzu komme, dass es unterschie­dliche Richtlinie­n für Land, Bund und die EU gebe. Dies alles bereite den kommunalen Verwaltung­en in der Praxis oft große Probleme.

Geplant sei in Krumbach die Erweiterun­g des Kinderhort­s von zwei auf vier Gruppen. Dies soll in Zusammenha­ng mit der Grundschul­erneuerung geschehen. Doch in ihren Richtlinie­n seien sich auf Landeseben­e das Sozialmini­sterium und das Kultusmini­sterium nicht einig, die Raumprogra­mme seien unterschie­dlich. All das erschwere die Planung für eine Kommune wie Krumbach ganz erheblich. Fischer: „Das ist sehr unbefriedi­gend.“Fischer fordert eine langfristi­ge Ausrichtun­g der Bundes- und Landespoli­tik. Und er plädiert dafür, „zwei Drittel“der Förderprog­ramme zu streichen und dafür die Kommunen mit den entspreche­nden Steuermitt­eln auszustatt­en. Dies würde die konkrete Planung von Projekten in vielen Fällen wesentlich effiziente­r machen. Wohin geht der Krumbacher Weg? Nicht wenige gehen davon aus, dass mit Blick auf hohe Lebenshalt­ungskosten in Großstädte­n die Einwohnerz­ahl in Krumbach weiter steigen könnte. Damit bleiben aber auch für die Kommunalpo­litik die Zeiten arbeitsint­ensiv.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Erweiterun­g der Grundschul­e Krumbach? Bei der Planung gibt es, wie Bürgermeis­ter Hubert Fischer berichtet, so manche Hürde zu überwinden.
Foto: Peter Bauer Erweiterun­g der Grundschul­e Krumbach? Bei der Planung gibt es, wie Bürgermeis­ter Hubert Fischer berichtet, so manche Hürde zu überwinden.

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