Mittelschwaebische Nachrichten
Leerstand zu füllen ist nicht immer einfach
Rund um den Günzburger Marktplatz werden immer wieder Läden geschlossen. Was die Gründe dafür sind – und warum die Altstadt gar nicht so schlecht dasteht, wie man vielleicht glauben könnte
Günzburg Nichts ist so konstant wie der Wandel. Das gilt auch für Geschäfte in den Innenstädten. Günzburg macht da natürlich keine Ausnahme. Eine Geschäftsaufgabe altershalber hier, der Auszug eines Filialisten da – immer mal wieder stehen Läden in der Altstadt leer. Das fällt negativ auf. „Wir stehen trotzdem im Vergleich sehr gut da“, versichert Beate Agemar. 80 bis 90 Prozent der verfügbaren Verkaufsflächen in der Günzburger Innenstadt seien ständig belegt. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert die Wirtschaftsbeauftragte der Stadt, warum es nicht immer einfach ist, leere Geschäfte sofort mit neuem Leben zu füllen. Die Gründe sind vielfältig. Und für Außenstehende im Detail auch überraschend.
Die Günzburger Altstadt mit dem Marktplatz und seinen Seitengassen sei ein „Juwel, das es zu pflegen gilt“, erklärt Beate Agemar. So schön das ist, so groß sind mitunter die Zwänge. Die meisten Gebäude und Gassen sind eher klein und eng, die Anfahrt für Lieferanten und Kunden nicht immer einfach. Auch den Ensembleschutz und die Fassaden der Gebäude gilt es zu beachten. Da winke manches Unternehmen, das auf Großräumiges und Plakatives ausgelegt ist, bei Leerständen schon mal ab.
Trotzdem gelingt es immer wieder, interessante Firmen nach Günzburg zu holen. Jüngstes Beispiel
In zwei Läden könnte sich bald wieder etwas tun
ist die Firma Hunkemöller, die Ende September ein Geschäft am Marktplatz eröffnet hat. In den Räumen, in denen jetzt Dessous vor allem für die jüngere Kundschaft verkauft werden, befanden sich vormals die Untere Apotheke und zuletzt das Olala.
Auch bei anderen, derzeit noch leer stehenden Geschäftsräumen in der Altstadt, sei man in erfolgversprechenden Gesprächen, versichert Beate Agemar. Einzelheiten kann und will sie während laufender Ver- handlungen nicht nennen. Nur so viel: Zuversichtlich sei sie aktuell mit Blick auf das Gebäude am Marktplatz 21. Dort war zuletzt die Firma „Surprise“ansässig, ein Nachfolger sei in Sicht. Noch offen ist die Neueröffnung eines Ladens am Marktplatz 28, in dem die Firma Benetton bis Mitte dieses Jahres eine Filiale betrieben hatte.
Warum stehen manche Geschäfte über längere Zeit leer? Die Gründe sind vielfältig. Der Marktplatz und in eingeschränktem Maße die Seitengassen sind Top-lagen. Das wissen auch die Hauseigentümer und fordern entsprechende Mieten. Manchen Interessenten schreckt das ab. Hinzu kommt: Vielfach ziehen Geschäftsleute aus – lange, bevor ihr Mietverhältnis endet. Sie zahlen weiter, der Vermieter hat also keinen finanziellen Druck, sich von jetzt auf nachher nach einem Nachfolger umzuschauen.
Verzögerungen bringen auch andere Dinge mit sich. Ein ehemaliges Café oder eine frühere Bäckerei können nicht auf die Schnelle in ein Mode- oder ein anderes Geschäft umgewandelt werden. Es muss saniert oder umgebaut werden. In Zeiten des Baubooms stehen Handwerker derzeit nicht auf Abruf bereit. „Da hängt viel dran“, erläutert Beate Agemar. Ein anderes Beispiel: In einem Geschäft in der Innenstadt mussten die Waren kühl gelagert werden. In der darüber liegenden Wohnung wurden deshalb die Fußböden nicht warm. Der Hauseigentümer zog es nach der Geschäftsaufgabe deshalb vor, geheizte Büros einzurichten. Einerseits verständlich, zur Belebung einer Innenstadt trägt das eher wenig bei.
Alles in allem stehe Günzburg mit seiner Altstadt aber sehr gut da. 80 bis 90 Prozent der Verkaufsflächen seien ständig belegt. Wünsche hat die Wirtschaftsbeauftragte der Stadt gleichwohl. So könnte sich Beate Agemar rund um den Marktplatz einen Blumenladen, ein weiteres Geschäft mit Kinderkleidung oder einen Lebensmittelladen mit reduziertem Sortiment vorstellen – „für den Schnelleinkauf von Berufstätigen“.
Ziel der Wirtschaftsbeauftragten ist es, in Zusammenarbeit mit Stadtplanung, Citymanagerin und den überdurchschnittlich vielen inhabergeführten Geschäften die Günzburger Altstadt mit vielfältigen Maßnahmen noch attraktiver zu gestalten. Beate Agemar abschließend. „Wir sind dabei auf einem guten Weg“.