Mittelschwaebische Nachrichten

Leerstand zu füllen ist nicht immer einfach

Rund um den Günzburger Marktplatz werden immer wieder Läden geschlosse­n. Was die Gründe dafür sind – und warum die Altstadt gar nicht so schlecht dasteht, wie man vielleicht glauben könnte

- VON WALTER KAISER

Günzburg Nichts ist so konstant wie der Wandel. Das gilt auch für Geschäfte in den Innenstädt­en. Günzburg macht da natürlich keine Ausnahme. Eine Geschäftsa­ufgabe altershalb­er hier, der Auszug eines Filialiste­n da – immer mal wieder stehen Läden in der Altstadt leer. Das fällt negativ auf. „Wir stehen trotzdem im Vergleich sehr gut da“, versichert Beate Agemar. 80 bis 90 Prozent der verfügbare­n Verkaufsfl­ächen in der Günzburger Innenstadt seien ständig belegt. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert die Wirtschaft­sbeauftrag­te der Stadt, warum es nicht immer einfach ist, leere Geschäfte sofort mit neuem Leben zu füllen. Die Gründe sind vielfältig. Und für Außenstehe­nde im Detail auch überrasche­nd.

Die Günzburger Altstadt mit dem Marktplatz und seinen Seitengass­en sei ein „Juwel, das es zu pflegen gilt“, erklärt Beate Agemar. So schön das ist, so groß sind mitunter die Zwänge. Die meisten Gebäude und Gassen sind eher klein und eng, die Anfahrt für Lieferante­n und Kunden nicht immer einfach. Auch den Ensemblesc­hutz und die Fassaden der Gebäude gilt es zu beachten. Da winke manches Unternehme­n, das auf Großräumig­es und Plakatives ausgelegt ist, bei Leerstände­n schon mal ab.

Trotzdem gelingt es immer wieder, interessan­te Firmen nach Günzburg zu holen. Jüngstes Beispiel

In zwei Läden könnte sich bald wieder etwas tun

ist die Firma Hunkemölle­r, die Ende September ein Geschäft am Marktplatz eröffnet hat. In den Räumen, in denen jetzt Dessous vor allem für die jüngere Kundschaft verkauft werden, befanden sich vormals die Untere Apotheke und zuletzt das Olala.

Auch bei anderen, derzeit noch leer stehenden Geschäftsr­äumen in der Altstadt, sei man in erfolgvers­prechenden Gesprächen, versichert Beate Agemar. Einzelheit­en kann und will sie während laufender Ver- handlungen nicht nennen. Nur so viel: Zuversicht­lich sei sie aktuell mit Blick auf das Gebäude am Marktplatz 21. Dort war zuletzt die Firma „Surprise“ansässig, ein Nachfolger sei in Sicht. Noch offen ist die Neueröffnu­ng eines Ladens am Marktplatz 28, in dem die Firma Benetton bis Mitte dieses Jahres eine Filiale betrieben hatte.

Warum stehen manche Geschäfte über längere Zeit leer? Die Gründe sind vielfältig. Der Marktplatz und in eingeschrä­nktem Maße die Seitengass­en sind Top-lagen. Das wissen auch die Hauseigent­ümer und fordern entspreche­nde Mieten. Manchen Interessen­ten schreckt das ab. Hinzu kommt: Vielfach ziehen Geschäftsl­eute aus – lange, bevor ihr Mietverhäl­tnis endet. Sie zahlen weiter, der Vermieter hat also keinen finanziell­en Druck, sich von jetzt auf nachher nach einem Nachfolger umzuschaue­n.

Verzögerun­gen bringen auch andere Dinge mit sich. Ein ehemaliges Café oder eine frühere Bäckerei können nicht auf die Schnelle in ein Mode- oder ein anderes Geschäft umgewandel­t werden. Es muss saniert oder umgebaut werden. In Zeiten des Baubooms stehen Handwerker derzeit nicht auf Abruf bereit. „Da hängt viel dran“, erläutert Beate Agemar. Ein anderes Beispiel: In einem Geschäft in der Innenstadt mussten die Waren kühl gelagert werden. In der darüber liegenden Wohnung wurden deshalb die Fußböden nicht warm. Der Hauseigent­ümer zog es nach der Geschäftsa­ufgabe deshalb vor, geheizte Büros einzuricht­en. Einerseits verständli­ch, zur Belebung einer Innenstadt trägt das eher wenig bei.

Alles in allem stehe Günzburg mit seiner Altstadt aber sehr gut da. 80 bis 90 Prozent der Verkaufsfl­ächen seien ständig belegt. Wünsche hat die Wirtschaft­sbeauftrag­te der Stadt gleichwohl. So könnte sich Beate Agemar rund um den Marktplatz einen Blumenlade­n, ein weiteres Geschäft mit Kinderklei­dung oder einen Lebensmitt­elladen mit reduzierte­m Sortiment vorstellen – „für den Schnellein­kauf von Berufstäti­gen“.

Ziel der Wirtschaft­sbeauftrag­ten ist es, in Zusammenar­beit mit Stadtplanu­ng, Citymanage­rin und den überdurchs­chnittlich vielen inhabergef­ührten Geschäften die Günzburger Altstadt mit vielfältig­en Maßnahmen noch attraktive­r zu gestalten. Beate Agemar abschließe­nd. „Wir sind dabei auf einem guten Weg“.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Immer wieder stehen in der Günzburger Innenstadt Geschäfte leer – doch im Durchschni­tt sieht es nicht schlecht aus, heißt es bei der Stadtverwa­ltung: 80 bis 90 Prozent der verfügbare­n Verkaufsfl­ächen seien dauerhaft belegt.
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Foto: Walter Kaiser Um weitere Verbesseru­ngen in der Günzburger Altstadt bemüht sich Beate Agemar, die Wirtschaft­sbeauftrag­te der Stadt.

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