Mittelschwaebische Nachrichten

Pfarrer Gürth verteidigt das Kirchenasy­l

Der Burgauer Geistliche sieht in Eu-verordnung ein Instrument, das Ungerechti­gkeit hervorruft

- (zg)

Burgau Der seit knapp vier Jahren in Burgau tätige evangelisc­he Pfarrer Peter Gürth vermisst eine sachliche Debatte über das Kirchenasy­l, das er einer Familie aus dem Irak sechs Monate lang gewährt hatte (wir berichtete­n). Mitnichten arbeiteten Kirchengem­einden gegen den Rechtsstaa­t, vielmehr werde in hohem Maße kooperiert. „Im Falle eines Kirchenasy­ls handelt es sich um eine Möglichkei­t der legalen Entziehung von der Abschiebun­g. Es ist kein Untertauch­en in die Illegalitä­t“, betont der Geistliche. Vielmehr sei allen einschlägi­gen Behörden von Anfang an der Aufenthalt­sort der Flüchtling­e bekannt gewesen.

Im Falle der irakisch-kurdischen Familie hätten alle Behörden um den Aufenthalt­sort der Familie gewusst. „Kirche und Staat haben in diesem, wie in den meisten Fällen, zusammen gearbeitet.“Der Flüchtling­sstatus der Familie sei mittlerwei­le anerkannt.

Das wahre Problem sind für Pfarrer Gürth die Dublin-iii-regeln, von denen gerade die reichen Industriel­änder der Schengenst­aaten innerhalb der EU profitiert­en, da sie wie Deutschlan­d keinerlei Eu-außengrenz­en besäßen. Aus Gürths Sicht hat sich das System von Dublin III als „unbrauchba­res Instrument zur Steuerung der Flüchtling­e innerhalb der EU“erwiesen. In Eustaaten wie Rumänien und Bulgarien grassiere dazu die Korruption und Vetternwir­tschaft. „Dass alle diese Länder, insbesonde­re aber die Schwarzmee­ranrainer Bulgarien und Rumänien auch finanziell mit ihren Aufgaben überforder­t sind, ist offensicht­lich.“

Was hilft, ist aus Sicht des Geistliche­n nur eine neue Regelung, welche die Last der Flüchtling­e nicht auf die süd- und südosteuro­päischen Länder ablädt, sondern die Standards im Umgang mit Minderheit­en und Flüchtling­en und deren Finanzieru­ng festlegt, durchsetzt und finanziert. „Alles andere wäre Rosinenpic­kerei und ein Sich-aus-derverantw­ortung-stehlen. Dankenswer­terweise haben wir bei uns Gewaltente­ilung, Rechtsstaa­tlichkeit und einen Sozialstaa­t. Eben damit dies so bleibt, gibt es das Kirchenasy­l: Es legt den Finger in eben jene Wunde ,sichere Drittstaat­en’, ermöglicht rechtsstaa­tliche Verfahren und Mittel auszuschöp­fen, zeigt die Widersinni­gkeit des Dublin-iiiabkomme­ns auf und hilft das verfassung­smäßige Asylrecht als ein Individual­recht durchzuset­zen.“

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Pfarrer Peter Gürth hat für eine irakisch-kurdische Familie die Türen aufgemacht und ihr Kirchenasy­l gewährt.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Pfarrer Peter Gürth hat für eine irakisch-kurdische Familie die Türen aufgemacht und ihr Kirchenasy­l gewährt.

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