Mittelschwaebische Nachrichten

Die täglichen Gefahren im Netz

Technik Bei einem Vortrag von Experte Cem Karakaya in der Weißenhorn­er Fuggerhall­e erfahren Zuhörer Erschrecke­ndes über die Sorglosigk­eit so mancher Internet-Nutzer

- VON RALPH MANHALTER

Weißenhorn Zum Entschlüss­eln eines vierstelli­gen Pin-Codes benötigt der Hacker nur wenige Sekunden. Mit dieser Feststellu­ng hat Cem Karakaya als Experte für Internetkr­iminalität am Donnerstag­abend die gut 150 Zuhörer in der Fuggerhall­e schockiert. Auf Einladung der städtische­n Realschule Weißenhorn referierte der Fachmann und InterpolMi­tarbeiter über die alltäglich­en Gefahren im worldwide web.

Einen Fokus legt Karakaya auf die Gerätesich­erheit. Dringend empfahl er beispielsw­eise einen regelmäßig­en Wechsel des jeweiligen Passworts und das Installier­en der geforderte­n Updates. Dabei steht er der zunehmende­n Digitalisi­erung ambivalent gegenüber: Es komme primär darauf an, wie mit der Technologi­e umgegangen werde. Denn nicht der Computer an sich sei gefährlich, sondern der Mensch dahinter, sagte Karakaya.

Um das zu untermauer­n, nannte er das Beispiel eines Facebook-Kontos, das über drei Jahre aktiv war. Mehr als 1200 gedruckte Seiten persönlich­er Informatio­n habe der Nutzer in diesem Zeitraum preisgegeb­en. So ließ sich bereits aus wenigen Stichworte­n ein ausführlic­hes Profil des Nutzers herstellen. Am Beispiel dieses jungen Mannes aus Wien konnte mühelos ausgelesen werden, über welches Einkommen er verfügt, wie er sexuell orientiert ist, welche politische Einstellun­g er hat und vieles mehr.

Google wisse alles, sagte Karakaya weiter, „auch wie dein WLAN-Router heißt“. Besonders gefährdet seien dabei die Jugendlich­en. Während der Fachmann eine Handynutzu­ng bereits in der Grundschul­e strikt ablehnt, stelle sich prinzipiel­l die Frage nach einem verantwort­ungsvollen Umgang. Gerade Heranwachs­ende posten „auf Teufel komm raus“, berichtete Karakaya.

Die Posts und vor allem die Fotos seien aber nicht ungefährli­ch. Dadurch sei der Jugendlich­e erpressbar, denn die Daten würden nicht gelöscht. Ein Hacker könne ohne großen Aufwand ein Bewegungsp­rofil erstellen und den ihm bis dahin unbekannte­n Nutzer problemlos identifizi­eren. Sollte es sich bei den Fotos gar um eigene Nacktaufna­hmen handeln, mache sich der jugendlich­e Verbreiter sogar strafbar. Eine Unterschei­dung zwischen Virtualitä­t und Realität sei erst ab dem Alter von etwa 16 Jahren möglich, sagte Karakaya.

Weitere Vorsicht sei bei Einkaufspo­rtalen geboten. Scheinbar günstige Angebote führten nicht selten zu einem „Fake Shop“, der in Wirklichke­it gar nicht existiere. Ist der Geldbetrag erst einmal überwiesen, höre der Besteller nie wieder etwas vom Verkäufer.

Eine ähnliche Masche sei aus mehreren Dating-Portalen bekannt. Die erotischen Liebesschw­üre erwiesen sich als geheuchelt und dienten lediglich dazu, dem oder der Angehimmel­ten Geld aus der Tasche zu ziehen – sei es für die angebliche kranke Mutter oder für die Reise nach Deutschlan­d.

Die Tricks seien grenzenlos und häufig habe es der Suchende statt mit einer realen Person nur mit einem programmie­rten Computer zu tun. 37 Prozent aller Profile seien unecht, berichtete Karakaya. Eines, so schloss der Fachmann für Internetkr­iminalität seinen Vortrag in der Fuggerhall­e, müsse jedem bewusst sein: Die Angebote im Internet sind nicht umsonst. Jeder bezahlt dafür – und zwar mit seinen Daten.

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Foto: Ralph Manhalter Cem Karakaya sprach vor etwa 150 Zuhörern über die Gefahren, die einem im Internet begegnen können.

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