Mittelschwaebische Nachrichten
Eine umstrittene Persönlichkeit
Kirche Was geschah in den letzten Tagen von Papst Innozenz?
Krumbach Als Papst Innozenz X. 1655 anfangs Januar im Sterben lag, soll seine Schwägerin, die Fürstin Olimpia von Viterbo, bereits die Wertgegenstände aus den Gemächern des Papstes an sich genommen haben. Als es freilich um das Begräbnis des Papstes ging, da erklärte sie den Kardinälen, man könne doch nicht von einer mittellosen Witwe erwarten, dass sie das Begräbnis des Papstes ausrichte. Entsprechend bescheiden fielen auch die Feierlichkeiten bei seiner Bestattung aus.
Andere Historiker sprechen davon, dass die Fürstin in den letzten Tagen des sterbenden Papstes keinen Zutritt mehr zu den päpstlichen Gemächern erhalten habe. Wer war diese Frau, die ohne Zweifel einen nicht geringen Einfluss auf Papst Innozenz X. ausgeübt hat, mit dem sie verschwägert war? 1691 in Viterbo geboren stammte sie aus einem verarmten Adelsgeschlecht, wuchs bei Schwestern auf und sollte nach dem Willen der Eltern den Schleier nehmen. Sie fühlte für das Ordensleben keine Berufung und schon mit 17 Jahren heiratete sie einen vermögenden jungen Patrizier aus Viterbo. Aus der Verbindung ging ein Sohn hervor. Schon drei Jahre später starben ihr Mann und auch der Sohn. Mit 21 Jahren bot sich Olimpia die Chance den Fürsten Pamphilio Pamphilj, der 32 Jahre älter war, zu heiraten. Ihr Schwager stand in päpstlichen Diensten und stieg bis zum Kardinalat empor. Dies bedeutete auch für Olimpia und ihre Familie einen gesellschaftlichen Aufstieg. Drei Kindern hatte sie das Leben geschenkt. Es war ihr ein Anliegen, ihre Kinder gut zu verheiraten. Als gar ihr Schwager Papst geworden war, sorgte sie dafür, dass ihr Sohn Camillo Francesco, der zu diesem Zeitpunkt gerade 22 Jahre alt war, zum Kardinal erhoben wurde.
Die Fürstin Olimpia, die vom Papst ein eigenes Herrschaftsgebiet erhalten hat, verstand es glänzend in Rom Hof zu halten und allen zu suggerieren, welchen Einfluss sie auf ihren päpstlichen Schwager habe. Nicht nur ausländische Gesandte versuchten mit großzügigen Geschenken das Wohlwollen der Fürstin zu erlangen. Auf diese Weise konnte sie ihr Vermögen vermehren. Zahlreiche Bauten in Rom entstanden auf ihre Anregung hin, immer finanziert durch den Papst. Besonders bemerkenswert ist der Palazzo Pamphilj, den sie mit schönsten Kunstwerken ausstattete. Als sich für ihren Sohn Camillo, den Kardinal, die Möglichkeit einer reichen Heirat eröffnete, riet sie ihm Abschied von der Kardinalswürde zu nehmen und die Fürstin Borghese zu heiraten. Allerdings nahmen an dieser Hochzeit weder die Fürstin Olimpia noch der Papst teil.
In die Regierungszeit Papst Innozenz X. fällt der Westfälische Friede und damit das Ende des Dreißigjährigen Krieges. Trotz geschickter Verhandlungen gelang es dem Nuntius Chigi nicht, die katholischen Besitzungen zurückzuerhalten. Der Papst protestierte zwar gegen diesen Artikel des Vertrages, aber der Einspruch wurde zurückgewiesen. Ein voller Erfolg dagegen war das Heilige Jahr 1650. Tausende machten sich auf den Weg nach Rom. Auch der Papst pilgerte zu Fuß zu den römischen Hauptkirchen. Allein der spanische Botschafter reiste mit 300 Kutschen an. Mit nicht ganz so vielen Kutschen kamen die anderen Botschafter. Man kann sich vorstellen, vor welch große Aufgabe die Mitarbeiter des Papstes gestellt waren. Bei der Eröffnung des Heiligen Jahres war es noch zu einem Eklat gekommen, als man die Heilige Pforte in Maria Maggiore öffnete und die Gedenkmünzen von 1625 entnahm, bestand die Fürstin darauf, sie ihrem Neffen Kardinal Francesco Maidalchini zu übergeben, allerdings erhielten die Münzen nach altem Brauch die Kanoniker von Maria Maggiore. Sie waren nicht bereit, die Münzen herauszugeben. Daraufhin wurde die Fürstin handgreiflich, so dass ein Kanoniker sogar zu Boden stürzte und sich verletzte. Die Römer quittierten den Vorfall mit der Bemerkung: die Dame sei eben Olim-Pia (einstmals fromm).
Nach dem Tod Papst Innozenz X. wurde die Fürstin aus Rom verbannt. Sie widmete sich ihren Bauten und starb 1657 an der Pest. Die Geschichtsschreiber lasteten ihrem Einfluss sämtliche Fehlleistungen von Papst Innozenz X. an, der die Güte in Person war und viel für die Armen von Rom getan hat.