Mittelschwaebische Nachrichten

Mitbestimm­en statt meckern

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Selten war der Wahlkampf in Bayern und auch im Landkreis Günzburg so spannend. Selten wurde so viel Aufwand betrieben. Die CSU und die Grünen holten gleich kohortenwe­ise Prominenz in die Region: Söder, Seehofer und beachtlich­e Teile der Staatsregi­erung machten hier Station – in einem Landstrich, der im Freistaat gewiss nicht zu den Problemzon­en zählt, sondern wirtschaft­lich prosperier­t. Schulze, Habeck und gestern Abend Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Kretschman­n verbreitet­en die politische­n Ideen der Grünen. Die letzten Infostände werden heute noch auf- und wieder abgebaut. Und die zahlreiche­n Wahlplakat­e werden uns noch einige Tage begleiten, das eine oder andere nach dem Sonntag vermutlich mit einem aufgeklebt­en „Danke“aktualisie­rt.

All diese Bemühungen zeigen, wie wichtig diese Landtagswa­hl mit den noch vielen unbeantwor­teten Fragen für die Parteien ist. Wie tief stürzt die CSU tatsächlic­h ab? Ziehen sechs oder sieben Parteien ins Maximilian­eum ein. Wie stark wird die AfD? Schafft es die FDP? Wie gut wird das beste Wahlergebn­is, das die Grünen geholt haben?

Neben der Wahlwerbun­g der Parteien in eigener Sache hat etwa die Landwirtsc­haft, die evangelisc­he Kirche, die Wirtschaft­svereinigu­ng Günzburg und auch unsere Zeitung gemeinsam mit der Volkshochs­chule mit einem aufwendige­n Wahlpodium in Krumbach die Menschen eingeladen, sich selbst von denjenigen ein Bild zu machen, die am Sonntag in den Landtag gewählt werden wollen. Im besten Fall war das für die Besucher aufschluss­reich für ihre persönlich­e Entscheidu­ng.

Jetzt aber gilt es, seine vier möglichen Stimmen (zwei für den Landtag und zwei für den schwäbisch­en Bezirkstag) auch abzugeben. Es wäre schade, ausgerechn­et die Gruppierun­g zu stärken, die am Sonntag gar nicht auf dem Stimmzette­l steht: die Partei der Nichtwähle­r. Diese Wahl ist für Bayern richtungsw­eisend. 89 556 Menschen aus dem Landkreis Günzburg können dieses Mal mitentsche­iden – so der Stand vor einer Woche –, welche Partei wie stark in den Landtag kommt. Mehr als 20 000 Menschen kann man bereits einen Tag vor dem Wahlsonnta­g dazu beglückwün­schen, auf ihr Wahlrecht nicht verzichtet, sondern es wahrgenomm­en zu haben. Sie haben sich für die Briefwahl entschiede­n, die erstmals bei einer Landtagswa­hl in Bayern voraussetz­ungslos möglich ist. Das ist eine wirklich beachtlich­e Zahl. Damit liegt die Wahlbeteil­igung bereits jetzt bei 22,8 Prozent. Einen Dank möchte ich noch loswerden – den an die vielen Wahlhelfer­innen und Wahlhelfer, auf die unsere Demokratie zählen kann.

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