Mittelschwaebische Nachrichten
Mitbestimmen statt meckern
Selten war der Wahlkampf in Bayern und auch im Landkreis Günzburg so spannend. Selten wurde so viel Aufwand betrieben. Die CSU und die Grünen holten gleich kohortenweise Prominenz in die Region: Söder, Seehofer und beachtliche Teile der Staatsregierung machten hier Station – in einem Landstrich, der im Freistaat gewiss nicht zu den Problemzonen zählt, sondern wirtschaftlich prosperiert. Schulze, Habeck und gestern Abend Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann verbreiteten die politischen Ideen der Grünen. Die letzten Infostände werden heute noch auf- und wieder abgebaut. Und die zahlreichen Wahlplakate werden uns noch einige Tage begleiten, das eine oder andere nach dem Sonntag vermutlich mit einem aufgeklebten „Danke“aktualisiert.
All diese Bemühungen zeigen, wie wichtig diese Landtagswahl mit den noch vielen unbeantworteten Fragen für die Parteien ist. Wie tief stürzt die CSU tatsächlich ab? Ziehen sechs oder sieben Parteien ins Maximilianeum ein. Wie stark wird die AfD? Schafft es die FDP? Wie gut wird das beste Wahlergebnis, das die Grünen geholt haben?
Neben der Wahlwerbung der Parteien in eigener Sache hat etwa die Landwirtschaft, die evangelische Kirche, die Wirtschaftsvereinigung Günzburg und auch unsere Zeitung gemeinsam mit der Volkshochschule mit einem aufwendigen Wahlpodium in Krumbach die Menschen eingeladen, sich selbst von denjenigen ein Bild zu machen, die am Sonntag in den Landtag gewählt werden wollen. Im besten Fall war das für die Besucher aufschlussreich für ihre persönliche Entscheidung.
Jetzt aber gilt es, seine vier möglichen Stimmen (zwei für den Landtag und zwei für den schwäbischen Bezirkstag) auch abzugeben. Es wäre schade, ausgerechnet die Gruppierung zu stärken, die am Sonntag gar nicht auf dem Stimmzettel steht: die Partei der Nichtwähler. Diese Wahl ist für Bayern richtungsweisend. 89 556 Menschen aus dem Landkreis Günzburg können dieses Mal mitentscheiden – so der Stand vor einer Woche –, welche Partei wie stark in den Landtag kommt. Mehr als 20 000 Menschen kann man bereits einen Tag vor dem Wahlsonntag dazu beglückwünschen, auf ihr Wahlrecht nicht verzichtet, sondern es wahrgenommen zu haben. Sie haben sich für die Briefwahl entschieden, die erstmals bei einer Landtagswahl in Bayern voraussetzungslos möglich ist. Das ist eine wirklich beachtliche Zahl. Damit liegt die Wahlbeteiligung bereits jetzt bei 22,8 Prozent. Einen Dank möchte ich noch loswerden – den an die vielen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, auf die unsere Demokratie zählen kann.