Mittelschwaebische Nachrichten
Der Kalvarienberg – ein Juwel
Ortstermin Was in Memmenhausen bereits renoviert wurde, was noch gemacht werden soll und wer sich unter dem Altar eingenistet hatte
Memmenhausen/Aichen In unseren Breiten gibt es viele Kapellen, Kreuzwege und andere Kleinode sakraler Kunst. Etwas Besonderes ist der Kalvarienberg von Memmenhausen. Nun hat die Gemeinde Aichen, in deren Besitz sich der Kalvarienberg mit Kreuzweg befindet, die renovierungsbedürftige Anlage erneuern lassen. Bei einem Ortstermin machten sich Gemeinderat und Bürgermeister Alois Kling ein Bild von der Arbeit des ausführenden Malers aus Balzhausen, der ein Faible für diesen Kalvarienberg hat.
Wie entstand der Kalvarienberg? Um 1750 wurde der Kalvarienberg, wie sich die Kreuzweg-Anlage allgemein nennt, ursprünglich errichtet und 1871 neu erbaut. Von wem ist leider nicht überliefert. Die letzte größere Renovierung der Anlage fand im Jahr 2000 statt. Sie befindet sich etwa 600 Meter nordöstlich des Dorfes an der Zusam, am Westabhang des „Höhenberges“gelegen.
Um einen steil ansteigenden Platz sind in einem Oval 13 gemauerte Bildstöcke angeordnet. Jeder besitzt eine Zinne auf der Giebelspitze und eine verglaste Nische mit Kreuz- wegstation. Die Darstellungen vom Leiden Jesu sind auf Blech gemalt und stammen aus 1871. Geschaffen hat sie Joseph Mangold aus Unterpeißenberg. Sie wurden mehrmals restauriert und die äußeren Holzrahmen in den 1990er Jahren mit Blech verkleidet, um sie vor der Verwitterung zu schützen.
Am oberen Scheitel des Bergrückens steht eine Kapelle. Der kleine Rechteckbau hat ein Tonnengewölbe und an den beiden Längsseiten je zwei Rundbogenfenster. Der Westgiebel besitzt, wie die Stationen, ebenfalls eine Zinne. Im Westteil des Baues befindet sich eine niedrige Vorhalle mit einer Erinnerungstafel.
Eine Rundbogen-Tür trennt die Halle von der Kapelle. Im Innern des Sakralbaues befindet sich eine gefasste neugotische Kreuzigungsgruppe. Kruzifix, Maria und Evangelist Johannes bestehen aus Holz, die beiden Schächer aus bemaltem Blech. Am westlichen Hang unterhalb des Kalvarienberges stehen drei weitere Bildstöcke mit Bildern des dreimaligen Falls Jesu unter das Kreuz.
Die ehrenamtliche Pflege der Kreuzweg-Anlage führen Kirchenverwaltung und Mitglieder des ört- lichen Obst- und Gartenbauvereins aus. Manfred Jakob putzt die Kapelle wöchentliche kostenlos heraus. Da an der gesamten Anlage der Zahn der Zeit sichtliche Spuren hinterlassen hat, beantragte Kirchenpfleger Georg Schnatterer bei der Gemeinde Aichen eine Renovierung, die nun auch durchgeführt wurde.
Beim Ortstermin der Räte ergab sich, dass die Bauten nun wieder Schmuckstücke geworden sind. Die Stufen wurden erneuert. Weiter sollen die morschen hölzernen Sitzund Kniebänke erneuert werden. Für die gekiesten Wege und den Platz um die Kapelle ist eine Granitpflasterung vorgesehen. Die Bepflanzung im unteren Bereich der Anlage soll pflegeleicht gestaltet werden. Hier werde man sich von einem Fachmann beraten lassen.
Erwähnenswert ist noch eine Kuriosität. Bei der Renovierung der Einrichtung der Kapelle gab es eine Überraschung: Bänke und Altar, die mit Bienenwachs versiegelt sind, wiesen unerklärliche Biss- und Nagespuren auf. Als Maler Huber dann den Altar wegrückte, schauten ihn viele große Augen an. Zum Vorschein kam ein Siebenschläfer-Paar mit frischem Nachwuchs. Diesem hatte scheinbar das Wachs besonders gut geschmeckt. Daraufhin wurde die Renovierung unterbrochen und gewartet, bis der Nachwuchs flügge war. Inzwischen wurde die Tierfamilie ausgesiedelt.
Im Innern der Kapelle ist eine neugotische Kreuzigungsgruppe mit Altar und mehrere Kniebänke zu sehen.