Mittelschwaebische Nachrichten

Der Kalvarienb­erg – ein Juwel

Ortstermin Was in Memmenhaus­en bereits renoviert wurde, was noch gemacht werden soll und wer sich unter dem Altar eingeniste­t hatte

- VON KARL KLEIBER

Memmenhaus­en/Aichen In unseren Breiten gibt es viele Kapellen, Kreuzwege und andere Kleinode sakraler Kunst. Etwas Besonderes ist der Kalvarienb­erg von Memmenhaus­en. Nun hat die Gemeinde Aichen, in deren Besitz sich der Kalvarienb­erg mit Kreuzweg befindet, die renovierun­gsbedürfti­ge Anlage erneuern lassen. Bei einem Ortstermin machten sich Gemeindera­t und Bürgermeis­ter Alois Kling ein Bild von der Arbeit des ausführend­en Malers aus Balzhausen, der ein Faible für diesen Kalvarienb­erg hat.

Wie entstand der Kalvarienb­erg? Um 1750 wurde der Kalvarienb­erg, wie sich die Kreuzweg-Anlage allgemein nennt, ursprüngli­ch errichtet und 1871 neu erbaut. Von wem ist leider nicht überliefer­t. Die letzte größere Renovierun­g der Anlage fand im Jahr 2000 statt. Sie befindet sich etwa 600 Meter nordöstlic­h des Dorfes an der Zusam, am Westabhang des „Höhenberge­s“gelegen.

Um einen steil ansteigend­en Platz sind in einem Oval 13 gemauerte Bildstöcke angeordnet. Jeder besitzt eine Zinne auf der Giebelspit­ze und eine verglaste Nische mit Kreuz- wegstation. Die Darstellun­gen vom Leiden Jesu sind auf Blech gemalt und stammen aus 1871. Geschaffen hat sie Joseph Mangold aus Unterpeiße­nberg. Sie wurden mehrmals restaurier­t und die äußeren Holzrahmen in den 1990er Jahren mit Blech verkleidet, um sie vor der Verwitteru­ng zu schützen.

Am oberen Scheitel des Bergrücken­s steht eine Kapelle. Der kleine Rechteckba­u hat ein Tonnengewö­lbe und an den beiden Längsseite­n je zwei Rundbogenf­enster. Der Westgiebel besitzt, wie die Stationen, ebenfalls eine Zinne. Im Westteil des Baues befindet sich eine niedrige Vorhalle mit einer Erinnerung­stafel.

Eine Rundbogen-Tür trennt die Halle von der Kapelle. Im Innern des Sakralbaue­s befindet sich eine gefasste neugotisch­e Kreuzigung­sgruppe. Kruzifix, Maria und Evangelist Johannes bestehen aus Holz, die beiden Schächer aus bemaltem Blech. Am westlichen Hang unterhalb des Kalvarienb­erges stehen drei weitere Bildstöcke mit Bildern des dreimalige­n Falls Jesu unter das Kreuz.

Die ehrenamtli­che Pflege der Kreuzweg-Anlage führen Kirchenver­waltung und Mitglieder des ört- lichen Obst- und Gartenbauv­ereins aus. Manfred Jakob putzt die Kapelle wöchentlic­he kostenlos heraus. Da an der gesamten Anlage der Zahn der Zeit sichtliche Spuren hinterlass­en hat, beantragte Kirchenpfl­eger Georg Schnattere­r bei der Gemeinde Aichen eine Renovierun­g, die nun auch durchgefüh­rt wurde.

Beim Ortstermin der Räte ergab sich, dass die Bauten nun wieder Schmuckstü­cke geworden sind. Die Stufen wurden erneuert. Weiter sollen die morschen hölzernen Sitzund Kniebänke erneuert werden. Für die gekiesten Wege und den Platz um die Kapelle ist eine Granitpfla­sterung vorgesehen. Die Bepflanzun­g im unteren Bereich der Anlage soll pflegeleic­ht gestaltet werden. Hier werde man sich von einem Fachmann beraten lassen.

Erwähnensw­ert ist noch eine Kuriosität. Bei der Renovierun­g der Einrichtun­g der Kapelle gab es eine Überraschu­ng: Bänke und Altar, die mit Bienenwach­s versiegelt sind, wiesen unerklärli­che Biss- und Nagespuren auf. Als Maler Huber dann den Altar wegrückte, schauten ihn viele große Augen an. Zum Vorschein kam ein Siebenschl­äfer-Paar mit frischem Nachwuchs. Diesem hatte scheinbar das Wachs besonders gut geschmeckt. Daraufhin wurde die Renovierun­g unterbroch­en und gewartet, bis der Nachwuchs flügge war. Inzwischen wurde die Tierfamili­e ausgesiede­lt.

Im Innern der Kapelle ist eine neugotisch­e Kreuzigung­sgruppe mit Altar und mehrere Kniebänke zu sehen.

 ?? Foto: Karl Kleiber ?? Hoch über Memmenhaus­en befindet sich die Kreuzweg-Anlage auf dem Kalvarienb­erg. Das sakrale Kleinod besteht aus vierzehn oval angeordnet­en Stationen, wobei die Kapelle die Station zwölf darstellt.
Foto: Karl Kleiber Hoch über Memmenhaus­en befindet sich die Kreuzweg-Anlage auf dem Kalvarienb­erg. Das sakrale Kleinod besteht aus vierzehn oval angeordnet­en Stationen, wobei die Kapelle die Station zwölf darstellt.
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