Mittelschwaebische Nachrichten
Wie man am besten mit dem Rollator in den Bus einsteigt
Training Der richtige Umgang mit der Gehhilfe will gelernt sein. Die Verkehrswacht zeigt wie es geht und stellt den Rollator-Führerschein aus
Krumbach Selbstständig mobil zu sein, bedeutet ein Stück Lebensqualität: Soziale Kontakte pflegen, Besorgungen erledigen, das alles ist kein Problem, solange man fit ist. Wenn aber die körperlichen Kräfte nachlassen, das sichere Gehen schwerfällt oder sich Gleichgewichtsprobleme bemerkbar machen, ist das kein Grund, darauf zu verzichten. Eine wertvolle Hilfestellung ist der Rollator, er bietet beim Stehen und Gehen Halt und trägt dazu bei, selbstständig mobil zu sein. Der Erhalt einer eigenständigen Mobilität im Alter ist das Ziel eines Projektes „Mobil bleiben, aber sicher“der Deutschen Verkehrswacht.
Um diese Ziele in der Praxis umzusetzen, veranstaltete die Volkshochschule Krumbach (VHS) in Kooperation mit der Firma MediPro, mit BBS-Reisen und der Verkehrswacht Augsburg und Günzburg ein Rollator-Training. „Zusammen mit theoretischen Hinweisen soll das Training praxisnah mit dazu beitragen, den Alltag mit dem Rollator besser zu meistern“, sagte stellvertretender Vorsitzender der VHS, Leonhard Göppel in seinen Begrüßungsworten. „Wir haben heute eine ganze Reihe von Fachleuten und Experten vor Ort, die Ihnen dazu Tipps vermitteln können“, so seine weiteren Worte an die gut zwei Dutzend Rollatorfahrern, die sich auf dem Parkplatz beim Schulzentrum eingefunden hatten. Die Gesamtleitung der Veranstaltung lag bei Marianne Birkle, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Verkehrswacht Augsburg, ihr zur Seite stand Peter Eisele, Erster Vorsitzender, und Dieter Behrends von der Verkehrswacht Günzburg, Inhaber der BBS-Reisen, Josef Brandner mit Omnibusfahrer Dirk Kneisel, Geschäftsführer Hermann Mayer und Peter Lachenmayer der Firma Medi-Pro und die 1. Vorsitzende der VHS, Johanna Herold.
Mit einem Kompliment an die männlichen Teilnehmer, die üblicherweise schlecht für ein solches Training zu motivieren sind, begann Marianne Birkle ihre Ausführungen. Das Projekt „Sicher unterwegs mit dem Rollator“gibt es seit drei Jahren und der Rollator-TrainingsParcours, wie er auf dem Parkplatz aufgebaut ist, sei bayernweit einmalig. Entsprechend groß sind die Nachfragen zu einem Rollatortraining, können doch darin viele Situationen, wie sie im alltäglichen Leben vorkommen, nachgestellt und geübt werden. Dadurch ist der Rollator auch im Straßenverkehr hilfreich und das sichere Manövrieren zwischen parkenden Autos oder ein hoher Bordstein sind dann keine unüberwindlichen Hindernisse mehr.
Eingeteilt in zwei Gruppen lernten die Teilnehmer zuerst die richtige Einstellung der Griffhöhe, damit ein aufrechter Gang und locker hängende Arme möglich sind, womit man Verspannungen im Schulterund Nackenbereich vorbeugen kann. Auch das richtige „Gehen mit dem Rollator“– und eben nicht hinterherlaufen – will geübt sein. Wichtig ist natürlich die Benutzung der Bremshebel. Diese gilt es wohldosiert nach oben zu ziehen für das Bremsen oder Manövrieren und nach unten zu drücken bis zum Einrasten als Feststellbremse.
Für viele ist das Überwinden eines Bordsteines problematisch, wie Birkle demonstrierte: Nah heranrollen, beide Bremsen ziehen, auf die Ankipphilfe treten und die Vorderräder anheben, Bremsen lösen und Hinterräder an die Kante, Vorderräder auf dem Gehweg absetzen und weiterrollen, bis auch die Hinterräder oben sind, nach Betätigen der Feststellbremse selbst auf den Gehweg steigen. Das sind die richtigen Schritte, zeigte Birkle. Und jeder einzelne Teilnehmer setzte die Vorführung um. Unter Anleitung der Fachleute meisterten die Teilnehmer Situationen oder Hindernisse auf dem Parcours, wie sie vor allem im häuslichen Bereich oder beim Einkaufen vorkommen.
Zu den weiteren Stationen im Training zählte das Ein- und Aussteigen beim Busfahren. Der Fahrer des von der Firma BBS bereitgestellten Omnibusses, Dirk Kneisel, erläuterte, dass das Unternehmen größtenteils barrierefreie Busse einsetzt, das heißt, sie sind mit Niederflurtechnik ausgestattet und können durch Absenken der Geländehöhe angepasst werden. Ist kein niveaugleicher Bordstein vorhanden, kann eine ausklappbare Rampe zum Einund Aussteigen benützt werden. Anhand dieser Rampe gab Birkle Tipps, um das doch für Rollatorfahrer stressige Benutzen eines Busses zu erleichtern, weil „normale“Fahrgäste oftmals kein Verständnis für die zeitliche Verzögerung beim Ein- und Aussteigen haben. Doch größtenteils gewähren die Fahrgäste Hilfestellung und die Fahrer seien in jedem Fall behilflich, sagte Kneisel.
Im Zusammenhang mit dem Rollator im Verkehr wurde mehrfach bemängelt, dass parkende Fahrzeuge auf dem Gehsteig und der schlechte Zustand verschiedener Gehsteige im Stadtbereich das Benützen eines Rollators erschweren und gefährlich machen. Peter Lachenmayer von der Firma Medi-Pro empfahl beim Kauf oder bei Bereitstellung durch die Krankenkasse, auf die technische Ausstattung zu achten und zu prüfen, ob der Rollator den eigenen Bedürfnissen entspreche. Zum Abschluss des Trainings durften alle Teilnehmer einen „Rollator-Führerschein“in Empfang nehmen.