Mittelschwaebische Nachrichten
Wasserretter bekommen eine neue Wache
Sicherheit Das DLRG-Gebäude ist viel zu klein. Die Ulmer Ortsgruppe musste sogar eine Garage für ein Boot mieten – 20 Autominuten von ihrem Sitz entfernt. Die neuen Pläne sind außergewöhnlich
Neu-Ulm/Ulm Seit Mitte der 90erJahre, als die Ulmer DLRG-Ortsgruppe ein großes Boot dazubekam, ist die Garage der Wasserretter zu klein. Inzwischen klemmt es bei den Ehrenamtlichen an vielen Ecken. Ihr Sitz am Neu-Ulmer Donauufer reicht nicht aus, um im Ernstfall einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. „Momentan haben wir eine Doppelgarage – aber wir haben vier Fahrzeuge und es kommt ein fünftes dazu“, beschreibt Vorsitzender Markus Häußler eins der vielen Probleme. Auch die Doppelgarage ist eigentlich zu klein: Die Lebensretter müssen jedes Mal die Bootsanhänger abkoppeln und die Antennen einfahren, um überhaupt hineinfahren zu können. „Das kostet wertvolle Zeit“, sagt Häußler.
Zeit, die die Ehrenamtlichen in voraussichtlich drei Jahren einsparen können. So lange soll es dauern, bis der neue Sitz der Ortsgruppe fertig gebaut ist. Rund fünf Millionen Euro will die Stadt Ulm für den Neubau ausgeben. Die Wache soll ein paar Hundert Meter flussabwärts umziehen. Bisher starten die Retter ihre Einsätze auf dem Gelän- des früheren Donaufreibads. In Zukunft soll ihr Zuhause neben der Anlage des Ulmer Ruderclubs stehen – also auf der anderen Seite der Adenauerbrücke, aber wie bisher am bayerischen Donauufer. In drei Jahren feiert die Ortsgruppe ihr 100-jähriges Bestehen. Geht es nach den Wasserrettern, findet das Fest bereits im neuen Gebäude statt.
Einstimmig, aber widerwillig haben die Ulmer Stadträte das Projekt auf den Weg gebracht. Widerwillig nicht etwa, weil sie den Bedarf nicht einsehen würden. Sondern weil die Stadt alle Kosten alleine trägt. Das Land Baden-Württemberg steuert keinen Cent bei – obwohl es rechtlich gesehen zuständig ist. Häußler berichtet: Schon vor rund sieben Jahren, als die Ortsgruppe den Ulmer Gemeinderäten und den NeuUlmer Stadträten bei einer Ortsbegehung erstmals alle Probleme zeigten, hätten alle eingesehen: So kann es nicht weitergehen.
Dass es bis zur Entscheidung so lange dauerte, hängt auch mit dem Orange Campus zusammen. Ursprünglich wollte die DLRG lediglich eine Blechgarage auf einer Wiese neben ihrem Sitz errichten. Doch das war der Stadt Neu-Ulm nicht recht. Denn dort sind Parkplätze für das Nachwuchsleistungszentrum der Ulmer Basketballer geplant. Kurz vor dem Baubeginn des Orange Campus steht nun fest, dass das alte DLRG-Gebäude bald ausgedient hat. Derzeit werden die Bauzäune errichtet, Ende November soll der Spatenstich folgen. Die Retter werden die bisherige Wache weiter nutzen. Diese soll erst abgerissen werden, wenn der Neubau fertiggestellt ist. In dem sollen alle Fahrzeude ge Platz finden, auch die engen Umkleiden werden geräumiger. Zudem soll eine Slipanlage unter der Adenauerbrücke, mit der Boote schnell in die Donau gelassen werden können, im Ernstfall Zeit sparen.
Wasserrettung ist Ländersache. Das heißt: Fördergeld gibt es nur aus Baden-Württemberg, nicht aus Bayern. Um einen Antrag stellen zu können, müsste die DLRG eine Planung für ein neues Gebäude vorlegen. Alleine die Kosten dafür – wohl rund 1,3 Millionen Euro – hätten die Mittel der Ehrenamtlichen weit überschritten. Dazu kommt: Wegen der vielen Anträge dauert es etwa fünf Jahre, bis Mittel für eine solche Einrichtung bewilligt sind. Das hat das Innenministerium der Stadt Ulm mitgeteilt. So lange wollen die Ulmer nicht warten. Die städtische Projektentwicklungsgesellschaft PEG plant und baut die neue Rettungswache, inklusive Ausstattung und Abriss des alten Gebäudes soll das knapp fünf Millionen Euro kosten. Das hat der Gemeinderat einstimmig entschieden. Anschließend bezahlt die Stadt die Miete für die DLRG – und einen monatlichen Zuschuss für die ehrenamtliche Arbeit.
Dieses Vorgehen birgt für die Stadt zwei Vorteile: Sie muss finanziell nicht in Vorleistung treten und kein Personal für Planung und Projektbegleitung stellen. Dass an einem anderen Ort neu gebaut wird, bringt einen zusätzlichen Vorteil: Es muss kein teurer Ersatzbau errichtet werden, in den die DLRG während der Arbeiten einzieht. Die Wasserretter können ihren bisherigen Sitz nutzen, bis die neue Rettungswache fertiggestellt ist. Eine Sanierung oder Erweiterung am alten Standort wäre unwirtschaftlich gewesen, wie Berechnungen der Ulmer Stadtverwaltung ergeben haben.
„Das war wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen“, sagt DLRG-Chef Häußler über die Entscheidung des Gemeinderats. „Ich bin stolz, ein Ulmer zu sein und die Stadt hinter unserer Ortsgruppe zu wissen.“So etwas habe es noch nie gegeben. „Sogar unser Landesverbands-Präsident war platt“, berichtet Häußler.