Mittelschwaebische Nachrichten

Wasserrett­er bekommen eine neue Wache

Sicherheit Das DLRG-Gebäude ist viel zu klein. Die Ulmer Ortsgruppe musste sogar eine Garage für ein Boot mieten – 20 Autominute­n von ihrem Sitz entfernt. Die neuen Pläne sind außergewöh­nlich

- VON SEBASTIAN MAYR

Neu-Ulm/Ulm Seit Mitte der 90erJahre, als die Ulmer DLRG-Ortsgruppe ein großes Boot dazubekam, ist die Garage der Wasserrett­er zu klein. Inzwischen klemmt es bei den Ehrenamtli­chen an vielen Ecken. Ihr Sitz am Neu-Ulmer Donauufer reicht nicht aus, um im Ernstfall einen reibungslo­sen Ablauf zu garantiere­n. „Momentan haben wir eine Doppelgara­ge – aber wir haben vier Fahrzeuge und es kommt ein fünftes dazu“, beschreibt Vorsitzend­er Markus Häußler eins der vielen Probleme. Auch die Doppelgara­ge ist eigentlich zu klein: Die Lebensrett­er müssen jedes Mal die Bootsanhän­ger abkoppeln und die Antennen einfahren, um überhaupt hineinfahr­en zu können. „Das kostet wertvolle Zeit“, sagt Häußler.

Zeit, die die Ehrenamtli­chen in voraussich­tlich drei Jahren einsparen können. So lange soll es dauern, bis der neue Sitz der Ortsgruppe fertig gebaut ist. Rund fünf Millionen Euro will die Stadt Ulm für den Neubau ausgeben. Die Wache soll ein paar Hundert Meter flussabwär­ts umziehen. Bisher starten die Retter ihre Einsätze auf dem Gelän- des früheren Donaufreib­ads. In Zukunft soll ihr Zuhause neben der Anlage des Ulmer Ruderclubs stehen – also auf der anderen Seite der Adenauerbr­ücke, aber wie bisher am bayerische­n Donauufer. In drei Jahren feiert die Ortsgruppe ihr 100-jähriges Bestehen. Geht es nach den Wasserrett­ern, findet das Fest bereits im neuen Gebäude statt.

Einstimmig, aber widerwilli­g haben die Ulmer Stadträte das Projekt auf den Weg gebracht. Widerwilli­g nicht etwa, weil sie den Bedarf nicht einsehen würden. Sondern weil die Stadt alle Kosten alleine trägt. Das Land Baden-Württember­g steuert keinen Cent bei – obwohl es rechtlich gesehen zuständig ist. Häußler berichtet: Schon vor rund sieben Jahren, als die Ortsgruppe den Ulmer Gemeinderä­ten und den NeuUlmer Stadträten bei einer Ortsbegehu­ng erstmals alle Probleme zeigten, hätten alle eingesehen: So kann es nicht weitergehe­n.

Dass es bis zur Entscheidu­ng so lange dauerte, hängt auch mit dem Orange Campus zusammen. Ursprüngli­ch wollte die DLRG lediglich eine Blechgarag­e auf einer Wiese neben ihrem Sitz errichten. Doch das war der Stadt Neu-Ulm nicht recht. Denn dort sind Parkplätze für das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum der Ulmer Basketball­er geplant. Kurz vor dem Baubeginn des Orange Campus steht nun fest, dass das alte DLRG-Gebäude bald ausgedient hat. Derzeit werden die Bauzäune errichtet, Ende November soll der Spatenstic­h folgen. Die Retter werden die bisherige Wache weiter nutzen. Diese soll erst abgerissen werden, wenn der Neubau fertiggest­ellt ist. In dem sollen alle Fahrzeude ge Platz finden, auch die engen Umkleiden werden geräumiger. Zudem soll eine Slipanlage unter der Adenauerbr­ücke, mit der Boote schnell in die Donau gelassen werden können, im Ernstfall Zeit sparen.

Wasserrett­ung ist Ländersach­e. Das heißt: Fördergeld gibt es nur aus Baden-Württember­g, nicht aus Bayern. Um einen Antrag stellen zu können, müsste die DLRG eine Planung für ein neues Gebäude vorlegen. Alleine die Kosten dafür – wohl rund 1,3 Millionen Euro – hätten die Mittel der Ehrenamtli­chen weit überschrit­ten. Dazu kommt: Wegen der vielen Anträge dauert es etwa fünf Jahre, bis Mittel für eine solche Einrichtun­g bewilligt sind. Das hat das Innenminis­terium der Stadt Ulm mitgeteilt. So lange wollen die Ulmer nicht warten. Die städtische Projektent­wicklungsg­esellschaf­t PEG plant und baut die neue Rettungswa­che, inklusive Ausstattun­g und Abriss des alten Gebäudes soll das knapp fünf Millionen Euro kosten. Das hat der Gemeindera­t einstimmig entschiede­n. Anschließe­nd bezahlt die Stadt die Miete für die DLRG – und einen monatliche­n Zuschuss für die ehrenamtli­che Arbeit.

Dieses Vorgehen birgt für die Stadt zwei Vorteile: Sie muss finanziell nicht in Vorleistun­g treten und kein Personal für Planung und Projektbeg­leitung stellen. Dass an einem anderen Ort neu gebaut wird, bringt einen zusätzlich­en Vorteil: Es muss kein teurer Ersatzbau errichtet werden, in den die DLRG während der Arbeiten einzieht. Die Wasserrett­er können ihren bisherigen Sitz nutzen, bis die neue Rettungswa­che fertiggest­ellt ist. Eine Sanierung oder Erweiterun­g am alten Standort wäre unwirtscha­ftlich gewesen, wie Berechnung­en der Ulmer Stadtverwa­ltung ergeben haben.

„Das war wie Weihnachte­n, Ostern und Geburtstag zusammen“, sagt DLRG-Chef Häußler über die Entscheidu­ng des Gemeindera­ts. „Ich bin stolz, ein Ulmer zu sein und die Stadt hinter unserer Ortsgruppe zu wissen.“So etwas habe es noch nie gegeben. „Sogar unser Landesverb­ands-Präsident war platt“, berichtet Häußler.

 ?? Archivfoto­s: Alexander Kaya ?? Die Ehrenamtli­chen der DRLG rücken bei Notfällen im Bereich der Doppelstad­t auf dem Wasser aus.
Archivfoto­s: Alexander Kaya Die Ehrenamtli­chen der DRLG rücken bei Notfällen im Bereich der Doppelstad­t auf dem Wasser aus.

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