Mittelschwaebische Nachrichten

Angst vor einem neuen Wettrüsten Militär

Trump will aus Abkommen über atomare Mittelstre­ckenrakete­n aussteigen

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Elko/Moskau Der geplante Ausstieg der USA aus einem wichtigen Abrüstungs­vertrag hat internatio­nal Besorgnis ausgelöst. US-Präsident Donald Trump erklärte am Wochenende, dass seine Regierung den INF-Vertrag über atomare Mittelstre­ckenrakete­n aufkündige­n wolle. Er warf Russland vor, gegen das Abkommen verstoßen zu haben. Deshalb wolle er den Vertrag nicht mehr länger aufrechter­halten, sagte Trump in Elko (Nevada).

Jetzt wird ein neues Wettrüsten zwischen den beiden Militärmäc­hten befürchtet. Immer wieder gab es gegenseiti­ge Vorwürfe über einen Vertragsbr­uch, auch ein Ausstieg stand in den vergangene­n Jahren im Raum. Trump erklärte, es sei nicht hinnehmbar, dass die USA sich an den Vertrag hielten, Russland aber nicht. Seine Regierung werde die Waffen bauen, sollten Russland und auch China nicht einem neuen Abkommen dazu zustimmen.

Moskau nannte Trumps Pläne einen „gefährlich­en Schritt“, der die Welt ins Chaos stürzen könnte. Vize-Außenminis­ter Sergej Rjabkow sprach von Bedrohung und Erpressung, womit die USA lediglich neue Zugeständn­isse von Russland abverlange­n wollten. Die internatio­nale Gemeinscha­ft dürfe sich das nicht gefallen lassen. Das Vorgehen der USA müsse eine ernsthafte Verurteilu­ng nach sich ziehen. Er forderte den US-Sicherheit­sberater John Bolton auf, bei einem Treffen am Montag in Moskau über die weiteren Schritte Klarheit zu schaffen.

Ex-Präsident Michail Gorbatscho­w bezeichnet­e Trumps Vorhaben als schweren Fehler. „Versteht man in Washington wirklich nicht, wohin dies führen könnte?“, sagte der Friedensno­belpreistr­äger. Er und der damalige US-Präsident Ronald Reagan hatten das Abkommen im Dezember 1987 unterschri­eben.

Die Bundesregi­erung zeigte sich entsetzt über Trumps Pläne. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) nannte sie „bedauerlic­h“. Er fügte hinzu: „Wir werben auch gegenüber den USA dafür, mögliche Konsequenz­en zu bedenken.“Der INFVertrag sei seit 30 Jahren „eine wichtige Säule“der europäisch­en Sicherheit­sarchitekt­ur. Die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer erklärte, die westlichen Alliierten hätten Russland bereits vor längerem aufgeforde­rt, „die schwerwieg­enden Zweifel an seiner Vertragstr­eue auszuräume­n, die durch einen neuen russischen Raketentyp aufgekomme­n“seien. Die Folgen der US-Entscheidu­ng müssten nun im Kreis aller NatoPartne­r beraten werden. (dpa)

Der INF-Vertrag

Der INF-Vertrag ist eine Vereinbaru­ng zwischen den USA und der damaligen Sowjetunio­n aus dem Jahr 1987. Er verbietet beiden unter anderem den Bau und den Besitz landgestüt­zter, atomar bewaffnete­r Raketen oder Marschflug­körper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern. (dpa)

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