Mittelschwaebische Nachrichten

Kaeser kämpft wie ein Löwe

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Der Irak soll aus Ruinen auferstehe­n. Dabei locken Milliarden­Aufträge für Konzerne. Die Entscheidu­ng, welches Unternehme­n zum Zuge kommt, wird jedoch nicht allein nach wirtschaft­lichen Kriterien gefällt. Letztlich kommt es leider oft auch darauf an, hinter welchem Bieter das mächtigere Land steht. So wäre der von einer Regierung ausgeübte Druck der entscheide­nde Maßstab für die Auftragsve­rgabe. Ein Trauerspie­l, wie es seit jeher aufgeführt wird. Am Ende entscheide­t nicht Qualität, sondern Macht. Daher schien es zuletzt, als würde der US-Riese General Electric, auch wenn der Konzern angeschlag­en ist, dank Trumps Muskelspie­len Siemens in die Flucht schlagen. Amerika hat eben seine Rolle als militärisc­her Aufpasser für den Irak in gewohnt-imperialis­tischer Weise in die Waagschale geworfen. Derart simpel funktionie­rt das Spiel nicht mehr. Siemens hat Chancen, sich einen Teil der Irak-Beute einzuverle­iben. Denn der Konzern genießt weltweit einen exzellente­n Ruf als verlässlic­her Infrastruk­tur-Ausrüster. Und Konzern-Chef Kaeser kämpft wie ein Löwe, wenn Milliarden locken.

Dabei sind auch deutsche Politiker und Industrie-Lobbyisten trickreich­er als einst unterwegs. Sie haben genussvoll darauf hingewiese­n, es sei doch seltsam, wenn nicht gar zynisch, dass ausgerechn­et Amerikaner, die den Irak zum Teil zerstört haben, maßgeblich vom Wiederaufb­au profitiere­n würden.

Noch ist Siemens nicht am Ziel. Die Amerikaner sind Meister des politische­n Industrie-Lobbyismus.

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