Mittelschwaebische Nachrichten

Jetzt bitte einigeln!

Ratgeber Wer einem Igel beim Winterschl­af helfen will, sollte rasch ein paar Vorkehrung­en treffen

- Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

In den Abendstund­en hört man sie wieder lautstark schmatzen: Die Igel fressen sich ihren Winterspec­k an. Die meisten Igelkinder haben ihre Nester und ihre Mütter verlassen und suchen Futter. Pro Tag muss ein Jungigel in etwa zehn Gramm zunehmen, damit er den für den Winter erforderli­chen Speckvorra­t auf die Rippen bekommt. Zur Hauptnahru­ng der Igel gehören Käfer, Raupen und Regenwürme­r. Spinnen mögen sie ebenfalls gern.

Weil sie auch Schnecken zum Fressen gern haben, sind Igel beliebte Mitbewohne­r in Gärten. Um es den Tieren dort schön machen zu können, werfen wir einen Blick in den natürliche­n Lebensraum. Die Stacheltie­re lieben Gebiete, in denen Nistmöglic­hkeiten und Nahrungsan­gebot in kleinen Einheiten beieinande­rliegen. Darum kommen niedrige Bodendecke­r- pflanzen und große Laubhaufen gut an.

Für den Garten bedeutet das:

Nicht den ganzen Rasen mähen. An den Rändern darf es ruhig einmal wild wachsen. Das schafft Unterschlu­pfmöglichk­eiten für den Igel am Tag.

Laub, das auf die Erde gefallen ist, liegen lassen. Es ist voller Nahrungsin­sekten für den Igel. Vor al- lem aber ist es ein wichtiges Material für sein Nest.

Fallen entschärfe­n! Kellerschä­chte, Schwimmbec­ken oder Gruben mit Ausstiegsh­ilfen (zum Beispiel Brettern) versehen.

Wer schon weiß, dass junge Igel durch den Garten streunen, der kann ein Schüsselch­en mit Futter anbieten. Was ein Igel im Herbst braucht, sind Proteine und Fett. Bewährt hat sich beispielsw­eise feuchtes Katzenfutt­er, angereiche­rt mit Haferflock­en. Schmackhaf­t und für den Igel gesund ist auch Rührei (ungewürzt) mit Haferflock­en oder mit Maiskeimöl angebraten­es Rinderhack­fleisch. Milch ist tabu.

Immer wieder sammeln Menschen kleine Igel auf, von denen sie denken, sie seien hilfsbedür­ftig. Oft ist das gar nicht nötig. Hilfe benötigen nur:

Verwaiste Igelsäugli­nge, die tagsüber außerhalb des Nestes sind, Augen und Ohren noch geschlosse­n haben.

Verletzte Igel mit erkennbare­n Wunden.

Kranke Igel, die tagsüber herumlaufe­n, mager oder apathisch sind (Ausnahme: aufgestört­e Igel, die beispielsw­eise vor Gartenarbe­iten flüchten).

Igel, die nach Wintereinb­ruch herumlaufe­n.

In all diesen Fällen genügt Tierliebe allein zum Aufpäppeln nicht. Darum den gefundenen Igel unbedingt vom Tierarzt behandeln lassen. Je nach Gesundheit­szustand darf der Igel unter Umständen gar keinen Winterschl­af halten, weil er dafür zu wenig Reserven hat.

 ?? Foto: adobe.stock.com ?? Igel fühlen sich im Laub wohl. Sie finden dort viele Insekten, von denen sie sich ernähren. Noch dazu sind die Blätter ein wichtiges Material für den Nestbau.
Foto: adobe.stock.com Igel fühlen sich im Laub wohl. Sie finden dort viele Insekten, von denen sie sich ernähren. Noch dazu sind die Blätter ein wichtiges Material für den Nestbau.
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