Mittelschwaebische Nachrichten

Die Pallas liegt im Meer Ach so!

Vor 20 Jahren geschah ein Unglück

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Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhre­n, und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. Was ragt denn da aus dem Meer? Es sieht aus wie ein riesiges verbogenes Metallstüc­k. Rost hat es rot verfärbt, auch grüne Algen haben sich daran festgeklam­mert. Es ist zwar kaum noch zu erkennen: Aber dieses Metallstüc­k war einmal ein Frachtschi­ff mit Namen Pallas, das Holz transporti­erte. Jetzt ist es nur noch ein Wrack, das langsam in den Sand der Nordsee einsinkt. Salzwasser und Wellen zerstören es immer weiter.

Denn dieses Wrack liegt schon seit 20 Jahren vor der Insel Amrum. Damals gab es ein Unglück: Der Holzfracht­er war auf dem Meer in Brand geraten und konnte nicht mehr gesteuert werden. Tagelang trieb das Schiff ohne Seeleute auf der Nordsee. Schließlic­h strandete auf einer Sandbank. Weil dabei auch viel Öl auslief, entstand damals in der Natur großer Schaden. Daran erinnert das Wrack bis heute. Dieses schöne Herbstgedi­cht stammt von dem bekannten deutsch-österreich­ischen Dichter Rainer Maria Rilke. Er lebte von 1875 bis 1926.

Schreibst du auch gerne Gedichte? Wir drucken in der Rubrik „Das Gedicht der Woche“Reime von Kindern ab. Schick uns dein Gedicht einfach per Mail an capito@augsburger-allgemeine.de. Wir freuen uns darauf!

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Hier ist ganz viel Platz, damit du etwas zu dem Gedicht malen kannst. Rainer Maria Rilke
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Foto: dpa Total verrostet und voller Wasser – so sieht die Pallas heute aus.

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