Mittelschwaebische Nachrichten
Seite an Seite Inklusion An der Grundschule Dürrlauingen lernt eine Klasse der sonderpädagogischen Nikolaus-von-Myra-Schule. Dieses Modell ist einzigartig im Landkreis Günzburg
Dürrlauingen Mittlerweile gibt es an fast jeder Schule Inklusionsklassen. Kinder, die eine intensivere Förderung brauchen, können so den normalen Unterricht besuchen. In Dürrlauingen trifft das nicht nur auf einzelne Schüler zu, sondern gleich auf eine ganze Klasse. Seit Schuljahresbeginn werden zehn Schüler der Nikolaus-von-Myra-Schule an der benachbarten Grundschule unterrichtet. Mehrmals in der Woche lernen die Kinder der 2 b des sonderpädagogischen Förderzentrums zusammen mit den Grundschülern der 2 a. Die sogenannten Partnerklassen gehören zwar zu unterschiedlichen Schulen, arbeiten aber eng zusammen.
Der Grundstein für das landkreisweit einzigartige Projekt wurde im vergangenen Jahr gelegt. Die Kinder beider Schulen führten zusammen ein Weihnachtsmusical auf. Das hat gut geklappt; so gut, dass sich die Lehrerinnen über weitere Kooperationen Gedanken machten. Beide Schulen und das Schulamt standen dem Vorhaben sofort offen gegenüber, sagt Stefanie Hutter. Sie ist die Rektorin der Grundschule Dürrlauingen und gleichzeitig die Klassenlehrerin der 2 a.
Ihrer Meinung nach profitieren alle Beteiligten von dem Modell – Schüler wie Lehrer. „Die Kinder sind toleranter geworden und sehr hilfsbereit“, sind ihre Erfahrungen. Erste Freundschaften wurden bereits geschlossen, erzählt sie weiter. Und Astrid Kohlhepp, Klassenleiterin der Partnerklasse 2 b, ist sich sicher: „Auf dem Pausenhof würde niemand erkennen, welche Kinder zu welcher Schule gehören.“
Eigentlich werden in der 2a der Grundschule Dürrlauingen 16 Schüler unterrichtet. Doch wenn die zehn Schüler der Förderklasse vorbeischauen und ihre Stühle aus dem Nebenraum hereintragen, wird es etwas enger im Klassenzimmer. Meistens steht Lesen auf dem Stundenplan. Zusammen werden Texte gelesen und Aufgaben gelöst. „Wir wollen es aber demnächst ausweiten“, kündigt Rektorin Stefanie Hutter an. Dann sollen zum Beispiel im Heimat- und Sachunterricht (HSU) auch gemeinsam Versuche durchgeführt werden. Astrid Kohlhepp unterrichtet die Kinder der Nikolaus-von-Myra-Schule und sagt über das Projekt: „Für meine Schüler ist das ein ganz großer An- sporn.“Denn viele von ihnen wollen einmal auf die Grundschule wechseln. Diese Möglichkeit besteht. „Jetzt sehen wir ganz genau, wie die Kinder an der Grundschule zurechtkommen.“
Einige von ihnen werden auch mal einzeln in den Unterricht der Grundschüler integriert. „Für uns ist das eine Bereicherung“, sagt die Klassenlehrerin der 2 b. Wichtig sei aber, dass die Kinder einen Rückzugsort haben. „Dieser Unterricht ist für uns etwas Neues, das muss auch verarbeitet werden.“Und natürlich soll die Klasse nicht den Kontakt zu ihrer Stammschule verlieren. Die Nikolaus-von-MyraSchule befindet sich in der direkten Nachbarschaft der Grundschule.
Sonderschuldirektor Thomas Miller bezeichnet das Modell als sehr gewinnbringend. „Wir haben das Ziel, Kinder zurückzuführen, sodass sie eine normale Grundschule besuchen können“, sagt er. Durch die Partnerklassen können einzelne Kinder des sonderpädagogischen Förderzentrums probeweise den Grundschulunterricht besuchen. „Wir profitieren stark von den Kollegen der Grundschule“, sagt Miller. Lehrern und Schülern werde klar, welche Leistungen an einer Grundschule erwartet werden.
Rektorin Stefanie Hutter zieht ebenfalls eine positive Bilanz. Die Grundschullehrer könnten viel vom sonderpädagogischen Ansatz der Lehrerkollegen der Nikolaus-vonMyra-Schule lernen und in den eigenen Unterricht übertragen. „Lehrer von Förderschulen arbeiten nach einem ganz anderen Konzept. Davon können wir uns einiges abschauen.“
Das Modellprojekt läuft erst seit einigen Wochen. Dennoch sind sich alle Beteiligten einig: Es soll weitergehen. Wie, das wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Beide Seiten ziehen eine positive Bilanz