Mittelschwaebische Nachrichten
Doch kein Wintertraum in Mindelheim
Innenstadt Warum der Wunsch nach einer Eislaufbahn in der Kreisstadt zur Adventszeit nicht erfüllt wird
Mindelheim Wer in der Vorweihnachtszeit am Münchner Stachus vorbeikommt, kennt diese Stimmung: Fröhliche Menschen ziehen auf einer Eislaufbahn ihre Kurven. Dazu duftet Glühwein und Weihnachtsgebäck. Wäre so etwas auch eine Attraktion für den Mindelheimer Advent. Bürgermeister Stephan Winter hat den Wunsch schon häufiger vernommen: eine Eislaufbahn für den Marienplatz. Und so hat er seine Verwaltung gebeten, die Sache prüfen zu lassen. Was kostet eine solche Bahn, wie sind die Erfahrungen andernorts? Im Jugend-, Kultur- und Sozialausschuss stellte er nun die ernüchternden Ergebnisse vor.
Zunächst: Eine Eislaufbahn mit echtem Eis wie in München scheidet aus Kostengründen aus. Gersthofen bei Augsburg hatte bis 2015 eine solche für 400 Quadratmeter mit technisch erzeugtem Eis. Der dortige Stadtrat zog die Reißleine, weil die milden Winter die Energiekosten massiv in die Höhe getrieben haben. Stattdessen wurde eine Eislaufbahn mit Kunststoffplatten angeschafft. Wirklich günstig kommt aber auch diese Lösung nicht. Für die Anlage sind 2000 Euro an Leasing-Gebühren pro Monat fällig. Für den Unterbau der Kunststoffplatten sind jährlich weitere 9600 Euro aufzubringen. Vor zwei Jahren hat Gersthofen für 100000 Euro eine solche Bahn gekauft.
Weiterer Haken an der Sache: Die Schlittschuhe müssen extra geschliffen werden, damit sie auf den Platten überhaupt eingesetzt werden können. Gersthofen hat dazu eine eigene Schleifmaschine angeschafft. Dazu wiederum ist festes Personal notwendig. Wer danach wieder auf normales Eis will, muss seine Schlittschuhe erneut schleifen lassen. Stefan Drexel (Freie) bezweifelte, ob das dann so ein großer Erfolg werde. Skeptisch äußerte sich auch Mehmet Yesil (SPD). Weil der Marienplatz nicht ganz eben ist, müsste Mindelheim für eine solche Bahn noch mit höheren Kosten rechnen, weil die Anlage ausgeglichen werden müsste. Möglich wäre eine solche Kunststoffeisbahn an der Schwabenwiese auf dem Rollsportplatz. Dort wären es aber nicht 400 Quadratmeter wie in Gersthofen, sondern 800. Die monatliche Gebühr würde 4000 Euro betragen.
Der Vorteil dort wäre, dass die Bahn von Ende November bis Februar in Betrieb genommen werden könnte. Für den Marienplatz hält Bürgermeister Winter eine so lange Sperre für den Wochenmarkt nicht für vertretbar. Abgesehen davon bringt der Wochenmarkt erkennbar Leute in die Altstadt. Nach Abwägung aller Argumente entschied sich der Ausschuss mit einer Gegenstimme dafür, auf eine solche Eislaufbahn aus Kostengründen zu verzichten.