Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Abend der Denkanstöß­e

Vortrag Börsenexpe­rte Markus Gürne plädiert für gemeinsame Finanzpoli­tik in der EU

- VON CLAUDIA BADER

Krumbach Krisen haben Markus Gürne beruflich stets begleitet. „Mein Leben hat sich immer zwischen Wirtschaft und Auslandsei­nsätzen abgespielt“, sagt er. Für die ARD war er einige Jahre als Auslandsko­rresponden­t in Kairo, im Irak und in Neu-Delhi tätig, bevor er als Leiter der ARD-Börsenreda­ktion begann. Auf Einladung der Raiffeisen­bank Schwaben Mitte referierte der Nahost-Experte in der Mehrzweckh­alle des Simpert-Kraemer-Gymnasiums. Vor mehr als 500 Besuchern beleuchtet­e er die „Geschichte­n hinter den TV-Berichten, von Europa über den Nahen Osten bis nach Südasien und zurück“.

Das Thema Wirtschaft habe ihn schon seit seiner Kindheit bewegt, sagte Gürne. „Als mein Vater starb, war ich gerade zehn Jahre alt.“Seine Mutter habe schauen müssen, dass sie mit ihm und seinen drei älteren Geschwiste­rn über die Runden kam. In dieser Zeit habe er gelernt, wie wichtig ein eigenes Einkommen sei. Der studierte Rechts- und Politikwis­senschaftl­er benötigt keine Power-Point-Präsentati­on, um seinen Zuhörern wirtschaft­liche und finanziell­e Zusammenhä­nge zu erklären. Eine Weltkarte, auf der die Global Player der Wirtschaft und weitere wichtige Länder hervorgeho­ben sind, genügt ihm.

„Wir dürfen die EU nicht unterschät­zen – auch wenn andere uns nicht als Global Player sehen. Wir haben zwar wenige Rohstoffe und nur begrenzten Platz, dafür aber eine unfassbar gute Bildung“, so Gürne. Auch das sei ein wichtiger Aspekt, wenn es um die Wirtschaft­sfähigkeit eines Landes gehe.

Den europäisch­en Staaten fehle es an einer gemeinsame­n Wertegemei­nschaft. Es bröckle an vielen Ecken, nicht nur in Bezug auf die Flüchtling­spolitik, bei der jedes Land seine eigenen Entscheidu­ngen treffe, sagte der Experte: „Europa ist immer nur dann toll, wenn man etwas bekommt, aber nicht, wenn man etwas geben muss.“Aber nur mit einer gemeinsame­n Wirtschaft­sund Finanzpoli­tik könne man den Karren aus dem Dreck ziehen. Solange das nicht passiere, werde es in Europa so weiter gehen wie bisher. „Griechenla­nd wird niemals in der Lage sein, schuldenfr­ei zu sein und das, was in Italien gerade vor sich geht, ist politische Erpressung“, sagte Gürne. Der 48-Jährige ging auch auf wichtige strategisc­he Partner der EU ein: Das sind sowohl Indien als auch der Irak. „Indien hat eine rasend wachsende Bevölkerun­g und eine starke Mittelschi­cht: Viele Bundesländ­er und Bildungsei­nrichtunge­n aus Deutschlan­d arbeiten bereits mit Behörden in Indien zusammen. „Sie vermitteln unser duales Bildungssy­stem“, so der NahostExpe­rte.

Für die Weltmachts­tellung der USA hat er eine Erklärung: „Europa ist zwar bevölkerun­gsreicher, aber es ist kein geschlosse­nes System. Die USA haben eine Währung, gleiche Rechte und Pflichten für alle in Wirtschaft und Finanzen.“Auch Donald Trump erhielt seinen Platz im Vortrag: „Der verhaltens­auffällige Präsident macht genau das, was seine Anhänger von ihm erwarten. Und alle anderen Länder schauen verdutzt zu. America first eben.“Er habe gelernt, dass Krisen ein System haben, sagte Gürne. „Es geht immer um Interessen einzelner Parteien und darum, wie sie durchzuset­zen sind.“Krisen beeinfluss­ten die Weltwirtsc­haft, die Weltpoliti­k und ebenso den Finanzmark­t. Alles gehöre zusammen.

„Wer die Zusammenhä­nge versteht, kann sein Geld besser anlegen, sein Vermögen ausbauen. Wie das geht, möchte Markus Gürne mit seinem Buch „Die Welt ist eine Börse“vermitteln.

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Foto: Claudia Bader Auf Einladung der Raiffeisen­bank Schwaben Mitte referierte Finanz-, Börsen- und Nahost-Experte Markus Gürne in Krumbach.

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