Mittelschwaebische Nachrichten

Die Deutschen und das liebe Geld

Viele mögen die Münzen nicht – und horten sie doch

- VON ANDREA KÜMPFBECK

Früher, ja früher war das anders. Was haben wir uns gefreut über jede Handvoll Münzen, die Oma aus dem Geldbeutel kramte und uns in das große gelbe Sparschwei­n steckte. Ende Oktober dann trugen wir Kinder das Sammeltier stolz zur Bank, kassierten ein Geschenk fürs artige Sparen und bekamen einen weiteren Eintrag in unser rotes Sparbüchle­in.

Und heute? Ist Kleingeld vor allem – lästig. Es klimpert in der Manteltasc­he herum, rutscht in die Sofaritze oder verbeult den Geldbeutel. Deshalb tun viele als Erstes eins, wenn sie nach Hause kommen: Geldbörse auf, Münzen raus. So schlummert in so manchem Haushalt ein ordentlich­es Barvermöge­n im Gurkenglas, dem Schuhkarto­n oder eben im Sparschwei­n. Doch so lästig es ist: Die Deutschen hängen am Münzgeld. Während man beim skandinavi­schen Bäcker oder im englischen Pub mit Karte zahlt, werden in Deutschlan­d an der Kasse die Münzen zusammenge­kramt. Vor allem kleine Beträge werden hierzuland­e fast nur bar bezahlt – bei Summen bis fünf Euro zu 96 Prozent, wie eine Studie der Bundesbank ergeben hat. 107 Euro trägt jeder im Schnitt mit sich herum, davon sechs Euro in Münzen. Andere Länder haben die kleinen Münzen längst verbannt. In den Niederland­en zum Beispiel wird beim Einkauf auf fünf Cent gerundet. Wie viel Kleingeld bei den Menschen daheim rumliegen, kann keiner sagen. Die Bundesbank jedenfalls geht davon aus, dass seit der Euro-Einführung etwa 60 bis 70 Prozent des Geldes, das sie ausgibt, im Ausland unterwegs ist. Fünf bis zehn Prozent der Münzen und Scheine sind direkt im Umlauf, heißt: in den Geldbörsen und Ladenkasse­n. Und der Rest? Wird womöglich gehortet. Oder ist unter den Autositz gerollt.

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