Mittelschwaebische Nachrichten
„Der Pokal ist für uns wie Olympia“
Martin Hinteregger hat im DFB-Pokal das Finale in Berlin im Blick. Dafür bekommt er vor dem Heimspiel gegen Mainz Unterstützung von Trainer Baum
Augsburg Wenn ein Österreicher über das Skifahren spricht, genießt er absolute Deutungshoheit. Mögen die Bürger der Alpenrepublik in anderen Sportarten auch ihre Probleme haben – wenn es darum geht, mit zwei Brettern möglichst schnell einen Berg runter zu brettern, macht ihnen keiner was vor. Martin Hinteregger, Abwehrspieler beim FC Augsburg, ist bekanntermaßen Österreicher – und hat vor dem heutigen Heimspiel im DFB-Pokal gegen Mainz 05 (20.45 Uhr/Sky sowie im Radio bei B5plus) einen Vergleich mit der Wintersportart bemüht. Der Pokal, sagte der 26-Jährige, sei für die Fußballer so wie für die Skifahrer Olympia. „Es ist so: Entweder du gewinnst eine Medaille oder du brauchst gar nicht antreten. Ein Skifahrer fährt nicht zu Olympia, um Vierter zu werden.“Im Fußball verhält es sich wie folgt: „Entweder du hast das Ziel Berlin – oder du brauchst gar nicht erst mitzumachen.“
Beim FC Augsburg ist die Zielset- zung klar: In dieser Saison soll im Pokal die große Überraschung gelingen. Das bestätigt auch Hintereggers Trainer Manuel Baum: „Die Mannschaft hat richtig Bock drauf, in dieser Saison weit zu kommen. Daran werden wir alles setzen.“Dabei gilt der FC Augsburg nicht gerade als ausgewiesener Pokalexperte: Mit Ausnahme der Saison 2009/10, als der FCA erst im Halbfinale an Werder Bremen scheiterte, war meistens früh Schluss. Seit drei Jahren gelang es nicht einmal mehr, die zweite Runde zu überstehen.
Dabei ist ein Weiterkommen ziemlich lukrativ: An jeden Achtelfinalisten schüttet der DFB 664000 Euro aus, zuvor gab es bereits 166 000 Euro für jeden Erstrundenteilnehmer und 332 000 Euro für jeden Klub, der das erste Spiel gewonnen hatte. Von Runde zu Runde erhöht sich der Bonus, der Pokalsieger bekommt 4,5 Millionen Euro. Für den FC Augsburg wäre das eine saftige Finanzspritze – doch Baum betont, dass das nicht seine vorrangige Motivation sei. „Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Wir wollen das Bestmögliche aus dem Pokal herausholen.“
Damit das klappt, muss ein Sieg gegen den FSV Mainz 05 her. Beide Teams trafen am dritten Spieltag der Bundesliga-Saison bereits aufeinander – mit bekannt bitterem Ausgang für den FCA. Bis drei Minuten vor Schluss führte das Team von Manuel Baum mit 1:0, ehe zwei Patzer von Fabian Giefer im Tor noch die 1:2-Pleite einläuteten. Die Partie, versichern Baum und Hinteregger, spielt keine Rolle mehr.
Was seitdem auffällt, ist die enorme Offensivschwäche der Mainzer: In den sechs Begegnungen danach gelang der Mannschaft von Sandro Schwarz gerade mal ein weiterer Treffer: Boetius schoss am Samstag den zwischenzeitlichen Ausgleich gegen die Bayern. Insgesamt kommt der FSV in neun Partien nur auf fünf Tore und stellt somit den schwächsten Angriff der Bundesliga.
Nach Ansicht von Manuel Baum ist das aber nur die halbe Wahrheit: „Wir analysieren unsere Gegner auch nach der Art und Weise, wie sie angreifen.“Aufpassen müsse man vor allem auf die körperlich starken Angreifer.
Am Ende gilt aber die SkifahrerMentalität: Alles oder nichts, Medaille oder Blech, Achtelfinale oder Aus. Martin Hinteregger will diese auf die Mannschaft übertragen. Ganz nebenbei bemerkt: Mit dieser Taktik hatte der Österreicher in seinem Heimatland durchaus Erfolg. Mit RB Salzburg gewann er viermal den österreichischen Pokal.
Um in Dortmund 25 000 Menschen in eine Halle zu bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die sicherste Variante wäre Freibier. Ein Comeback-Konzert von Wolfgang Petry, logisch. Und Fußball, klar. Fußball zieht immer. Danach wird’s aber schon etwas schwierig. Seit kurzem wissen wir: Darts funktioniert auch. Bei der Europameisterschaft, die am Wochenende in der Westfalenhalle stattfand, jubelten 25 000 Menschen Männern zu, die Metallpfeile auf eine Zielscheibe warfen.
Anlass für die Volksfeststimmung war die Darts-EM – und der Umstand, dass es nun einen deutschen Spieler gibt, der das Zeug dazu hat, bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitzureden. Der Hesse Max Hopp hielt sich streng an seinen Spitznamen „Maximiser“(Maximierer) und zog überraschend ins Halbfinale der EM ein, wo er nur knapp gegen den späteren Champion James Wade verlor.
Die zumeist deutschen Fans bejubelten jeden Punkt ihres Lieblings wie einen Sieg – und verhielten sich im britisch-australischen Duell im Finale eher ruhig.
Das deutsche Interesse an dem Sport ist immens: Zur Weltmeisterschaft, die im Dezember in London startet, ging schon im vergangenen Jahr jedes vierte Ticket an einen deutschen Fan. Der Sender Sport1 fuhr mit der Übertragung der Weltmeisterschaft zweistellige Marktanteile ein.
Die Frage, welches Detail an diesem britischen Sport den German Nerv trifft, ist ein weites Feld. Ist es der Umstand, dass Darts eine Kneipensportart ist? Dass die Sportler nicht aussehen wie Profi-Athleten, sondern wie die Kneipenwirte? Dass die Zuschauer aussehen wie die Gäste einer Kneipe, in der gerade Fasching oder Karneval gefeiert wird? Oder auch schlicht daran, dass Darts ein spannender Sport ist? Alles zusammen? Wer weiß.
Sollte der 22 Jahre alte Max Hopp seine Form halten und am Ende sogar die Sehnsucht nach einem deutschen Titelträger befriedigen, könnte die Sportart hierzulande weiteren Aufschwung erfahren. Auch wenn er ein Merkmal eines Darts-Profis vermissen lässt: Bis jetzt sieht er weder aus wie ein Kneipenwirt noch wie einer dessen Stammgäste.
Das kann aber noch werden.