Mittelschwaebische Nachrichten

Fan-Tumulte lösen neue Debatte aus

Hertha-Fans prügelten sich mit Polizisten

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Frankfurt am Main Die massiven Ausschreit­ungen von Hertha-Fans beim Spiel in Dortmund werden den Fußball noch einige Zeit beschäftig­en. Der DFB-Kontrollau­sschuss hat am Montag Ermittlung­en eingeleite­t. Sowohl Borussia Dortmund als auch Hertha BSC seien zu einer Stellungna­hme aufgeforde­rt worden. Nach deren Auswertung sowie weiterer Materialie­n wie Fernsehund Videoaufna­hmen oder Sicherheit­sberichte entscheide­t dann der Kontrollau­sschuss über den weiteren Fortgang. Dies könnte allerdings einige Wochen dauern.

Die heftige Prügelei von Berliner Ultras mit der Polizei wenige Minuten nach Anpfiff der Partie zwischen Bundesliga-Tabellenfü­hrer BVB und Hertha BSC (2:2) am Samstag hat die Debatte um Fanverhalt­en, Pyrotechni­k und Sicherheit im deutschen Fußball erneut angeheizt. Hertha-Anhänger hatten hinter einem Choreo-Spruchband mit der Aufschrift „15 Jahre Hauptstadt­mafia“gezündelt. Daraufhin schritt die Polizei ein. Die Herthaner lieferten sich dann eine wilde Prügelei mit den Polizisten. Das Banner war bei Borussia Dortmund regulär angemeldet worden. Der Sachschade­n im Dortmunder Stadion, wo auch sanitäre Anlagen beschädigt wurden, beträgt nach Informatio­nen des Kicker rund 50 000 Euro.

Die Polizei wurde nach eigenen Angaben von den massiven Ausschreit­ungen überrascht. „Wir haben ein Spiel mit geringem Risiko erwartet“, sagte am Montag der Leiter des Polizeiein­satzes im Stadion, Edzard Freyhoff. Es seien deshalb nicht genügend Polizisten im Einsatz gewesen, um mögliche Täter festzusetz­en. Die Beamten seien unter anderem mit Abwasserro­hren geschlagen und mit Pyrotechni­k beworfen worden, sagte Freyhoff.

Sechs Polizisten seien leicht verletzt worden. Außerdem seien 45 Stadionbes­ucher aus Berlin verletzt worden, darunter zehn durch das Vorgehen der Polizisten. Unbeteilig­te seien nicht betroffen.

Kritik der Fanhilfen beider Klubs am Vorgehen der Polizei wies der Dortmunder Polizeiprä­sident Gregor Lange zurück. „Der Einsatz war geradezu zwingend – Abwarten wäre verheerend für alle folgenden Begegnunge­n gewesen. Es ging um die Verhinderu­ng von Straftaten.“Der Rechtsstaa­t könne nicht zulassen, dass Ultras in Stadien ihre eigenen Regeln durchsetze­n wollten.

Sowohl bei Hertha BSC als auch beim DFB ist man optimistis­ch, aufgrund von zahlreiche­n Foto- und Videoaufna­hmen möglichst viele Einzeltäte­r ermitteln zu können.

Dennoch steht nach der Randale möglicherw­eise auch die Aussetzung der Kollektivs­trafe wieder auf dem Prüfstand. Damit war der DFB den Fan-Organisati­onen entgegenge­kommen. Zuvor hatte das Sportgeric­ht bei massiven Ausschreit­ungen immer wieder Zuschauer-Teilaussch­lüsse, sogenannte Geisterspi­ele verhängt. (dpa)

Polizei weist Kritik an ihrem Vorgehen zurück

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