Mittelschwaebische Nachrichten
Landkreisbuch bei Lesung
4,5 Stellen müssen noch besetzt werden, damit die Region gut dasteht. Was die Situation schnell ins Negative drehen könnte
Da Vinci, Tuchel und ein Ritter, der den Papst bewacht: Das hat mit dem Landkreis Günzburg eine ganze Menge zu tun. Mehr dazu gibt es bei einer Lesung.
Günzburg Ein 24-jähriger Mann hat am Samstag die Günzburger Polizei und Sanitäter des Rettungsdiensts längere Zeit beschäftigt. Erst randalierte der Mann in einer Wohnung, dann drohte er mit Suizid, flüchtete und landete am Ende im Bezirkskrankenhaus.
Die Polizei hatte die Nachricht bekommen, dass im Stadtbereich ein Mann die Wohnung seiner Bekannten nicht verlassen und randalieren würde. Zudem hieß es, dass der Mann bereits eine Türe beschädigt habe. Als die Polizisten eintrafen, hatte der Mann die Wohnung bereits verlassen – mit dem Hinweis, dass er sich selbst töten werde. Kurze Zeit später fiel Passanten bei einem Getränkemarkt eine offensichtlich alkoholisierte männliche Person auf, der Rettungsdienst wurde verständigt. Es stellte sich heraus, dass es sich um den 24-Jährigen handelte, der zuvor in der Wohnung seiner Bekannten randaliert hatte. Als der Rettungsdienst eintraf, beleidigte der Mann laut Polizei die Sanitäter massiv und wiederholte seine Suizidgedanken. Er verweigerte eine Behandlung und lief stattdessen davon. Die Polizei fahndete sofort nach dem Mann und griff den Flüchtigen im Stadtbereich wieder auf.
Der 24-Jährige zeigte sich unkooperativ und beleidigte auch die eingesetzten Polizeibeamten massiv, wie es im Polizeibericht heißt. Zudem versuchte er, die Polizisten anzuspucken und drohte ihnen, sie zu töten. Die notwendigen polizeilichen Maßnahmen konnten nur unter Anwendung von körperlicher Gewalt durchgesetzt werden. Hierbei leistete der 24-Jährige erheblichen Widerstand. Der Mann musste letztlich zur ärztlichen Behandlung im Bezirkskrankenhaus untergebracht werden. (zg) Die Mitgliederversammlung des Förderkreises der katholischen Sozialstation Krumbach findet am Dienstag, 6. November, um 19.30 Uhr im Pfarrheim St. Michael statt. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Berichte, die Genehmigung der Jahresrechnung und die Entlastung des Vorstands. Auch die Erörterung zur Auflösung des Vereins ist vorgesehen. (zg) Günzburg Birgit Grain von der Kassenäztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) spricht von einer „erfreulichen Nachricht“, was die hausärztliche Versorgung in der Region anbelangt. Bis vor Kurzem seien im Planungsbereich Leipheim/Günzburg (das entspricht dem Altlandkreis Günzburg) noch 3,5 Stellen zu besetzen gewesen. Eine Vollzeit- und eine Teilzeitstelle seien nun aber durch den Zulassungsausschuss vergeben worden. Beide Allgemeinärzte werden in bereits bestehenden Praxen ihren Dienst verrichten – die Teilzeitstelle ist in Ichenhausen angesiedelt, die Vollzeitkraft wird in Günzburg tätig sein. Entsprechende Bescheide sind dieser Tage verschickt worden, wie unsere Zeitung erfuhr.
Dass offene Stellen ausgeschrieben sind, obwohl der Versorgungsgrad sowohl der Region Leipheim/ Günzburg als auch der Region Krumbach bei über 100 Prozent liegt, erklärt Grain folgendermaßen: „Erst bei einem Versorgungsgrad von 110 Prozent spricht man von einer Überversorgung und es ist dann nicht mehr möglich, sich in dieser Planungsregion niederzulassen.“
Die KVB betreibt gewissermaßen Prophylaxe. Denn Teile Frankens, aber auch die Region Ingolstadt Süd gelten beispielsweise bereits als unterversorgt. Bei Hausärzten ist das ein Versorgungsgrad von 75 Prozent und weniger. In Schwaben ist keiner der 29 Planungsbereiche betroffen. Das soll auch so bleiben. Deshalb will die Kassenärztliche Vereini- gung in Gebieten, in denen es noch gut aussieht, Lücken gar nicht erst entstehen lassen. Das scheint im Landkreis Günzburg dringend nötig zu sein. Denn derzeit sind von den 77 Hausärzten zwischen Gundremmingen und Aletshausen 29 Ärzte mindestens 60 Jahre alt.
Es gibt zwar mit 68 Jahren keine feste Ruhestandsgrenze mehr, wie das früher der Fall war. Die wurde abgeschafft. Aber die KVB weiß, dass sich spätestens ab einem Alter Mitte/Ende 60 die Ärzte damit auseinadersetzen, wie es für sie weitergeht. „Wir hoffen, dass sie länger in der Praxis bleiben wollen. Wir wissen auch, dass es wichtig ist vorzubauen. Und wir müssen die Altersentwicklung im Auge behalten, um nicht eines Tages vor unlösbaren Problemen zu stehen“, so Grain. Zahl der Hausärzte Weibliche Hausärzte Männliche Hausärzte Durchschnittsalter Deshalb wird weiter für den Landkreis gesucht. Im Altlandkreis Günzburg sind es derzeit noch zwei Stellen, die zu besetzen sind. In der Region Krumbach sind es 2,5 Stellen. Da habe sich in jüngster Vergangenheit kein Kandidat gemeldet, berichtet die KVB-Sprecherin.
Drei Monate hat der erfolgreiche Bewerber Zeit, um seine Tätigkeit als Hausarzt aufzunehmen, sonst verfällt die Zulassung wieder. „Niemand soll so eine Zulassung bunkern, nur damit sie kein anderer haben kann. Der Prozess soll letztlich der Versorgung der Patienten zugutekommen und nicht eine Worthülse sein“, sagt Grain.
Um die Notaufnahmen der Krankenhäuser, aber auch die niedergelassenen Ärzte zu entlasten, gibt es seit dem 30. Januar dieses Jahres – Ärzteverteilung am Günzburger Kreisklinikgebäude angedockt – eine Bereitschaftspraxis der KVB, die von Ärzten der Bereitschaftsdienstgruppen Günzburg/ Weißenhorn bestückt wird. Dazu kommen Fahrdienste für Hausbesuche. Im November ist laut KVB die Umstrukturierung des Bereitschaftsdienstes in Bayern mit dann 110 Praxen abgeschlossen. Die letzten Dienstbereiche werden am 27. November mit Neumarkt/Amberg und Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld umgestellt.
Die Entlastungswirkung scheint trotz Triage (Ersteinschätzung nach Behandlungsdringlichkeit), die in der Notaufnahme selbst vorgenommen wird, und der Bereitschaftspraxis in unmittelbarer Nähe nicht eingetreten zu sein. Das belegen zumindest Zahlen der ersten drei Quartale 2017 und 2018. Die Klinikstatistik listet für das vergangene Jahr folgende Fallzahlen in der Günzburger Notaufnahme auf: 3009 (erstes Quartal), 3967 (zweites Quarztal) und 4025 (drittes Quartal). In diesem Jahr waren es 3453 (erstes Quartal), 3773 (zweites Quartal) und 3601 (drittes Quartal) Fälle. Für diese eher geringe Entlastung und in einem von drei Quartalen sogar Mehrbelastung hat die Kreisklinik keine hinreichende Erklärung.
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Das hört sich eigentlich nicht schlecht an: Obwohl im Süden des Landkreises Günzburg noch 2,5 Hausarztstellen besetzt werden könnten und im Norden zwei, haben beide Planungsbereiche einen Versorgungsgrad von über 100 Prozent. Mehr geht kaum. Und es stimmt auch, dass die medizinischen Versorgungsprobleme im Landarztbereich verhältnismäßig klein sind, wenn man sie mit der Situation in mancher Gegend Frankens vergleicht.
Das aber ist alles kein Ruhekissen. Dazu genügt ein Blick auf die Altersstruktur der Ärzte, die in der Region ihre Hausarztpraxen öffnen. Im nördlichen Landkreis sind vier von zehn Allgemeinärzten 60 Jahre und älter. Da reicht kein behutsamer Veränderungsprozess mehr. Denn es könnte gut sein und wäre den Medizinern auch nicht zu verdenken, wenn sie im Rentenalter auch ihren Ruhestand genießen wollen – jenseits von Grippeimpfungen und der Verschreibung von Medikamenten gegen Magenschmerzen. Die Kommunen müssen selbst aktiv und attraktiv werden, um den Ärztenachwuchs aufs Land zu holen. Der nächste Austausch im DemenzCafè findet am Dienstag, 6. November, um 14.30 Uhr im Speisesaal der Kreisklinik Krumbach statt. Es besteht die Möglichkeit, seinen demenzkranken Angehörigen in dieser Zeit von geschulten Helfern im Sozialraum der Kreisklinik Krumbach betreuen zu lassen. Hierfür ist eine Anmeldung erforderlich. Nähere Informationen erteilen die Fachstelle für pflegende Angehörige in der Seniorenfachstelle, Regina Schütz, Telefonnummer 08221/95-224, die Kreisklinik Krumbach, Christine Rau, Telefonnummer 08282/95-343 sowie die Ökumenische Hospizinitiative, Monika Drexler, Telefonnummer 0173/1932390. (zg)
Die Situation der Hausärzte im Landkreis Günzburg