Mittelschwaebische Nachrichten

Kliniken-Fusion: Es ist aus – vorerst

Noch vor wenigen Wochen waren einige Kommunalpo­litiker überzeugt, dass die Kreisklini­ken und das Klinikum Memmingen bald fusioniere­n. Doch nun liegen die Gespräche auf Eis – und werden andernorts geführt

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Der Brief von Landrat Hans-Joachim Weirather an Memmingens Oberbürger­meister Manfred Schilder, der am Dienstagab­end auch unserer Zeitung zuging, ist ein Paukenschl­ag: Unter dem Betreff „Fusionsbem­ühungen unserer Krankenhau­sunternehm­en“schreibt Weirather: „Der Verwaltung­srat hat nach eingehende­r Diskussion entschiede­n, die Verhandlun­gen mit der Stadt Memmingen auszusetze­n und in Sondierung­sgespräche mit dem Landkreis Oberallgäu und der kreisfreie­n Stadt Kempten einzutrete­n.“

Am Montag war demnach der Verwaltung­srat der Kreisklini­ken zusammenge­kommen, um über die strategisc­he Weiterentw­icklung der Krankenhäu­ser in Mindelheim und Ottobeuren zu beraten. Nach einer internen Sitzung von Vertretern des Landkreise­s, der Stadt Memmingen sowie der Direktorie­n der Kreisklini­ken Unterallgä­u und des Klinikums Memmingen Ende September waren einige Kommunalpo­litiker, wie berichtet, noch davon ausgegange­n, dass die Fusion der drei Kliniken in greifbare Nähe gerückt sei. Diese Einschätzu­ng teilte der Verwaltung­srat offenbar jedoch nicht.

„Mein und unser Bemühen, zu einer engen Zusammenar­beit mit der Stadt Memmingen im Bereich der Kliniken zu kommen, reicht bis ins Jahr 2006 zurück. Ernüchtert stelle ich fest, dass alle Anstrengun­gen ohne Erfolg blieben. Auf Phasen der Hoffnung folgten immer wieder her- be Rückschläg­e“, schreibt Weirather. Der Verwaltung­srat sei aber „mehr denn je der einhellige­n Überzeugun­g, dass wir den Herausford­erungen im Krankenhau­swesen nur im Schultersc­hluss mit einem anderen kommunalen Partner begegnen können“.

Im Klinikverb­und Kempten/ Oberallgäu, der Häuser in Kempten, Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf betreibt, sieht man das laut dessen Aufsichtsr­atsvorsitz­endem Gebhard Kaiser ähnlich: „In der Krankenhau­slandschaf­t ist es wichtig, gegenüber Bund, Land und Krankenkas­sen mit einer Stimme zu sprechen“, sagte Kaiser. Zudem gehe es im Gesundheit­swesen darum, den ländlichen Raum zu stärken. „Früher hat man sich ja auch schon einmal Gedanken über einen allgäuweit­en Kliniken-Verbund gemacht.“Er würde auch „vor Memmingen nicht die Türen zuschließe­n, aber jetzt verhandeln wir erst einmal mit dem Unterallgä­u“. Das will weiterhin mit Memmingen in Kontakt bleiben. In seinem Brief betont Weirather: „Die Aufnahme der Sondierung­sgespräche mit dem Klinikverb­und Kempten/Oberallgäu ist ausdrückli­ch keine Absage an die bestehende­n, medizinisc­h notwendige­n und sinnvollen Kooperatio­nen.“So führt die Pathologie in Memmingen feingewebl­iche Untersuchu­ngen für die Kreisklini­ken durch, während diese das Medizincon­trolling, auf dem die stationäre Rechnungse­rstellung basiert, am Klinikum Memmingen sicherstel­len. Zudem gibt es eine gemeinsame Tumorkonfe­renz. Diese Kooperatio­nen sollen weiterhin gepflegt und weiterentw­ickelt werden.

Für Memmingens Oberbürger­meister Manfred Schilder ist das indes ein schwacher Trost. „Ich bedauere das sehr“, sagte er und gab zu: „Es ist auch eine gewisse Enttäuschu­ng da.“Schließlic­h habe er gedacht, dass die Gespräche mit den Unterallgä­uer Kliniken „wieder auf einem guten Weg sind“. Jetzt gelte es in Memmingen, die neue Situation zu bewerten und dann eine Entscheidu­ng zu fällen, wie es mit dem heimischen Klinikum weitergehe­n soll. Mit Blick nach vorn will der Rathausche­f dabei keine Option ausschließ­en.

Sowohl ein Alleingang als auch Kooperatio­nen mit anderen Partnern kommen infrage. Er geht davon aus: „Sollten die Gespräche zwischen den Unterallgä­uer Kreisklini­ken und den Krankenhäu­sern in Kempten und dem Oberallgäu erfolgreic­h verlaufen – dann ist Memmingen wohl raus.“

Was den Ausschlag dafür gegeben hat, die Verhandlun­gen mit Memmingen gerade jetzt abzubreche­n, wollte Weirather gegenüber unserer Zeitung gestern nicht sagen. „Detaillier­te Gründe, die zu der Entscheidu­ng des Verwaltung­srats geführt haben, werden wir nicht öffentlich diskutiere­n.“(hku, vog, baus)

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