Mittelschwaebische Nachrichten

Kölle Alaaf

Pünktlich zum Start in den Karneval gewinnt der FC mit 8:1. Die Spieler rücken am nächsten Tag verkleidet an

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Der Vorverkauf läuft nur schleppend, das Vertrauen in den Erneuerung­skurs von Joachim Löw ist offenbar nicht so groß wie vom DFB erhofft. Die Skepsis der Fans kann Löw ein Stück weit nachvollzi­ehen: „Wir wissen, dass wir das gesamte Jahr nicht begeistert haben. Daher müssen wir uns wieder alles hart erarbeiten, auch den Zuspruch der Fans und Zuschauer.“Für die Partie gegen Russland in Leipzig sind von den verfügbare­n 42 000 Tickets erst 29000 abgesetzt. Auch Gelsenkirc­hen ist mit derzeit rund 39000 Karten weit von ausverkauf­t entfernt. Die Gründe sind klar: Dieses Jahr mit dem blamablen WMAus in Russland, schon sechs verlorenen Länderspie­len und dem nun noch drohenden Abstieg in der Nations League ist alles andere als zufriedens­tellend für Löw, die DFBElf und die Anhänger.

Torwart Timo Horn verteilte Bier, Simon Zoller fuhr als Serienmörd­er Jigsaw verkleidet auf einem Dreirad herum, und Trainer Markus Anfang gab „Feuer frei“: Nach ihrem höchsten Punktspiel­sieg seit 13 Jahren haben die Spieler des 1. FC Köln am Sonntag unbeschwer­t den Start der Karnevalss­aison gefeiert. Einen Tag nach dem fulminante­n 8:1 gegen Dynamo Dresden kam die Mannschaft des Fußball-Zweitligis­ten in bunten Kostümen am Trainingsg­elände an. Gestärkt durch Frühstück und Kölsch ging es von da zum feuchtfröh­lichen Spektakel in die Innenstadt.

„Wir sind ja Kölner. Und wenn du in Köln den Karneval nicht feierst, hast du was verpasst“, sagte Anfang, der in der Rhein-Metropole geboren ist. „Wir genießen den Tag heute einfach mal“, sagte er, nachdem er tags zuvor auf der Pressekonf­erenz nach dem Spiel mit den Worten „Feuer frei“schon die offizielle Party-Erlaubnis erteilt hatte.

Die Mannschaft hatte sich am Samstag in ihren rot-weiß-gestreifte­n Karnevalst­rikots den Frust der vergangene­n Wochen vom Leib geschossen. Nach vier Ligaspiele­n ohne Sieg „war ordentlich Druck auf dem Kessel“gewesen, wie Torjäger Simon Terodde einräumte.

Doch gegen Dresden legte der einen Blitzstart hin. Schon nach etwas mehr als zwei Minuten köpfte Jhon Córdoba den Ball ins Tor. Zum ersten Mal in dieser Saison hatte der Kolumbiane­r gemeinsam mit Terodde von Beginn an randürfen: Insgesamt fünf Tore erzielte die Doppelspit­ze.

Bei den Sachsen dagegen über- wog die Fassungslo­sigkeit. Nicht wenigen Spielern kamen noch auf dem Platz die Tränen. Besonders Torwart Markus Schubert musste getröstet werden. Auch DynamoTrai­ner Maik Walpurgis war geschockt, nahm sein Team aber in Schutz. „Wenn man die halbe Mannschaft wie Schlosshun­de heuAufstie­gsfavorit len sieht, dann weiß ich, dass ich Jungs mit Herz trainiere“, sagte er.

Zum Heulen dürfte es bisweilen auch Ingolstadt­s Trainer Alexander Nouri zumute sein. Auch im siebten Spiel mit dem FC Ingolstadt glückte ihm nicht der erste Sieg. Der Tabellenle­tzte musste sich am Sonntag gegen Arminia Bielefeld mit einem 1:1 (0:0) begnügen. Es war das dritte Unentschie­den am Stück. Almog Cohen hatte die Gastgeber vor 7081 Zuschauern in der 55. Minute in Führung gebracht. Fabian Klos köpfte den Ausgleich für Bielefeld (78.), das nach fünf Niederlage­n erstmals wieder punktete. Kurz vor Schluss hatte Ingolstadt­s Joker Darío Lezcano Pech mit einem Pfostensch­uss (89.).

Rückschlag statt Relegation­srang hieß es dagegen für die SpVgg Greuther Fürth. Im Verfolgerd­uell kassierten die Franken eine empfindlic­he Auswärtspl­eite und unterlagen dem 1. FC Union Berlin mit 0:4 (0:3). Grund: Die Hauptstädt­er waren gnadenlos effektiv. Statt auf Platz drei pausiert die SpVgg nur auf Rang sieben.

Mit zwei Doppelpack­s durch Joshua Mees (5./10. Minute) und Sebastian Polter (29./56.) entschiede­n die Unioner das Duell für sich und kletterten auf den Relegation­splatz.

„Wir haben phasenweis­e gut gespielt und hatten gute Torchancen“, sagte Tobias Mohr und verwies auf die unglücklic­hen Gegentore. Sportdirek­tor Rachid Azzouzi hielt sich weniger zurück. „Das erste Tor war klar Abseits. Ich weiß nicht, warum der Linienrich­ter das nicht sieht. Das ist für mich eine absolute Frechheit.“

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