Mittelschwaebische Nachrichten
Drei Premium-Spazierwege für Roggenburg
Die Gemeinde will sich an einem Projekt beteiligen, das bayernweit einzigartig wäre. Welche Routen vorgesehen sind
Roggenburg Im Gegensatz zu Pfaffenhofen will sich die Gemeinde Roggenburg an dem Projekt beteiligen, das ein Novum in Bayern wäre: Unterstützt durch EU-Fördermittel aus dem Leader-Programm sollen auf dem Gebiet der Klostergemeinde sogenannte Premium-Spazierwanderwege entstehen. Qualitativ hochwertig, naturnah und abwechslungsreich – das sind drei zentrale Merkmale dieser Wege, die Kommunen rund um den Roggenburger Forst einrichten wollen – mit Ausnahme von Pfaffenhofen. Die Marktgemeinderäte ließen sich, wie berichtet, nicht vom Werben des Vereins Regionalentwicklung Land- kreis Neu-Ulm überzeugen. Auch im Roggenburger Gemeinderat hat das Vorhaben einige Gegner, wie am Dienstagabend bei der Diskussion deutlich wurde. Drei mögliche Routen stellte Bürgermeister Mathias Stölzle in der Sitzung vor. Sie sind – neben weiteren Touren bei Weißenhorn, Buch, Pfaffenhofen und Ichenhausen – das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die geeignete Wege ermittelt hat.
Die sechs Kilometer lange Osterbachrunde verläuft zwischen Ingstetten und Rennertshofen. „Das ist landschaftlich sicherlich eine der schönsten Ecken, die wir haben“, sagte Stölzle. Problematisch an der Runde sei allerdings, dass sie an zwei Stellen über Privatgelände füh- re. Auch die 4,8 Kilometer lange Runde um den Roggenburger Weiher und vorbei an der Wannenkapelle lasse sich nicht so wie im Konzept realisieren, weil ein Weg durch Privatwald führt. Am einfachsten zu verwirklichen ist aus Sicht des Rathauschefs der fünf Kilometer lange Schießen-Rundweg, der ausschließlich auf öffentlichem Grund verläuft. Wunderschöne Blicke auf die Klosterkirche seien von dort aus möglich, sagte Stölzle. Zudem könne eine Streuobstwiese didaktisch mit eingebunden werden.
Der Bürgermeister verwies auf eine satte Förderung in Höhe von 60 Prozent, die die Kommune durch das Projekt erhalte. Für den Unterhalt der Wege – diese müssen nicht neu angelegt werden – und Marketingkosten rechnet die Gemeinde nach Abzug der Förderung mit insgesamt etwa 4500 Euro im Jahr 2019 und 12500 Euro im Jahr 2020. Die Machbarkeitsstudie kostet die Gemeinde anteilig etwa 2000 Euro.
Skeptisch über das Projekt äußerte sich Gemeinderat Karl Heinz Aumann. Die Wege würden schon jetzt intensiv genutzt, sagte er. Hinterlassenschaften wie Müll, Zigarettenkippen und Hundehaufen seien häufig zu sehen. Zudem verliere das Wild Rückzugsgebiete. Thomas Franke sagte, ihm fehle der Mehrwert für die Roggenburger Bevölkerung. Andere Räte befürchten, es könne auf den Wegen zu Konflikten zwischen Spaziergängern, Radfahrern und Landwirten kommen.
Stölzle entgegnete: Es werde versucht, die Verkehre zu entzerren. Einen Mehrwert für die heimische Bevölkerung gebe es dahingehend, dass Roggenburger auch auf Premium-Wegen etwa auf Weißenhorner Flur oder im Günztal laufen könnten. Damit sich das gesamte Projekt lohne, müsste es rund um den Roggenburger Forst ohnehin insgesamt mindestens zehn Premium-Spazierwanderwege geben.
Auch Joachim Graf zählte zu den Befürwortern des Konzepts: „Es passt zu Roggenburg, es wertet die Region auf.“Er plädierte außerdem dafür, sich die Leader-Förderung nicht entgehen zu lassen.
Am Ende der Diskussion sprach sich das Gremium schließlich mit 10:4 Stimmen dafür aus, dass die drei für Roggenburg vorgeschlagenen Routen weiter untersucht und umgesetzt werden.