Mittelschwaebische Nachrichten

Söders große Überraschu­ng

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Wer sein Geld darauf gesetzt hätte, dass Hans Reichhart auch dem zweiten Kabinett Söder angehört – und das auch noch im Ministerra­ng –, der hätte seinen Einsatz vervielfac­hen können. Das hat nichts mit der Leistung des Finanzstaa­tssekretär­s Reichhart in seinen gut 200 Tagen zu tun. Reichhart war fleißig, hat sein neues Amt innerhalb kürzester Zeit verinnerli­cht, ist dabei bodenständ­ig geblieben. Und er weiß, woher er kommt. Die eher schlechten Chancen hatten andere Gründe: Reichhart verpasste wegen des desaströse­n CSU-Ergebnisse­s bei der Landtagswa­hl vor einem Monat den Einzug ins Maximilian­eum als Listenkand­idat. Und die CSU-Fraktion ist in aller Regel nicht begeistert von Kabinettsm­itgliedern, die keine Verankerun­g im Parlament und damit der Fraktion haben. Von den 85 CSU-Abgeordnet­en dürfte es einige geben, die sich durchaus für ministrabe­l halten und eben das Abgeordnet­enmandat haben.

Das schlechte CSU-Ergebnis hat auch dazu geführt, dass Ministerpr­äsident Markus Söder nicht mehr die komplette Riege der Minister und Staatssekr­etäre bestimmen konnte. Das hat seinen Spielraum eingeschrä­nkt. Zudem hat sich sein Koalitions­partner nicht um den Frauenante­il in der neuen Staatsregi­erung geschert. Und der Umstand, dass die Regionen in Bayern ausgewogen in der Regierung vertreten werden sollen, ist ein weiteres ungeschrie­benes Gesetz. Das alles musste Söder ins Kalkül ziehen. Insofern war es in der Tat mutig, dass sich der Ministerpr­äsident für Reichhart entschiede­n hat und ihn auch noch zum Minister für Wohnen, Bau und Verkehr befördert.

Damit geht der bewährte Unterallgä­uer Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer leer aus, der doppeltes Opfer der neuen Kabinettsu­mbildung geworden ist. Zum Ersten, weil sein Ressort an die Freien Wähler gegangen ist. Und zum Zweiten, weil die Schwaben nicht auf mehr als ein Ministeram­t hoffen durften, zumal auch der alte und neue Fraktionsv­orsitzende Thomas Kreuzer aus Schwaben kommt. Der Regierungs­chef hat sich nicht mit Reichhart für einen entschiede­n, der mit seinen 36 Jahren das „jüngste bayerische Kabinett aller Zeiten“(Söder) noch deutlich unterschre­itet. Der Altersdurc­hschnitt beträgt 47,6 Jahre.

In der Person des loyalen Hans Reichhart sichert sich Söder die Gefolgscha­ft der Jungen Union, dessen Landeschef der neue Bau- und Verkehrsmi­nister noch ein Jahr ist, ehe er sich aus Altersgrün­den nicht mehr zur Wahl stellen kann.

Es war eine strategisc­he Entscheidu­ng des Ministerpr­äsidenten, der Reichhart nicht blindlings das Vertrauen schenkt. Die Akzente, die der junge CSU-Politiker als Finanzstaa­tssekretär gesetzt hat, scheinen überzeugen­der Natur gewesen zu sein. Der Aufstieg Reichharts wird unserer Region nicht zum Nachteil gereichen, da der 36-Jährige weiß, woher er kommt, was die Kommunen im Landkreis Günzburg beschäftig­t.

Reichharts Ernennung eröffnet eine weitere Diskussion im Landkreis: Denn der Nachfolger von Landrat Hubert Hafner wird 2020 definitiv nicht Reichhart heißen. Einige CSU-Politiker im Kreis dürften sich über das alte und neue Kabinettsm­itglied Reichhart aus mehreren Gründen freuen.

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