Mittelschwaebische Nachrichten
Der frühere Kommandant steht jetzt an der Spitze des Feuerwehrvereins
Wolfgang Hiller kandidiert überraschend und wird klar gewählt, nachdem der bisherige Vorsitzende Christian Seitz seine Kandidatur zurückgezogen hat
Krumbach Bei 64 Bränden war die Krumbacher Feuerwehr heuer im Einsatz. Selbst für die meisten Aktiven unerwartet und nicht absehbar kam es bei der Jahresversammlung sozusagen zu einem weiteren „Großbrand“, der einen vierstündigen Einsatz auslöste. Wenngleich keine Flammen zu löschen waren, hinterließ er doch eine total umgestaltete Vorstandschaft: Der langjährige Vorsitzende des Feuerwehrvereins, Christian Seitz, erhielt mit Wolfgang Hiller bei der anstehenden Neuwahl einen Gegenkandidaten und zog darauf seine Bereitschaft zur Wiederwahl zurück. Das Fazit: Wolfgang Hiller, bis vor drei Jahren noch Kommandant der Wehr, wurde mit 76 Stimmen der 105 Wahlberechtigten als Alleinkandidat neu in das Amt des Vorsitzenden gewählt.
Nicht verwunderlich, dass diese Überraschung die Wahl der übrigen Vorstandsmitglieder zur Nebensache machte. Trotzdem hatte Bürgermeister Hubert Fischer als Wahlleiter einiges zu tun, um die Stimmung im Saal des Hauses St. Michael nicht weiter „anheizen“zu lassen. Problemlos ging die Berufung von Jürgen Hanus als stellvertretender Vorsitzender und als Schriftführer Markus Link über die Bühne. Ihre Vorgänger Paul Kobold und Martin Strobel hatten sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Kassenwart Björn Lentz blieb damit als einziger aus der bisherigen „Mannschaft“übrig.
Nochmals spannend wurde die Wahl der vier neuen Beisitzer, die künftig den bisherigen fast zwei Dutzend Mann starken Verwaltungsrat ersetzen. Neun Aktive zeigten Interesse und so wurden erneut in geheimer Wahl Fritz Klösel, Karlheinz Heberle, Johannes Maucher und Sonja Hanus in die Vorstandschaft berufen. Nicht zur Wahl standen erster Kommandant Mathias Vogel und dessen Stellvertreter Christian Seitz, der damit weiter dem Führungsgremium angehört.
Der Neuwahl voraus ging eine harmonisch verlaufende Jahresversammlung. Christian Seitz berichtete von einem bewegten 2018 mit vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen wie Neujahrsempfang, Jubiläum der Jugendwehr, Fußballturnieren und dankte einer Vielzahl von Aktiven für ihren ehrenamtlichen Einsatz sowie die Spendenbereitschaft mehrerer Sponsoren.
Die Ausführungen von Kommandant Mathias Vogel beinhalteten, dass die Wehr derzeit 94 Aktive besitzt, die mit zwölf Fahrzeugen 158 Einsätze, darunter 46 Brände, „abgearbeitet“hat. Vogel: „Wir als Stützpunktwehr im südlichen Landkreis konnten mit sehr guter Ausrückzeit und Personalstärke überzeugen.“Voraussetzung dafür ist für ihn eine enorme Leistungsbereitschaft und technisches Können, zu der eine fundierte Ausbildung und stetige Weiterbildung an den Gerätschaften und den modernen Fahrzeugen gehören. Nicht unerwähnt ließ er die ständig wachsen- den Schwierigkeiten und die Häufigkeit diverser Einsätze, die den Aktiven oft nicht nur körperlich, sondern auch psychisch einiges abverlangen.
Nur kurz streifte er den erst jüngst vom Stadtrat verabschiedeten Feuerwehrbedarfsplan (wir berichteten), der in den nächsten Jahren in der Praxis umgesetzt werden soll. Schwerpunkt sind die Ersatzbeschaffungen einer neuen Drehleiter, vorgesehen in 2021 und ein Jahr später zwei baugleiche Löschgruppenfahrzeuge, was für Vogel einen „großen und wichtigen Schritt für die ehrenamtliche Tätigkeit der Feuerwehrler“darstellt und „die Hilfeleistung für die in Not geratenen Mitbürger erleichtert“. Und zum Abschluss: „Wir sind zu Recht stolz auf unsere hervorragende Jugendarbeit, die Karlheinz Heberle und sein Team leisten.“ Archivfoto: Peter Bauer
Dieser war es dann selbst, der mit seinen 14 Feuerwehranwärtern in diesem Jahr 2570 Übungsstunden bewältigte, wobei die 65-Jahrfeier der Jugendgruppe im Mittelpunkt stand.
Für ihn wurde dieses Jubiläum zum „gelungenen Fest“, in dessen Verlauf die Jugendlichen immer wieder „einen schon professionellen Einsatzwillen“gezeigt haben. Ähnlich stolz fiel der Bericht von Walter Gleich über die Aktionen der Oldtimer-Gruppe aus, war doch der aus dem Jahr 1953 stammende Magirus über 1000 Kilometer ohne Panne unterwegs und auf zahlreichen Treffen ein besonderer „Hingucker“. Dankbar zeigt sich die siebenköpfige Mannschaft über die Bereitschaft der Stadtverwaltung, dem Fahrzeug ab sofort im früheren Hürbener Gerätehaus eine sichere und bestens geeignete Garage zu bieten.
Die Zwangspausen zwischen den einzelnen Wahlvorgängen nutzten Bürgermeister Fischer und Kreisbrandrat Robert Spiller zu Statements über die Zukunft des Krumbacher Feuerwehrwesens und zur Ehrung langjähriger Aktiver.
Ersterer hielt auch künftig die Stadtteilwehren für notwendig, wenngleich er sich eine noch bessere Zusammenarbeit vorstellen könne: „Wir alle sind eine Feuerwehr, nur sollte dies in der Praxis umgesetzt werden.“Die Jugendgruppe ist für Fischer dafür ein positives Beispiel.
Der Kreisbrandrat verteilte danach an Johann Biberacher, Hermann Hatzelmann und Peter Kolmus für ihre 40-jährige aktive Dienstzeit das Ehrenkreuz in Gold und Kommandant Mathias Vogel beförderte Thomas Häußler zum Löschmeister und Gruppenführer. Mit der Bekanntgabe der Beisitzernamen endete die Versammlung kurz vor Mitternacht recht abrupt. Das war vermutlich auch der Grund, warum der neue Vorsitzende den ihm zustehenden Platz auf der Bühne nicht beanspruchte sowie keinen Anlass zu einigen Dankesworten an seine Wähler und auch nicht an seinen Vorgänger sah. Es herrschte vielmehr Aufbruchstimmung, wenngleich in reger Diskussion.