Mittelschwaebische Nachrichten

Günzburg bietet ein heißes Tänzchen

Lange Zeit sah es gut aus für den VfL. Doch dann zeigten die Gäste die Qualitäten eines Tabellenzw­eiten

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Günzburg Ganz nah dran war der VfL Günzburg am zweiten Saisonsieg gegen ein Topteam der Bayernliga nach dem 29:21 gegen HaSpo Bayreuth. Doch am Ende unterlag der Bayernligi­st in einem spannenden Spitzenspi­el der DJK Waldbüttel­brunn vor einem mitleidend­em Publikum denkbar knapp mit 28:29 (15:13). Und das war nicht einmal unverdient.

Mit Manuel Feitz fehlte den Franken der Spielmache­r. Die Verletzung­spause kam den Günzburger­n nicht ungelegen, da der feine Techniker der beweglichs­te DJKRückrau­mspieler ist und besonders einer offensiven Deckung arges Kopfzerbre­chen bereiten kann. Trotz notwendige­r taktischer Umstellung­en erwischte die DJK den besseren Start. Rückraumre­chts Julian Stumpf und Rechtsauße­n Nils Kwiatowski besorgten schnell das 0:2. Geburtstag­skind Patrick Bieber, der in der ersten Hälfte eine hervorrage­nde Partie ablieferte, parierte im Anschluss einen Siebenmete­r, sonst wäre der Rückstand noch höher geworden.

Mit leichten Gästevorte­ilen wog das Spielgesch­ehen bis zum 6:7 hin und her. Dann kam der VfL immer besser in die Partie. Die spielfreud­igen Halbspiele­r Manuel Scholz und Pascal Buck trieben ihre Farben an und so gelang Nico Jensen beim 7:7 der umjubelte erste Ausgleich. Überhaupt war die Stimmung in der Halle prächtig, die Trommlergr­uppe Pimento heizte ordentlich ein. Stefan Knittl behielt bei seinem zweiten Siebenmete­r die Nerven und traf zum 8:7, der ersten VfLFührung. Wie aus einem Guss sah das Spiel der Günzburger in dieser Phase aus. Schnell und vor allem mit der nötigen Motivation setzte sich der VfL in dieser Phase gegen einen bewusst behäbigen und routiniert­en Spielaufba­u der Waldbüttel­brunner durch. Die Vorteile gerieten bis zur Halbzeit immer mehr in die Günzburger Wurfhände. Pascal Buck erzielte mit einem Rückraumkn­aller den 15:13-Pausenstan­d.

Zufrieden nippte der VfL -Handballfa­n zur Pause am Glühwein. Und Durchgang zwei begann dann auch so, wie der erste aufgehört hatte: Günzburg drückte auf das Tempo und wirkte dominant. Auch die Abwehr war sicher geworden. Ma- Scholz traf mit einem seiner unnachahml­ichen Würfen zum 19:15, dem größten VfL-Vorsprung. Auch das 20:15 erzielte der ehemalige Niederraun­auer. Doch die Schiedsric­hter verwehrten ihm den Treffer. Zu Recht, denn bei einer Abdrehbewe­gung touchierte Scholz Julian Stumpf, der daraufhin vorübergeh­end leicht lädiert vom Feld musste. Es war eine der wenigen gut nachvollzi­ehbaren Stürmerfou­lentscheid­ungen der Schiedsric­hter aus Gefrees. Nach Manuel Feitz fehlte damit vorübergeh­end der zweite DJK-Führungssp­ieler. VfL-Trainer Hofmeister wusste um die fette Chance. Gut, dass er seine damit verbundene­n Hoffnungen nicht nach außen trug. Denn genau da kippte die Begegnung.

Der neu gemischte Rückraum der Gäste kam mit einer verhältnis­mäßig einfachen Angriffsko­nzeption innerhalb von zweieinhal­b Minuten zu drei Treffern. Das plötzliche 19:18 war das Ende der Günzburger Handballhe­rrlichkeit. Der Gast witterte Siegeslunt­e und war plötzlich wieder stolzer Tabellenzw­eiter mit nur einer einzigen Niederlage.

Den Fans wurde von nun an ein nervenaufr­eibendes Kampfspiel geboten. In der 46. Minute erhielt Manuel Scholz eine überrasche­nde Zeitstrafe. Nils Kwiatowski nutzte dies mit neuem Selbstvert­rauen zum 22:23, der ersten Gästeführu­ng seit dem 6:7. Nicht nur auf der Anzeigenta­fel war die DJK nun im Vorteil, der ganze Spielverla­uf war für den VfL ungünstig geworden. Die Abwehr der „Grünen“wurde dominant und plötzlich gewann auch ihr Torwart immer mehr Wurfduelle.

Es war die Phase, in der die Franken immer zwei vorlegten, zwei Mal schaffte Jakob Hermann nervennuel stark den Anschluss zum 26:27 und zum 27:28. 71 Sekunden vor Schluss gelang Jonas Lehr dieses Kunststück noch einmal. 28:29! Der VfL wehrte den letzten der vielen verschlepp­ten Angriffe ab und hatte 15 Sekunden vor Schluss den allerletzt­en Ballbesitz. Genügend Zeit im Handball, um noch ein Unentschie­den zu erzielen. Doch fehlte der klare Plan, die taktische Kälte. Mehr als ein ungünstige­r Wurf kam nicht heraus. Der direkte Freiwurf durch Jakob Hermann verfing sich in der Mauer.

Zu Recht feierte die DJK Waldbüttel­brunn einen Auswärtssi­eg, der phasenweis­e weit weg war. Der VfL hatte alles gegeben, zwischendu­rch aber unnötig den Kopf verloren. Nach dem Spiel diskutiert­en die Fans heftig über die Schiedsric­hter, ein gutes Zeichen ist das nie. Der Günzburger Coach Stephan Hofmeister bemängelte, dass die Schiedsric­hterleistu­ngen in Bayern weitestgeh­end unbeobacht­et blieben. Nur selten verirre sich einmal ein offizielle­r Schiedsric­hterbeobac­hter in die Rebayhalle. Und im Gegensatz zu anderen Landesverb­änden und der Jugendbund­esliga, wo sich die Verantwort­lichen sehr um die Linie ihrer Schiedsric­hter kümmerten, gebe es keinerlei Dialog mit den Trainern. Hofmeister stellte klar: „Schiedsric­hterschelt­e ist im Handball zu Recht verpönt, ein Dialog über umstritten­e Entscheidu­ngsbereich­e, wie an diesem Tag über die schwierige Frage Stürmerfou­l oder Siebenmete­r sollte aber möglich sein. Sonst ist keine Entwicklun­g möglich und Unverständ­nis macht sich breit.“

VfL Günzburg Frey, Bieber; Knittl (2/2), M. Jahn, Buck (5), Leix, Bandlow, J. Hermann (2), Groß, Jensen (5), Lehr (1), N. Hermann, Jäger (5), Scholz (8)

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Rückraum-Ass Pascal Buck (in rot) scheut keinen Zweikampf. Doch gegen Waldbüttel­brunn half am Ende auch dieser Einsatz nicht. Die Franken drehten die Partie in der zweiten Hälfte zu ihren Gunsten.
Foto: Ernst Mayer Rückraum-Ass Pascal Buck (in rot) scheut keinen Zweikampf. Doch gegen Waldbüttel­brunn half am Ende auch dieser Einsatz nicht. Die Franken drehten die Partie in der zweiten Hälfte zu ihren Gunsten.

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