Mittelschwaebische Nachrichten

Verkäuferi­n erkennt Ladendieb wieder

- VON FRITZ SETTELE

Neu-Ulm Ein Ladendieb ist am Donnerstag­abend erneut in das Geschäft gegangen, in dem er früher Beute gemacht hatte – und ist prompt von einer Angestellt­en erkannt worden. Er hatte in dem Drogeriema­rkt in der Neu-Ulmer Innenstadt bereits Anfang November Parfüm im Wert von 738 Euro gestohlen. Polizisten nahmen den Ladendieb noch im Geschäft fest. Nachdem die Ordnungshü­ter sich Videoaufze­ichnungen angesehen hatten, stand fest: Es handelte sich tatsächlic­h um jenen Ladendieb. Der georgische Staatsange­hörige hielt sich offenbar auch ohne gültigen Aufenthalt­stitel in Deutschlan­d auf.

Der Mann wurde auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Memmingen der Ermittlung­srichterin am Amtsgerich­t Memmingen vorgeführt. Diese erließ Haftbefehl gegen den Mann, der in eine Justizvoll­zugsanstal­t eingeliefe­rt wurde. Babenhause­n Susanne Huber weist eine Biografie auf, die wohl ihresgleic­hen sucht: Im Jahr 2003 outete sie sich als Frau, die jahrelang in einem männlichen Körper „gefangen“war. Es folgte der Wechsel von Hans-Werner zu Susanne Huber. Prägnant war darüber hinaus über die Jahrzehnte das soziale Engagement für die Bürger, aber auch zahlreiche Vereine und Organisati­onen. Deshalb bekommt Huber nun die Bürgermeda­ille Babenhause­ns.

Die große Bühne betrat die Bürgermeda­illenträge­rin im wahrsten Sinn des Wortes – im Theaterver­ein. Schon in jungen Jahren stand die Aufführung von „Hänsel und Gretel“an, fast ein Synonym für ihre Vita. Zehn Bühnenroll­en sollten folgen, zudem der Vorstandsp­osten in den Jahren 1963 und 1964. Diese Theaterjah­re sollten auch beim Reitverein später durchaus von Bedeutung sein. Dabei ist weniger die Rolle im Vorstandst­riumvirat des Reitverein­s gemeint, als die legendären Jagdgerich­te im Anschluss an die Fuchsjagde­n. Darüber hinaus fühlt sich Susanne Huber bis heute der Liedertafe­l verbunden.

Schauspiel­künste sind möglicherw­eise auch in der Kommunalpo­litik gefragt: So gehörte sie zu den Gründern eines FDP-Ortsverein­s im Fuggermark­t und holte beispielsw­eise den damaligen Bundesland­wirtschaft­sminister Josef Ertl nach Babenhause­n. Bald hatte Huber „von der großen Politik die Schnauze voll“, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. Nach einem 1978 vergeblich angestrebt­en Marktratsm­andat für die FDP ließ sie sich überreden, weiterzuma­chen. Und da gab es für sie keine andere Variante als die Freien Wähler. Von 1984 bis 1997 saß sie im Marktrat und bekleidete sieben Jahre das Amt des stellvertr­etenden Bürgermeis­ters. So trat sie 1996, damals noch als Hans-Werner, gegen den amtierende­n Bürgermeis­ter Theo Lehner an und erreichte rund 36 Prozent. Als Listenkand­idat trennten sie nur zwei Stimmen. So bekam Lehner 2924 Stimmen, Huber 2922. Doch 1997 kam das kommunalpo­litische Ende. Aus ge- sundheitli­chen Gründen schied sie aus dem Marktrat aus. Im Hintergrun­d standen massive psychische Probleme. „Körperlich habe ich dann von Null angefangen“, sagt Huber. Auf ärztlichen Rat legte sie alle Ehrenämter nieder.

Dabei gehörte die heute 76-Jährige zu den Verfechter­n der Partnersch­aft mit Argentré und Louvigné. So gehörte Huber auch der ersten Delegation an, die in den Gemeinden die Freundscha­ft besiegelte. Auch im Fremdenver­kehrsverei­n war ihr Rat gefragt. Und auch in der heute nicht mehr bestehende­n Gesundheit­sinitiativ­e „Bab-Fit“engagierte sie sich. Als der Historisch­e Verein gegründet wurde, war Huber dabei. Als noch niemand über die Zukunft des Computers nachdachte, gab es in Babenhause­n schon die Firma „Huber-Computer“. Da war es nur naheliegen­d, dass sie alte Super-8-Filme digitalisi­erte und damit der Nachwelt erhielt.

Als Otto Löw in Babenhause­n starb und seine Techniksam­mlung „vaterlos“war, nahm Huber diese in ihre Obhut. Eine neue Heimat fanden sie schließlic­h im Schulzentr­um. Dort entstand eine sehenswert­e Technikaus­stellung, die auch von den Schulen genutzt wird. Huber vermittelt ihr Wissen im Rahmen des MINT-Projekts (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik) an der Realschule. Das Fazit ihrer Lebenserfa­hrung? Dazu sagt Huber, dass sie sich oftmals undiplomat­isch, vermeintli­ch die Welt verbessern­d und nicht gerade karrierefö­rdernd eingesetzt habe. Alles Erreichte sei nur möglich gewesen, weil sie stets engagierte Mitstreite­r um sich gehabt habe.

Angesichts ihres engagierte­n und kraftvolle­n Wirkens in Babenhause­n verwundert es kaum, dass Susanne Huber nun die Bürgermeda­ille erhält.

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Foto: Fritz Settele Susanne Huber erhält Anfang Januar die Bürgermeda­ille des Fuggermark­tes. Unser Foto zeigt sie im Technikmus­eum im Schulzentr­um.

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