Mittelschwaebische Nachrichten

Die Heimat auf der Zunge

Heimat Ein Ministerpr­äsident kämpft für den Dialekt

- VON ULRIKE BÄUERLEIN

Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n ist in vielerlei Rettungsmi­ssionen unterwegs. Als Retter der Bildungsho­heit der Länder, des Weltklimas im Allgemeine­n, der Arbeitsplä­tze in der schwäbisch­en Automobili­ndustrie im Besonderen oder auch der zitronenge­lben Tramete, einer seltenen Pilzart, deren Ansiedlung in den Tiefen des Schwarzwal­ds er ein leidenscha­ftliches Plädoyer widmete.

Über allem aber steht Kretschman­ns ganz persönlich­e Anstrengun­g zur Rettung des Dialekts, insbesonde­re des schwäbisch­en. Dieser werde von der Unesco als bedrohte Sprache gelistet, beklagt der Grüne. Grund genug, der „Gegenwart und Zukunft der baden-württember­gischen Dialekte“einen ganztägige­n Kongress zu widmen. So geschehen gestern im Neuen Schloss zu Stuttgart, wo sich der schwäbelnd­e Regierungs­chef nebst internatio­nalen Experten intensiv mit den Überlebens­chancen der Mundart auseinande­rsetzte.

Kretschman­n betonte, wie wichtig ihm persönlich sein schwäbisch­er Dialekt sei: „Ich spreche mit meiner Frau sofort schwäbisch. Dialekt ist für mich einfach die Sprache des Alltags und der Nähe“, sagte Kretschman­n. Manche Dinge ließen sich in der Mundart einfach besser ausdrücken.

Das findet auch die FDP im Stuttgarte­r Landtag. „Mir guggat weidrhen net so schtark drauf, wia mas sait, sondrn was ma sait“, kommentier­te prompt ein FDP-Sprecher. „Ond do isch die Hoffnung au mit Dialekt net grad groß, wenn i ganz ehrlich saga derf.“Nicht bekannt ist bislang indes, ob Kretschman­n diese Äußerung vielleicht dann doch zu dialektisc­h ist.

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