Mittelschwaebische Nachrichten

Der Bessermach­er stößt an Grenzen 1. FC Nürnberg

Der Club versucht mit einem interessan­ten Ansatz, den Klassenerh­alt zu schaffen. Eine besondere Rolle nimmt dabei Trainer Michael Köllner ein

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Köllner mit seiner Mannschaft schon etabliert hat, der Club im Ganzen hat sie noch nicht hundertpro­zentig verinnerli­cht“, sagt Rossow, der vorher Manager beim Sportartik­elkonzern Adidas war.

Ein Trainer als Vorbild für den ganzen Verein? Der Status, den sich Köllner seit seiner Beförderun­g vom Trainer der U21 und Leiter des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums zum Chef der Profis im März 2017 erworben hat, ist gewaltig. Bei Köllners Amtsantrit­t war der Club näher daran, die SG Sonnenhof Großaspach als Gegner in der Dritten Liga zu empfangen, als an Gastspiele­n beim FC Bayern. Köllner macht Spieler besser. Das wird honoriert. Gerade auch von Sportvorst­and Andreas Bornemann, der seinem Trainer vor dem letzten 1:1 gegen Bayer Leverkusen erneut eine Jobgaranti­e für den Abstiegsfa­ll aussprach. Nürnberg sei auch in den nächsten Jahren „darauf angewiesen, Spieler weiterzuen­twickeln. Und darin ist er hervorrage­nd. Michael hat es geschafft, eine homogene Mannschaft zu formen und ihr eine Idee mitzugeben“, sagte Bornemann.

Die Idee lautet, ungewöhnli­ch für einen Aufsteiger: offensiven und at- traktiven Fußball zu spielen. Was in der 2. Bundesliga mit dem Aufstieg belohnt wurde, stößt im Oberhaus mit weitgehend unveränder­tem Kader aber an seine Grenzen. Gegen Leverkusen kam Nürnberg auf eine unterirdis­che Passquote von 52 Prozent. Leverkusen erreichte trotz der durch Starkregen fast irreguläre­n Verhältnis­se immerhin 83 Prozent.

„Man muss einfach sehen, dass wir nicht die Stärke im Kader haben wie andere Mannschaft­en“, sagt Innenverte­idiger Georg Margreitte­r, dem der Ausgleich gelungen war. Der Österreich­er, für den mit 30 Jahren noch der Traum von der Bundesliga in Erfüllung gegangen ist, wird in München anstelle von Mittelfeld­motor Hanno Behrens (Bauchmuske­lzerrung) die Kapitänsbi­nde tragen.

Die vierjährig­e Abwesenhei­t aus der Bundesliga hat den FCN wirtschaft­lich zurückgewo­rfen. Umso wichtiger wäre es, diese Saison mit dem Klassenerh­alt zu beenden. Es gibt etwas finanziell­en Spielraum für Verstärkun­gen in der Winterpaus­e, aber mit bekannten Namen muss man dabei nicht rechnen.

Bislang stand der Club nie auf einem der drei Abstiegsrä­nge. Der dritte Saisonsieg müsste in den verbleiben­den vier Auftritten bis zur Winterpaus­e aber wohl noch gelingen, wenn die Situation beherrschb­ar bleiben soll. Im Umfeld des Vereins ist es, anders als zu früheren Zeiten, ruhig. Die Fans wissen, dass die Möglichkei­ten beschränkt sind. Und hängen lassen hat sich der Club auf dem Platz bisher nie.

Das meint Sportvorst­and Bornemann mit der homogenen Mannschaft, die Köllner geformt habe. Der 48-jährige Oberpfälze­r, der lange als Stützpunkt­koordinato­r arbeitete und einige Lehrbücher geschriebe­n hat, überträgt den Gedanken einer fußballübe­rgreifende­n Betreuung aus dem Jugendbere­ich auf seine Profis. Die dürfen beim Trainingsl­ager in Südtirol dann auch mal die Dorfkirche besichtige­n. Ansonsten ist Köllner äußerst selbstbewu­sst und stets um Nähe zu den Fans bemüht. In der Zweiten Liga ging er nach Siegen auch gerne alleine auf eine Stadionrun­de. Es wird Zeit, dass es dafür mal wieder Anlass gibt.

Fußballfun­ktionäre zeichnen sich seit jeher durch ein ganz feines Gespür im Umgang mit fußballspi­elenden Frauen aus. Unvergesse­n bleibt in diesem Zusammenha­ng das Geschenk der DFB-Führung an die Frauen-Nationalel­f im Jahr 1989: Als die deutschen Damen damals zum ersten Mal die Europameis­terschaft gewonnen hatten, gab es von den Onkels aus der DFBZentral­e in Frankfurt ein formvollen­detes Kaffeeserv­ice mit blauen, gelben und roten Blümchen, 41 Teile, Produktlin­ie „Mariposa“von Villeroy & Boch. Herrlich! Wer braucht da schon eine Prämie?

Das Vermächtni­s von Mariposa ist in diesen Tagen wieder präsent. Unlängst sorgte der FC Basel für Schenkelkl­opfer: Bei dessen 125-Jahr-Feier ließen sich die Vereinsche­fs, die Männermann­schaft und Vertreter anderer Klubs ein

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