Mittelschwaebische Nachrichten
Tumult am Illertisser Bahnhof: Zweiter Prozess, neues Urteil Justiz
Ein handfester Streit in Illertissen im April 2017 hat nun erneut ein Gericht beschäftigt. Die Entscheidung sah völlig anders aus
näherte und sich zu ihnen setzen wollte. „Die macht immer nur Ärger! Die kommt auch immer betrunken!“, waren die Aussagen der Männer vor Gericht. Deswegen hätten sie der Frau gesagt, sie solle sich an einen anderen Tisch setzen.
Das passte der Angesprochenen wiederum nicht und sie begann, die Männer lautstark zu beschimpfen und zu beleidigen. Die packten die Frau am Jackenkragen und schubsten sie weg. Die Angegriffene trat daraufhin nach den Männern. Eine Untersuchung ergab bei ihr einen Alkoholwert von 1,23 Promille. Damit hatte sie mehr als doppelt so viel intus als die Männer.
Eine Gruppe von Jugendlichen, die nur wenige Meter entfernt stand, mischte sich ein und versuchte die Streitenden zu beruhigen. Sie alarmierte auch die Polizei. Der Angeklagte warf damals einen Aschenbecher auf den Boden, um seine Wut über das Geschehen zu zeigen. Plötzlich lag die Frau ein paar Meter entfernt auf dem Boden und blutete aus einer Wunde am Kopf. Die Polizei nahm den Vorgang auf. Erst ein paar Tage später zeigte das vermeintliche Opfer die beiden Männer an. Der Angeklagte habe ihr eine Ohrfeige verpasst, die sie zu Boden geworfen habe, hieß es nun.
Alle Zeugenaussagen bestätigten gleichlautend jedoch die Angaben des Angeklagten, dass er die Frau nicht geschlagen habe. Auch für die Polizei war nicht klar, ob die Frau nicht etwa wegen ihres Trunkenheitszustands zu Boden gegangen war. In der Berufungsverhandlung in Memmingen konnte die Frau dazu nicht angehört werden. Sie befindet sich derzeit in einer Entziehungstherapie.
Übereinstimmend haben das Gericht und die Staatsanwaltschaft nach etwa zwei Stunden das Verfahren ohne irgendwelche Auflagen eingestellt. Es gab für beide keinerlei Anhaltspunkte, das Urteil des Amtsgerichts aufrecht zu erhalten.
Der Richter lobte die Jugendlichen dafür, dass sie sich in das Geschehen beruhigend eingemischt und die Polizei gerufen hatten.