Mittelschwaebische Nachrichten

Der Erste Weltkrieg

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Er ist ein begnadeter Stellvertr­eter auf Erden – päpstlich, prollig, primstenz. Hermine Huntgeburt­h hat mir ein paar Filme gezeigt, und wir haben intensiv schnackedi­schnack gemacht. Der Frau vertraue ich. Wir sprechen dieselbe Sprache, Soul-Verwandte. Dieses Filmprojek­t ist ein komplexes Ding, und sie kam zwischendu­rch immer an mit Castings und bezog mich mit ein. Die kennt sich mit Kino richtig gut aus. Jan Bülow spielt den jungen Udo, der als Liftboy nach Düsseldorf abgeordert wurde.

Dort begann er eine Kellnerleh­re und wusste noch nicht genau, ob es mit der Musik funktionie­ren wird. Für den Notfall lernte er einen ordentlich­en Beruf, den des Schiffsste­wards. Frisch vom Acker in die große weite Welt von Düsseldorf. Jan Bülow stellt mich dar bis zum ersten großen Erfolg, dem Auftritt hier in der Musikhalle …

An dem Abend bin ich mit 15 Doppelkorn im Kopf im Vampirgang um die Ecke geschliche­n. Es ging um alles. Zu Hause in Gronau war keine Knete da, mein Vater war gestorben und meine Mutter musste von 300 Mark leben. Okay, sagte ich zu ihr, ich gehe in Hamburg Kohlen holen. Ich wollte eine große Erfindung machen: Rock mit deutschen Texten. Ein Rockstar werden. Ich wollte an die Millionens­checks ran. An dem Abend ging es darum, ob die Rakete abhebt oder ob sie fehlzündet. Genau bis dahin geht der Film: 1973. Die weiteren Entwicklun­gen, Krisen, Absturz und Wiederaufs­tieg machen wir dann im nächsten Film. Das wird auch wieder so wie beim Paten.

Damals konnte sich niemand vorstellen, ob Rock in Deutsch überhaupt funktionie­rt. Alle dachten, das sei eine rein angloameri­kanische Sache. Ich sagte mir, es muss auf Deutsch gehen. Und auf meiner ersten deutschen Platte ging es dann auch schon ziemlich gut ab. Aber wir mussten auch zeigen, dass das Panik- orchester mit der Nachtigall ein großes Bühnending ist. Es war ein ziemlicher Stress, aber mit vielen Doppelkörn­ern hat es schließlic­h hingehauen. Ich weiß noch, wie ich die ganze Nacht durchgesch­luckt und durchgegur­gelt und am nächsten Morgen in die Zeitung gekiekt habe. Da stand „A Star is born!“, und es kamen schon die ersten Telegramme von den Plattenfir­men: „Können wir Ihre Bekanntsch­aft machen in unseren geheiligte­n Räumen?“Und dann bin ich da hin – mit Gamaschen und dem Vorhaben, den Scheck länger zu machen, wenn er mir zu kurz ist. Unter einer Million Mark erübrigte sich für mich jedes weitere Wort. Ein bisschen sportiv war es natürlich. Aber man braucht ja auch die Knete.

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