Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Investitio­n, die Rendite bringt

- VON REBEKKA JAKOB redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Es klingt erst mal wie eine Menge Holz: 50 000 Euro investiert der Landkreis Günzburg künftig jährlich in den Betrieb des Klostermus­eums Wettenhaus­en, 10 000 Euro kommen obendrauf, wenn ein Aufzug gebaut wird. Wie klein diese Summen anderersei­ts sind, beweisen die Kostenschä­tzungen: 200 000 Euro wird vermutlich allein der Bau des Aufzugs kosten, zu den jährlichen Betriebsko­sten zählt auch die umfangreic­he Wartung, die ebenfalls ins Geld geht.

Mit der im Verhältnis relativ kleinen Summe kauft der Landkreis allerdings gut ein. Denn die Kostenüber­nahme ist keine reine Spende ans Kloster, sondern hat einen ganz handfesten Gegenwert, nicht nur für den Landkreis, sondern auch die ganze Region. Für drei Veranstalt­ungen pro Jahr darf der Landkreis den historisch­en, repräsenta­tiven Kaisersaal beispielsw­eise nutzen. Hier tagte auch schon der Kreistag – Ratsmitgli­eder, Verwaltung und Zuhörer erklommen die über Jahrhunder­te ausgetrete­nen Steinstufe­n in den zweiten Stock. Genauso tun das auch jedes Jahr die Besucher des traditione­llen Johannisem­pfangs der IHK, dem jährlichen Klassentre­ffen der heimischen Wirtschaft. Barrierefr­ei war der Zugang für beide Veranstalt­ungen freilich nicht. Genau hier beginnt ein Mehrwert des Landkreis-zuschusses. Denn der neue Aufzug wird nicht nur Museumsbes­ucher, sondern auch Gäste von Veranstalt­ungen des Kaisersaal­s nach oben befördern.

Anderersei­ts hilft Geld, das aus dem Landkreis-topf für die Sanierunge­n in den Museumsräu­men und dem Treppenhau­s verwendet wird, beim Erhalt des Großen und Ganzen, der historisch­en Klosteranl­age, die mit der Erinnerung an die Vergangenh­eit einen wichtigen Schritt in die eigene Zukunft macht. Und von einem gut erhaltenen, mit Leben erfüllten Kloster Wettenhaus­en hat am Ende der Landkreis wieder etwas – ein weiteres Schmuckstü­ck in der wachsenden Tourismusr­egion beispielsw­eise.

Praktisch unbezahlba­r ist dagegen die Aufmerksam­keit, die das Kloster durch das neue Museum für sich, für seine Gebäude und deren Probleme bekommt. Risse in der Stuckdecke der Räume werden wohl erst mal bleiben, Besucher werden nicht nur etwas über frühere Pracht und Herrlichke­it erfahren, sondern auch erkennen, dass noch viel zu tun ist, um die historisch­en Mauern zu bewahren.

Sollte es hier gelingen, zwischen den ausgestell­ten Schätzen aus der Vergangenh­eit den unschätzba­ren Anstoß zu setzen für die ersehnte Rettung durch das richtige Konzept und die richtige Investitio­n, dann wird der Landkreis mit seiner vermeintli­ch kleinen, großen Investitio­n in den Aufbau des Museums eine gigantisch­e Rendite einfahren.

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